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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 16th cent. - 17th cent. |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerliches Wohnhaus |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Spätgotik |
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Dokumentation |
Würdigung: | Spätgotisch geprägtes Wohnhaus des ehemaligen «Meierhofes», dem Sitz des vom Zisterzienserinnenstift eingesetzten lokalen Verwalters («Meier»). Der zweigeschossige Mauerbau mit rückwärtiger Obergeschosslaube dürfte aufgrund seiner wuchtigen Strebepfeiler, der unregelmässigen Befensterung und des steilen Giebeldaches auf das 16./17. Jahrhundert zurückgehen. Bis zur Aufhebung des Klosters 1790 hatte der Meierhof seine ursprüngliche Funktion inne. Er ist ein geschichtlich äusserst bedeutendes Gebäude und nimmt mit seiner erhöhten Lage über dem Ortskern eine beherrschende Stellung ein. Eine konstruktionsgeschichtliche Rarität stellt das Pfettenrafendach ohne stützende Stuhlkonstruktion dar. Der im ausgehenden 19. Jahrhundert errichtete Ökonomieteil wurde 2008/09 unter Erhaltung der Grundstruktur und der Gesamterscheinung zu Wohnzwecken ausgebaut (Scheunentrakt nicht Teil des Schutzumfangs). Das Nebengebäude setzt sich aus einem älteren, nordseitigem Kernbau mit Gewölbekeller sowie einem südlichen Anbau aus dem späteren 19. Jahrhundert zusammen und diente als Waschhaus und Brennerei, zeitweilig auch als Angestelltenwohnung und Speicher. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das spätgotisch geprägte Wohnhaus gehört zum ehemaligen «Meierhof», dem Sitz des vom Zisterzienserinnenkloster Olsberg eingesetzten lokalen Verwalters («Meier»). Das steile Giebeldach, die wuchtigen Strebepfeiler sowie die unregelmässige Befensterung deuten auf ein hohes Alter des Gebäudes. Möglicherweise wurde es noch im 16. Jh. erbaut und 1602 auf dem Grenzplan von Melcher Hainrich Graber dargestellt [1]. Nach den Brandschatzungen im Dreissigjährigen Krieg (1634) musste es wiederaufgebaut werden [2]. 1682 beklagt sich die Äbtissin Franziska von Eptingen über den schlechten Zustand des Hofes [3]. Bis zur Umwandlung des Zisterzienserinnenklosters in ein weltliches Damenstift 1790 hatte der Meierhof seine ursprüngliche Funktion inne. Danach gelangte er wie die übrigen Klosterliegenschaften im Dorf in private Hände. Im 19. Jh. wurde die Ostfassade, die zuvor wohl spätgotische Reihenfenster besessen hatte, neu befenstert. Im ersten erhaltenen Brandkatastereintrag von 1850 wird das Gebäude als «Wohnhaus samt Scheune, Stall und Schof von Stein nebst Lauben von Holz, zwei Stock hoch mit Trämkellern unter Ziegeldach» beschrieben. Damaliger Eigentümer war Joseph Bürgi. 1897 wurde der Ökonomietrakt umgebaut; der Brandkataster nennt eine «Scheune mit zwei Stallungen und Einfahrt». 1923 wurde das Dach des Scheunenteils angehoben; 2008/09 wurde er unter Erhaltung der Grundstruktur und der Gesamterscheinung zu Wohnzwecken ausgebaut [4]. Der Wohnteil wurde vor einigen Jahren im Inneren renoviert. |
