INV-TEU901 Mühle 16, 1751 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-TEU901
Signatur Archivplan:TEU901
Titel:Mühle 16
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordosten (2019)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Teufenthal (AG)
Adresse:Mühle 16
Versicherungs-Nr.:16
Parzellen-Nr.:320
Koordinate E:2652228
Koordinate N:1241794

Chronologie

Entstehungszeitraum:1751
Grundlage Datierung:Inschrift (Jochbalken Mühle)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Mühle

Dokumentation

Inschriften:"1622" (Röllgang); "1751 HRWM" (Jochsäule Mühlenkeller); "MARIA WALTI JOSEPH SEN 1785" (Sandsteinplatte Ofen); 1622-1995 (Hauswand)
Würdigung:Am östlichen Dorfausgang gegen Dürrenäsch hin auf freiem Feld stehende Mühle, die einen Mühlenraum von 1751 und einen womöglich 1785 erneuerten Oberbau mit zwei Wohngeschossen umfasst. Diese beiden Bauphasen sind mit Jahreszahl, Initialen und Mühlenemblem an einer eichenen Jochsäule im Mühlenkeller sowie mit einer Inschrift an einer Sandsteinplatte im unteren Wohngeschoss belegt. Wertvolle Ausstattungselemente aus dem 18. und 19. Jh. bezeugen einen für ländlich-bäuerliche Verhältnisse jener Zeit gehobenen Lebensstandard der Mühlenbetreiber.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Geschichte des zwischen Teufenthal und Dürrenäsch gelegenen Mühlenstandortes ist nicht eindeutig geklärt. Gemäss einem Inventar der Herrschaft Trostburg von 1616 besass Teufenthal damals nebst einer Taverne und einer Schmiede bereits auch eine Mühle [1]. Die Existenz eines Mühlenbetriebs bezeugt auch eine Jahrzahlinschrift 1622 oder 1627(?) am Fundament eines Röllgangs. Zu den frühen Mühlenbesitzern existieren nur punktuelle Hinweise. So ist 1670 der von Retterswil zugewanderte Jakob Widmer als Müller von Teufenthal überliefert, als er die aus Hendschiken stammende Barbara Hüsler heiratete. Nach dem Tod des ersten Ehemanns wird die Witwe Barbara Hüsler 1691 als Eigentümerin der Mühle geführt; in der Folge ging sie eine zweite Ehe mit dem wesentlich jüngeren Melchior Müller (1675-1725) ein, welcher vermutlich aber nicht im Müllereigewerbe tätig war. Nach dem Tod von Barbara Hüsler 1703 verliert sich die Besitzergeschichte der Mühle wieder [2].
Das heute bestehende Mühlengebäude dürfte um die Mitte des 18. Jh. entstanden sein. Darauf verweist eine Inschrift an der Jochsäule im Mühlenkeller, mit der Jahreszahl 1751 und den Initialen "HRWM". Letztere lassen sich mit Hans Ruedi Weber in Verbindung bringen, welcher in einem Pfandbrief von 1748 als Müller zu Teufenthal genannt wird [3]. Eine etwas jüngere Inschrift mit den Namen der damaligen Mühlenbesitzer "MARIA WALTI JOSEPH SEN 1785" an der Ofenwand des ersten Obergeschosses könnte darauf hindeuten, dass der bestehende Oberbau damals über einem älteren Mühlenkeller neu errichtet wurde. Eine weitere, nachträglich in die Jochsäule des Mühlenkellers eingeritzte Jahreszahl 1851 dürfte sich auf bauliche Veränderungen im Mühlenkeller, möglicherweise auch auf eine Erneuerung der Wohnungsausstattung beziehen.
Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1829 wird das Haus als "Getreidemühlegebäude mit Wohnung, 3 Stock hoch, von Stein und Rieg [Fachwerk], mit gewölbtem Keller, nebst Müli und Wasserwerk, mit Ziegeldach" beschrieben [4]. Damaliger Eigentümer war Johannes Heuberger, von dem die Liegenschaft 1858 an seinen gleichnamigen Sohn und in der Folge 1889 an Rudolf Heuberger überging. Ein Wasserwerkverbal von 1895 gibt Auskunft über die damaligen Betriebsverhältnisse [5]. Demnach wurde die Getreidemühle durch ein 5.9 m hohes und 0.92 m breites Wasserrad angetrieben. Die Einrichtung bestand aus zwei Mahlgängen nebst Rönle, Beutlerei, Fruchtputzer, Griessstäuber, Schrotwalzenstuhl und Mehlzylinder. Von der Hauptmühle wurde das Wasser zur talabwärts gelegenen Beimühle geleitet, welche über ein 5 m hohes und 0.65 m breites Wasserrad, einen Mahlgang sowie einen Zylinder und einen Griessstäuber verfügte (vgl. Bilddokumentation).
In den 1950/60er Jahren fand eine teilweise Modernisierung der Wohnräume statt (Täfer, Parkettböden, Küche), um 1975 folgte ein Bad/WC-Anbau in der nordwestlichen Gebäudeecke (gemäss Kurzinventar von 1991). Als jüngste bauliche Tätigkeit wurde 2015 eine sanfte Innenrenovation mit wärmetechnischer Ertüchtigung und dem Einbau eines neuen Sanitärbereichs vorgenommen [6].
