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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1860 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Hauseingang) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Öffentliche Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Schulhaus |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Spätklassizismus |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Benedikt Stehlin |
Würdigung: | Spätklassizistisch geprägtes Schulhaus, das 1860 nach Plänen des basellandschaftlichen Hochbauinspektor Benedikt Stehlin erbaut wurde und ursprünglich auch das Gemeindearchiv beherbergte. Der zweigeschossige Mauerbau, dessen Halbwalmdach von einem kleinen Dachreiter bekrönt wird, ist in seiner äusseren Erscheinung mit zeittypisch axialsymmetrisch gegliedertern Fassaden intakt erhalten. Das Schulhaus bewahrt an der strassenseitigen Vorderfront ein steinernes, fein profiliertes Rechteckportal mit Verdachung auf Volutenkonsolen sowie ein an den Trauffassaden verlaufendes schmuckvolles Kranzgesims mit Zahnschnittfries. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Ende des 18. Jh. besass Olsberg noch kein Schulhaus, weshalb die Dorfkinder die Schule in Magden besuchten. Im Zusammenhang mit den bildungspolitischen Reformen Kaiser Josephs II. wurde die Gemeinde Olsberg 1792 von der vorderösterreichischen Regierung zum Bau eines Schulhauses aufgefordert. Das Vorhaben scheiterte, da die erhoffte finanzielle Unterstützung des Zisterzienserinnenklosters ausblieb [1]. Erst nach der Angliederung des Fricktals an den Kanton Aargau 1803 und mit dessen Unterstützung sah sich das Dorf im Stande, ein eigenes Schulhaus zu errichten. Das erste Olsberger Schulhaus wurde als bescheidener, eingeschossiger Bau an der Gass 2 (Versicherungsnummer 18) realisiert und ist in durchgreifend renoviertem Zustand bis heute erhalten. 1856 forderte das Bezirksamt die Bereitstellung eines feuerfesten Gemeindearchivs, worauf die Gemeindeversammlung den Bau eines neuen Schulhauses mit integriertem Archiv beschloss. Die Pläne lieferte der basellandschaftliche Hochbauinspektor Benedikt Stehlin, der sich durch öffentliche Grossbauten in Liestal (Kantonsspital, Westerweiterung des Regierungsgebäudes) und durch Schulhäuser in Bubendorf und Ziefen einen Namen gemacht hatte. 1859 erfolgte der Rohbau; im selben Jahr wird das Gebäude im ersten Brandkatastereintrag als «Schulhaus mit gewölbten Kellern und einem Anbau von Stein und Holz unter Ziegeldach» beschrieben. 1860 war der Bau gemäss Türsturzinschrift und Brandkataster weitgehend fertig gestellt. Die Einweihungsfeier fand am 20. März 1861 statt [2]. Die Gemeindeverwaltung, die später im Parterre des Schulhauses untergebracht war, zog 2002 in einen benachbarten Neubau. |
Beschreibung: | Das Schulhaus befindet sich am Hang auf der Nordseite des zum Kloster führenden Chillweg und markiert den westlichen Auftakt zum historischen Dorfkern. Sein künstlich geebneter Standplatz ist südseitig durch eine Stützmauer aus grossen Sandsteinquadern vom Chillweg abgehoben. Ursprünglich führten zwei seitliche Rampen zum Schulhaus, von denen die westliche im Zweiten Weltkrieg einem militärischen Besammlungsplatz weichen musste [3]. Der im spätklassizistischen Stil errichtete Bau ist aus verputztem Bruchsteinmauerwerk zweigeschossig aufgeführt. Seine Sockelzone ist mit Buntsandsteinplatten verkleidet. Die strassenseitige Hauptfassade zählt fünf Achsen und zeigt ein mittiges fein profiliertes Rechteckportal mit konsolengestützter Verdachung und vorgelagerter Freitreppe. Auf dem Türsturz ist die Inschrift «Die Gemeinde ihren Kindern 1860» aufgemalt. Die östliche Stirnwand ist dreiachsig, die westliche zweiachsig befenstert; die Giebelfelder werden von dreiteiligen Fensteröffnungen mit rundbogig schliessendem Mittellicht (Serliana) besetzt. Die Farbfassung der in Sandstein gehauenen Tür- und Fenstergewände ist dem rötlichen Farbton des Bundsandsteins angepasst. Der Baukörper ist mit einem knappen Halbwalmdach versehen, das von einem kleinen blechverkleideten Dachreiter mit Schulhausglocke und geschweiftem Spitzhelm bekrönt wird. Unmittelbar unter der Dachuntersicht verläuft an den Längsseiten ein hölzernes Kranzgesims mit einem auffälligen Zahnschnittfries, das sich um die Gebäudeecken noch ein Stück weit auf den Stirnseiten fortsetzt. Beim rückwärtigen Anbau handelt es sich um eine später hinzugefügte Ergänzung und wohl auch um einen Ersatz des im Brandkataster erwähnten bauzeitlichen Anbaus. Das Innere ist in den Hauptgeschossen beidseits eines durchlaufenden Quergangs organisiert; die Schulräumlichkeiten sind vollständig modernisiert. Erhalten haben sich die Gewölbekeller sowie die Sparrendachkonstruktion. |
Anmerkungen: | [1] Marietta Meier, Standesbewusste Stiftsdamen. Stand, Familie und Geschlecht im adligen Damenstift Olsberg 1780–1810, Köln 1999, S. 244-246. [2] Baugeschichte nach Hunziker, Hoegger 2011, S. 381. [3] Hunziker, Hoegger 2011, S. 381. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung, Einzelobjekt 0.0.4, Erhaltungsziel A. |
Literatur: | - Edith Hunziker, Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 9: Der Bezirk Rheinfelden, Bern 2011, S. 381. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Basel 2002, S. 125, Abb. 197. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0567-0569, Brandkataster Gemeinde Olsberg, 1850-1937. - Gemeindearchiv Olsberg, Protokolle der Gemeindeversammlung 1856 III 9; IV 20; VII 13; IX 28; X 2. 1858 IV 25; V 30; VIII 26. 1859 I 16; XI I. 1860 I 8; III 25. 1861 III 3. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Kurzinventar Olsberg IX-7/6 (1997). |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136174 |
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