Beschreibung: | Der ehemalige klösterliche Meierhof, der in beherrschender Stellung oberhalb des Dorfkerns thront und das Ortsbild prägt, steht wie alle alten Häuser in Olsberg schräg zum Hang. Das Wohnhaus präsentiert sich als zweigeschossiger Mauerbau, dessen Fassaden aus mächtigem verputztem Bruchsteinmauerwerk errichtet sind und talseitig von wuchtigen Strebepfeiler gestützt werden. Hinweise auf das hohe Alter des Gebäudes sind neben dem dicken Mauerwerk das hohe, fast giebelbündige Steildach und die unregelmässige Befensterung der breitgelagerten Stirnfront. Hingegen sind die in drei Achsen abgeordneten Rechteckfenster der nach Südosten gerichteten vorderen Trauffassade im Verlaufe des 19. Jh. erneuert worden. Im nur von schartenartigen Lüftungsöffnungen erhellten Dachraum hat sich das alte Dachgebälk erhalten. Bei dem stuhllosen Pfettenrafendach mit jeweils zwei Zwischenpfetten, die in die Stirnmauern eingelassen sind und den Rafen als Auflager dienen, handelt es sich um eine sehr seltene Dachkonstruktion [5]. Der Hauseingang befindet sich, geschützt von der Laubenfront, an der hinteren Traufseite. Stube und Nebenstube besetzen die talseitige Haushälfte, während Küche und Treppenhaus im hangseitigen Hausteil untergebracht sind. Das Hausinnere wurde in den letzten Jahren unter Wahrung der tragenden Konstruktion modernisiert, die rückwärtige Laubenfront teilweise erneuert. Das westseitig benachbarte Nebengebäude (Versicherungsnummer 16) aus dem früheren 19. Jh. ist schon auf der Michaeliskarte von 1837/1843 verzeichnet und figuriert im Brandkataster von 1850 als «Speicher mit heizbaren Räumen und gewölbtem Keller, von Stein und Ziegeldach» im Eigentum von Joseph Bürgi; der Eintrag von 1875 lautet auf «Wohnhaus mit Schopf, von Stein und Holz, mit gewölbtem Keller (Branntweinbrennerei mit Waschhaus)». Das multifunktionale Nebengebäude ist ein vermutlich in mehreren Etappen erstellter langgestreckter Baukörper mit durchgezogenem geradem Satteldach. Der mittlere, gemauerte Bereich beherbergt einen Gewölbekeller. Der südliche Anbau mit der Brennereieinrichtung besteht erdgeschossig aus Zementstein-Mauerwerk mit Stichbogenfenstern, während der Oberbau in Fachwerk aufgeführt und teilweise mit einer dekorativen Bretterverschalung versehen ist. |
Anmerkungen: | [1] Melcher Hainrich Graber, Herrschaftskarte zu Hersperger und umliegenden Dörfern und Herrschaften; Grenzverlauf zwischen Basler und Oesterreichischer Herrschaft, 1602 (StABL: KP 5001.004a). [2] UeP-Kommission Olsberg, Fangblatt 5 (1981). [3] Hunziker, Hoegger 2011, S. 381–382. [4] Olsberg Baugesuchsarchiv, Baugesuch ohne Nr. vom 9.5.2008 mit Plänen von Hirt Architekten. [5] Räber 2002, S. 108. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung, Einzelobjekt 1.0.2, Erhaltungsziel A. |
Literatur: | - Edith Hunziker, Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 9: Der Bezirk Rheinfelden, Bern 2011, S. 381–382. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Basel 2002, S.108; 419, Abb. 793. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0567-0569, Brandkataster Gemeinde Olsberg, 1850-1937. - Staatsarchiv Basel-Landschaft (StABL): KP 5001.004a, Melcher Hainrich Graber, Herrschaftskarte zu Hersperger und umliegenden Dörfern und Herrschaften; Grenzverlauf zwischen Basler und Oesterreichischer Herrschaft, 1602. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Materialien Olsberg 4.1–4 (1971). - Kantonale Denkmalpflege Aargau: UeP-Kommission Olsberg, Fangblatt 5 (1981). - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Kurzinventar Olsberg IX-7/2 und IX-7/3 (1997). - Gemeinde Olsberg Baugesuchsarchiv, Baugesuch ohne Nr. vom 9.5.2008 mit Plänen von Hirt Architekten. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=138751 |
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