INV-THA917 Kirchgasse 17, 1837-1838 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-THA917
Signatur Archivplan:THA917
Titel:Kirchgasse 17
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Wohnteil von Nordosten (2019)
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Thalheim (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Oberdorf
Adresse:Kirchgasse 17
Versicherungs-Nr.:16, 17
Parzellen-Nr.:1003
Koordinate E:2649983
Koordinate N:1253954

Chronologie

Entstehungszeitraum:1837 - 1838
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:THA002, THA915, THA916
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau
Epoche / Baustil (Stufe 3):Biedermeier

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2020

Dokumentation

Würdigung:1837/38 entstandener und 1896 um einen zweiten Scheunentrakt verlängerter bäuerlicher Vielzweckbau, der zusammen mit einem firstparallelen Nachbarhaus (Bauinventarobjekt THA917) eine Baugruppe in leicht erhöhter Lage neben der Pfarrkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt THA002) bildet. Das traufbetonte Gebäude ist im Unterschied zum Nachbarhaus Kirchgasse 18 mit der Stubenfront nicht zur Strasse, sondern nach Süden zum Hang ausgerichtet. An der Strassenfront fällt die doppelgeschossige hölzerne Laubenkonstruktion auf, die zur Erschliessung der Obergeschosswohnung dient. In seiner markanten und weithin sichtbaren Lage im unmittelbaren Umfeld der Pfarrkirche kommt dem Gebäude insbesondere ein hoher Situationswert für das gut erhaltene Ortsbild von Thalheim (ISOS, nationale Bedeutung) zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude wurde 1839 als ein «1837 & 38 von Stein mit Ziegeldach erbautes, zweistöckiges Wohnhaus, nebst Scheune & Stallung & 1 gew[ölbten] Keller» neu in den Brandkataster eingetragen [1]. Bauherren waren die Brüder Ludwig, Abraham, Jakob, Johann Jakob und Samuel Umiker, Sigristen, offenbar die Söhne von Sigrist Johannes Umiker, der 1820 das Nachbarhaus Kirchgasse 18 (Bauinventarobjekt THA916) erbaut hatte. In den darauffolgenden Jahrzehnten erlebte die Liegenschaft etliche Handänderungen: 1846 ging sie an Rudolf Wernli, Sektionsadjutant, 1860 an Jakob Umiker, Franzen Jakobs, 1873 an Jakob Wernli, Gemeindschreiber und 1880 an Kaspar und Samuel Schneider über, in deren Familie sie schliesslich länger verblieb. 1870 und 1880 werden je ein «Schopfanbau» vermerkt, 1896 ein «Scheunenanbau», womit das Gebäude seine heutigen Abmessungen erhielt.
Wohl sukzessive erfolgten in den vergangenen Jahrzehnten verschiedene Renovationen. Unter anderem wurde das Tenn des Kernbaus zu einem Abstell- und Werkstattraum umgenutzt.
Beschreibung:Der mit dem First parallel zum ansteigenden Hang ausgerichtete bäuerliche Vielzweckbau erhebt sich zusammen mit einem analog situierten Nachbarhaus (Bauinventarobjekt THA916) in der Nachbarschaft des leicht erhöhten Kirchenbezirks (Pfarrkirche: Kantonales Denkmalschutzobjekt THA002), wodurch die beiden Gebäude im Ortsbild schon von ferne markant in Erscheinung treten. Das mit der Traufseite leicht schräg an die Kirchgasse gelagerte Gebäude besteht aus einem gemauerten Wohnteil auf der Westseite und einem nachträglich erweiterten, langgestreckten Ökonomieteil, die unter einem durchgehenden, ungebrochenen Satteldach liegen. Rückwärtig wurde das Dach über dem Wohnteil wohl nachträglich leicht angehoben. Der zweigeschossige Wohnteil ist mit der Stubenfront im Unterschied zum Nachbarhaus nicht zur Strasse, sondern nach Süden zum Hang orientiert. Zur Strasse richtet sich daher die eigentliche Rückfront, die über eine die gesamte Breite einnehmende, hölzerne Laube mit Aussenaufgang ins Obergeschoss verfügt. Die Holztreppe bewahrt noch das alte gedrechselte Staketengeländer. Die Fassaden sind zu beiden Seiten des Treppenaufgangs mit rechteckigen Einzelfenstern in gefalzten Muschelkalkgewänden besetzt. Die Eingänge liegen auf beiden Geschossen in üblicher Disposition neben dem Tenn. Die Stirnseite, die von der Kirche her prominent in Erscheinung tritt, ist ohne Öffnungen. Im Sockelbereich wurde sie nachträglich leicht angeböscht, was im Bereich der überwölbten Kellerfenster gut zu erkennen ist und wohl den Gewölbeschub des Kellers aufnehmen sollte. Die zum Hang gerichtete Stubenfront ist mit vier regelmässigen Achsen von Einzelfenstern sowie einem Hintereingang versehen.
Der in der Nutzungsabfolge Tenn-Stall (Mittertennhaus) disponierte Scheunenteil wurde 1896 um eine analog gegliederte zweite Scheune erweitert, was an der unterschiedlichen Gestaltung der Scheunenwände beidseits der ursprünglichen Stirnmauer gut zu erkennen ist. Auf der gesamten Länge ist das Dach zu einem weiten, von Schrägstreben gestützten Vorschermen herabgeschleppt. Im Bereich des Kernbaus besteht noch die wohl seit jeher gemauerte Stallfront. Die Erweiterung zeigt am Jochbalken des Tenntors die eingeschnitzte Jahrzahl 1896, gerahmt von den Initialen «GS» (Gebrüder Schneider?); die Stallfront zeigt zeittypisches zweifarbiges Sichtbacksteinmauerwerk und Segmentbogenöffnungen. An die nur bis zur Traufhöhe gemauerte Stirnseite schliesst eine grosse Remise unter Pultdach an. An der Rückseite ist das Dach über einen Schopfanbau herabgeschleppt, der zum Wohnteil hin zu einer modernen Gartenhalle umgestaltet wurde (stirn- und traufseitige Anbauten des Ökonomieteils nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
Der Wohnteil ist im Inneren in zwei nur von aussen zugängliche Geschosswohnungen geteilt, die über einen tennseitigen Quer-, resp. Stichgang erschlossen sind und eine klassische Viererteilung mit Stube und Nebenstube nach Süden sowie Küche und Kammer nach Norden zeigen. An älterer Ausstattung sind noch ein karamelfarbener Kachelofen aus dem früheren 20. Jh. sowie ein eiserner Sparherd im Erdgeschoss, im Obergeschoss eine türkisfarbene Sitzkunst aus der Zeit um 1900 erhalten. Im übrigen sind die Räume modernisiert. Ein über einen Aussenabgang erschlossener Gewölbekeller erstreckt sich quer zur Firstrichtung unter der westlichen Hälfte des Wohnteils. Die auffallend flache Korbbogentonne musste in jüngerer Zeit im Scheitel unterstützt werden. Das Dachgerüst ist eine Sparrenkonstruktion mit liegendem Stuhl.
Anmerkungen:[1] StAAG, Brandkataster Thalheim.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): Bezirksamt Brugg, ZwA 1942.0001, Brandkataster Gemeinde Thalheim, 1809-1849; CA.0001/0192-0194, Brandkataster Gemeinde Thalheim, 1850-1938 (alte Vers.-Nrn.: 1838: 147, 1850: 16, 1876: 16, 1899: 16/17).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136074
 

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