INV-THA916 Kirchgasse 18, 1820 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-THA916
Signatur Archivplan:THA916
Titel:Kirchgasse 18
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordwesten (2019)
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Thalheim (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Oberdorf
Adresse:Kirchgasse 18
Versicherungs-Nr.:18
Parzellen-Nr.:218
Koordinate E:2649945
Koordinate N:1253931

Chronologie

Entstehungszeitraum:1820
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:THA002, THA915, THA917
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau
Epoche / Baustil (Stufe 3):Biedermeier

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2020

Dokumentation

Würdigung:1820 für Sigrist Johannes Umiker errichteter bäuerlicher Vielzweckbau, der zusammen mit einem analog situierten Nachbarhaus (Bauinventarobjekt THA917) eine Baugruppe in leicht erhöhter Lage neben der Pfarrkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt THA002) bildet. Das traufbetonte Gebäude zeigt an der nach Norden zur Kirchgasse gerichteten Stubenfront eine zeittypische spätklassizistische Gliederung mit Einzelfenstern. Als Besonderheit fällt eine gotisches Masswerkfragment im Ostgiebel der Ökonomie auf, das ebenso aus der benachbarten Kirche stammen muss wie eine als Ofenfuss wiederverwendete Grabplatte von 1698. In seiner markanten und weithin sichtbaren Lage im unmittelbaren Umfeld der Pfarrkirche kommt dem Gebäude insbesondere ein ausgesprochen hoher Situationswert für das gut erhaltene Ortsbild von Thalheim (ISOS, nationale Bedeutung) zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Im Brandkataster wurde das Gebäude 1820 eingetragen und als ein «zweistökiges ganz neues u. mit Zieglen gedektes Haus und Scheuer mit 1 gew. Keller» beschrieben [1]. Bauherr war Johannes Umiker, Sigrist, was wohl auch die Wiederverwendung mindestens zweier Werkstücke aus der Kirche erklärt, eines gotischen Masswerkfragments an der östlichen Stirnseite der Scheune sowie einer Grabplatte als Ofenfuss der 1828 (evtl. 1820?) datierten Sitzkunst [2]. 1834 wurde die «Errichtung einer zweiten Wohnung & eines Wagenschopfs» eingetragen. Im nachfolgenden Eintrag von 1850 sind als Eigentümer die Gebrüder Abraham, Jacob und Caspar Wernli vermerkt, in deren Familie die Liegenschaft bis ins frühe 20. Jh. verblieb. 1895 erfolgte eine Verbesserung.
Um 1990 wurde das Gebäude unter Erhaltung der Balkenlagen, teilweise auch der Raumstruktur sowie einiger Ausstattungselemente renoviert. Der Kachelofen wurde unter Verwendung der alten Kacheln neu aufgesetzt; die zuvor als Ofenfuss verwendete Grabplatte wird seither separat bewahrt.
Beschreibung:Der mit dem First parallel in den ansteigenden Hang gesetzte bäuerliche Vielzweckbau erhebt sich zusammen mit einem analog situierten Pendant (Bauinventarobjekt THA917) in der unmittelbaren Nachbarschaft des leicht erhöhten Kirchenbezirks (Pfarrkirche: Kantonales Denkmalschutzobjekt THA002), wodurch die beiden Gebäude im Ortsbild schon von ferne markant in Erscheinung treten. Das traufständige, von der Kirchgasse leicht zurückversetzte Gebäude besteht aus einem gemauerten und verputzten Wohnteil auf der zur Kirche gerichteten Westseite sowie einer in Mischbauweise aus Stein und Holz erstellten Ökonomie, die beide unter einem durchgehenden geknickten Satteldach liegen. Der zweigeschossige Wohnteil zeigt an der nach Norden zur Strasse gerichteten Stubenfront eine zeittypische spätklassizistische Einzelbefensterung in vier regelmässig verteilten Achsen. Die Fenstergewände sind auf dem um 1990 erneuerten Verputz lediglich aufgemalt. Der Hauseingang liegt neben dem ehemaligen Tenn. Die zur Kirche gerichtete westliche Stirnseite war früher wohl gänzlich blind; die heutige Sitzplatzüberdachung unter Schleppdach stammt von der Renovation um 1990. Am teils zu Wohnzwecken und teils zu einer Einstellhalle umgebauten Ökonomieteil ist die frühere Nutzungsabfolge Tenn-Stall (Mittertennhaus) abzulesen. Die Verbretterung der Traufseite ist erneuert. An die gemauerte östliche Stirnseite schliesst eine Remise an. Darüber öffnet sich prominent am Fuss des Giebels ein rosettenartiges gotisches Masswerkfragment mit zwei Dreipässen und einem Vierpass, das aus der benachbarten Kirche stammen muss. Eine Verbretterung unter dem First ist vielleicht als Hinweis auf einen früheren Krüppelwalm zu verstehen. Stärker verändert ist die kaum einsehbare, zum Waldrand gerichtete hangseitige Längsfront. Die mit Falzziegeln eingedeckten Dachflächen bewahren ihre Geschlossenheit.
Vor der westlichen Stirnseite lehnt heute die bis zum Umbau um 1990 als Ofenfuss der Sitzkunst verwendete Grabplatte von 1698, die eine Reliefdarstellung des Todes mit Sanduhr zeigt.
Das Innere des Wohnteils lässt nach dem Umbau um 1990 noch die frühere Raumstruktur mit durchgehendem tennseitigem Quergang und daran anschliessendem vierteiligem Grundriss erahnen. Die strassenseitigen Wohnräume wurden zusammengefasst. Die hangseitige Kammer neben der Küche soll ehemals als Webraum gedient haben [3]. Erhalten haben sich aus der Bauzeit die Balkenlagen, einzelne Türen sowie ein Wandschrank im Obergeschoss. In der Stube steht ein aus den alten Kacheln neu aufgesetzter grüner Kastenofen, am Kranz signiert «Joh. Jakob Andres, Jünger, Hafner in Aarau, 1836». Der hübsche weisse Zierfries zeigt Vasen mit Girlanden und Sinnsprüchen in zeittypischer Manier. Die Sitzkunst trug vor dem Neuaufsetzen die Inschrift «18 IOH VK 28» (für Johann Umiker) [4]. Ein Gewölbekeller erstreckt sich quer zum First unter dem Wohnteil. Das Dachgerüst ist eine firstlose Sparrenkonstruktion mit Aufschieblingen über kräftig dimensionierten liegenden Stuhljochen.
Anmerkungen:[1] StAAG, Brandkataster Thalheim.
[2] Die Verwendung der Grabplatte als Ofenfuss und die Jahrzahl der Sitzkunst sind dokumentiert bei Stettler / Maurer Kdm AG II 1953, S. 416 sowie Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation, um 1950 (samt Zeichnung der Grabplatte, deren Schauseite offenbar nach unten zeigte und unter gewissen Verrenkungen zugänglich war).
[3] Freundl. Hinweis des Eigentümers (2019).
[4] Gemäss Stettler / Maurer Kdm AG II 1953, S. 416.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Literatur:- Michael Stettler / Emil Maurer, Die Bezirke Lenzburg und Brugg (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. II), Basel 1953, S. 416.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): Bezirksamt Brugg, ZwA 1942.0001, Brandkataster Gemeinde Thalheim, 1809-1849; CA.0001/0192-0194, Brandkataster Gemeinde Thalheim, 1850-1938 (alte Vers.-Nrn.: 1820: 137, 1829: 15, 1850: 17, 1876: 17).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Kunstdenkmäler-Archiv: Notizen Kunstdenkmäler-Inventarisation.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136073
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds