INV-HEL930 Höhli 4, 19. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-HEL930
Signatur Archivplan:HEL930
Titel:Höhli 4
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2018)
Bezirk:Rheinfelden
Gemeinde:Hellikon
Ortsteil / Weiler / Flurname:Oberdorf
Adresse:Höhli 4
Versicherungs-Nr.:47
Parzellen-Nr.:309
Koordinate E:2636132
Koordinate N:1262126

Chronologie

Entstehungszeitraum:19th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau
Epoche / Baustil (Stufe 3):Biedermeier

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2020

Dokumentation

Würdigung:Wohl im mittleren 19. Jahrhundert entstandenes Kleinbauernhaus biedermeierlicher Prägung, das im frühen 20. Jahrhundert einen Umbau mit rückwärtiger Erweiterung erfuhr. Als seltene Rarität hat sich das liebevoll gepflegte Gebäude praktisch vollständig im Zustand der Zeit um 1910/20 erhalten und bildet damit einen wertvollen Zeugen bäuerlicher Wohn- und Baukultur an der Schwelle vom 19. zum frühen 20. Jahrhundert. Der kleinformatig dimensionierte, gemauerte Vielzweckbau präsentiert sich äusserlich mit einer streng regelmässigen dreiachsigen Fassadengestaltung am Wohnteil und einem Putzkleid aus dem frühen 20. Jahrhundert. Das Innere bewahrt eine einfache, aber gepflegte Ausstattung mit Krallentäfer und einem Kachelofen aus derselben Zeit. Durch seine Lage im steil ansteigenden Hang erhält das Gebäude eine hochragende Gestalt, mit der es am oberen Rand des Helliker Oberdorfs trotz seiner geringen Grösse vergleichsweise markant in Erscheinung tritt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude, das mit seinen einfachen spätklassizistischen Bauformen ins mittlere 19. Jh. weist, dürfte einige Jahre vor 1850 entstanden sein, als es im ersten verfügbaren Brandkataster bereits als bestehend erwähnt wird. Der Eintrag lautete auf ein «Wohnhaus samt Scheune, Stall u. Waschhaus von Stein, 2 Stock hoch, mit Tremkeller und Ziegeldach» [1]. Eigentümer war Dominikus Meier, der vielleicht auch als Erbauer anzusprechen ist und von dem die Liegenschaft 1864 an Gregor Meier, wohl einen Sohn, überging.
Bei einem Umbau, der sich nach den Formen der Ausstattung und des Kachelofens auf die Zeit um 1910/20 datieren lässt, wurde das Gebäude im rückwärtigen Bereich um eine schmale Raumschicht sowie um teilweise offene Anbauten erweitert und im Inneren umgestaltet. Seither hat sich das Gebäude praktisch unverändert erhalten und wird seit mehreren Jahrzehnten vom heutigen Eigentümer liebevoll unterhalten.
Beschreibung:Das Kleinbauernhaus erhebt sich zuoberst im Helliker Oberdorf auf der Hangseite des schmalen Fahrsträsschens «Höhli». Es handelt sich um einen kleinformatigen bäuerlichen Vielzweckbau, der in einfachen spätklassizistischen Bauformen gehalten ist. Der durchgehend gemauerte Baukörper, der auf der Talseite hoch aus dem steil ansteigenden Terrain ragt, teilt sich in einen westlich angelegten Wohnteil sowie eine östlich anschliessende Ökonomie und liegt unter einem geraden, strassenseitig weit vorspringenden Satteldach. Der Wohnteil ist in den beiden Vollgeschossen mit drei Achsen von Einzelfenstern versehen. Die Erschliessung erfolgt über den talseitig geschosshoch freiliegenden Kellersockel. Der neben dem Tenn gelegene Hauseingang zeigt ein profiliertes Rechteckgewände, das ein Türblatt aus dem frühen 20. Jh. rahmt. Die Fenster des Erdgeschosses besitzen gefalzte Steingewände, die hölzerne, von Querlatten fixierte Jalousieläden tragen. Die Fenstereinfassungen des Obergeschosses bestehen aus Holz.
Der in der Nutzungsabfolge Tenn-Stall disponierte Ökonomieteil zeigt ein rechteckiges, holzgerahmtes Tenntor. Die Stallfront ist in einer lokal verbreiteten Eigenart mit einer vertikalen Deckleistenverbretterung versehen. In der hochragenden Heubühnenwand öffnen sich zwei schmale, hinter den Streben der Dachkonstruktion versteckt angeordnete Lüftungsschlitze. Der heutige, nur die Strassenfront von Wohnteil und Ökonomie einbeziehende Besenwurf-Verputz mit Eckquaderung dürfte vom Umbau des frühen 20. Jh. stammen. Die Dachuntersicht über dem Wohnteil ist verbrettert; vor dem Ökonomieteil ist das Dach zu einem von Streben gestützten Vorschermen ausgebildet.
Die zum Dorf gerichtete Stirnmauer der Ökonomie ist ohne jegliche Öffnungen. Ihre unregelmässige Form lässt die vermutlich im frühen 20. Jh. vorgenommene hangseitige Erweiterung erkennen. An die talaufwärts gerichtete westliche Stirnseite des Wohnteils schliessen ein grosser, verbretterter Schopfanbau und an diesen wiederum ein offener Holzschopf an. An der rückwärtigen Hangseite liegt das Terrain à niveau mit dem Erdgeschoss. Das Dach ist hier über eine offene, laubenartige Raumschicht weit herabgeschleppt. Unter dem vollständig überdachten, teilweise doppelgeschossig offenen Bereich sind die Veränderungen des frühen 20. Jh. nachvollziehbar: Am Wohnteil springt die vermutlich damals angebaute heutige Küche um rund 2 Meter über die Flucht des Kernbaus vor und fluchtet so mit dem ebenfalls rückwärtig verbreiterten Ökonomieteil. Die rückwärtige Erweiterung des Obergeschosses ist als Holzkonstruktion ausgeführt. Über die Laubenzone führt ein Treppenaufgang ins Obergeschoss. Vor der Rückfront des Ökonomieteils ist das Vordach zu einer offenen Remise ausgebildet.
Das Hausinnere hat sich in Bezug auf Raumstruktur und Ausstattung praktisch vollständig im Zustand nach dem Umbau des frühen 20. Jh. erhalten. Der Hauseingang öffnet sich auf einen Quergang mit Treppenaufgang ins hoch gelegene Erdgeschoss; strassenseitig beherbergt der Kellersockel einen ausgebauten Wohnraum. Im Erdgeschoss nimmt die Stube die gesamte Tiefe des Kernbaus ein; strassenseitig ist davon eine in den Raum einspringende Nebenkammer abgetrennt. Die Ausstattung besteht aus einem einfachem Krallentäfer, das eine hübsche zweifarbige Fassung mit trennendem Schablonenfries zeigt, sowie einem grünen Kachelofen samt Sitzkunst aus der Zeit um 1910/20. Die Küche liegt im rückwärtig erweiterten Bereich und besitzt noch einen zweifarbigen Zementplatten, einen Eisenherd sowie einen Schüttstein aus Terrazzo. Das nur rückwärtig von aussen zu betretende Obergeschoss ist in einen kurzen Stichgang und drei kleine Kammern geteilt, die teilweise jüngeres Federtäfer zeigen. Im Dachgeschoss wurde in jüngerer Zeit ein zusätzlicher Wohnraum eingerichtet. Die Raumstruktur des Hausinneren vor dem prägenden Umbau des frühen 20. Jh. wie auch die damalige Lage der Küche lassen sich nicht mehr nachvollziehen. Vielleicht wurde das Haus damals rückwärtig auf Erdgeschossniveau betreten.
Der Ökonomieteil hat sich samt einfachem hölzernem Stalleinbau ebenfalls im alten Zustand erhalten. Zum Wohnteil hin wurde im Dachgeschoss in jüngerer Zeit eine Brandmauer eingezogen. Das Dachgerüst ist eine Pfetten-Rafen-Konstruktion. Die Veränderungen im Zug der rückwärtigen Erweiterung sind über dem Ökonomieteil gut ablesbar.
Anmerkungen:[1] StAAG, Brandkataster Hellikon.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0543-0545, Brandkataster Gemeinde Hellikon, 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136095
 

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