Beschreibung:Die Teufenthaler Mühle liegt ausserhalb des Dorfes im Talgrund südlich der Strasse nach Dürrenäsch, am Hangfuss des Mülirains. Sie erhebt sich als länglicher dreigeschossiger Mauerbau unter auffällig geknicktem Gehrschilddach mit kleiner Ründe, das von einer kräftig dimensionierten Sparrenkonstruktion mit liegenden Stuhljochen und gekreuzten Windstreben getragen wird. Die beiden Wohngeschosse sind mit axial gesetzten Einzel-, Doppel- und Dreierfenstern rhythmisch gegliedert. An der nördlichen Stirnfassade gut sichtbar ist der aufgemalte Schriftzug "Mühle 1622-1995", welcher Bezug auf die lange Geschichte des Mühlenbetriebes nimmt. Westseitig schliesst die aus Kalkbruchsteinen gefügte Radkammer an. Das angeblich von Handwerkern aus Beromünster gefertigte, gänzlich hölzerne Wasserrad wurde noch bis in die 1940/50er Jahre über einen ungefähr 500 m östlich der Mühle vom Dorfbach abgezweigten Kanal betrieben; damals befand es sich in einem solch schlechten Zustand, dass es nicht mehr repariert werden konnte.
Der an der östlichen Traufseite zugängliche Mühlenraum nimmt das gesamte in den Hang eingetiefte Sockelgeschoss sowie das südliche Drittel des ersten Obergeschosses ein, wo sich der Mahlgang befindet. Die Tragkonstruktion für die Wohngeschosse bilden ein Unterzug mit Sattelholz und eine Jochsäule aus Eichenholz. Darüber gelegt ist eine vermutlich jüngere Sichtbalkendecke mit eingeschobenem Schrägboden. Dieser Befund könnte sich mit den vorgefundenen Datierungshinweisen an der Jochsäule decken: Hier sind die die Initialen „HR W M“ [= Hans Rudolf Weber Müller], die Jahreszahl 1751 und ein Mühlrad eingekerbt; später wurde die Jahreszahl 1851 hinzugefügt.
Über dem Mühlenraum erheben sich die beiden vermutlich von 1785 stammenden Wohngeschosse. Das untere Geschoss ist auf der südlichen, hangseitigen Stirnseite ebenerdig zu betreten. Ein Stichflur entlang der Westfassade und ein in Querrichtung des Gebäudes verlaufender Gang mit Treppe ins obere Geschoss dienen der internen Erschliessung. Die zwei geschossweise aufgeteilten Wohnungen nehmen in vierteiliger Anordnung die nördlichen zwei Drittel der Gebäudefläche ein. Dabei sind Stube und Nebenstube jeweils nach Osten sowie Küche und eine zusätzliche beheizte Kammer nach Osten gerichtet. In der Stube der unteren Wohnung hat sich unter der Sitzkunst eine Sandsteinplatte mit den Namen der damaligen Mühlenbetreiber „MARIA WALTI JOSEPH SEN“ und der Jahreszahl 1785 erhalten. Aus dieser Zeit dürften auch einige Ausstattungselemente stammen: in der Stube das Wand- und Deckentäfer mit Deckleisten sowie aus profilierten Friestäferbrettern bestehender Felderteilung; einzelne Brettertüren mit aufgedoppelten Füllungsfriesen und Rollbändern; Sichtbalkendecken in den Wohn- und Schlafräumen des zweiten Obergeschosses; bleiverglaste Fenster mit Schiebeflügeln, Butzen- und Wabenscheiben im Giebelgeschoss. Hingegen ist der blaugrüne Kachelofen mit zweistufiger Sitzkunst in der unteren Stube einer Ausbauphase um die Mitte des 19. Jh. zuzurechnen.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, AA Nr. 795: Beschreibung und Neubewertung der Herrschaftsgüter Trostberg durch Deutsch-Säckelmeister Antoni von Graffenried (beschrieben in: Bolliger/Widmer-Dean 2005, S. 190).
[2] Zur frühen Geschichte der Mühle und des benachbarten „Grazihofs“ vgl. Richner 2005/06, S. 28-29.
[3] Maurer 1938, S. 54.
[4] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0080: Brandkataster Teufenthal 1829-1950; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0278-0281: Brandkataster Teufenthal 1850-1938.
[5] Staatsarchiv Aargau, DB.W01/0016/10: Wasserwerksakten Mühle Teufenthal.
[6] Projektleitung rmp Architekten, Zürich; Energieberatung Martin Burger.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Literatur:- Rolf Bolliger/Markus Widmer-Dean, Trostburg – Liebegg, Menziken 2005.
- Raoul Richner, wie die Grazihöfe zu ihrem Namen kamen, In: Jahresschrift der Historischen Vereinigung Wynentlal 2005/06, S. 26-34.
- G. Maurer, Die Trostburg, Im Auftrage des Besitzers S. Janz verfasst, Reinach 1938.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 48.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05.0080: Brandkataster Teufenthal 1829-1950; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0278-0281: Brandkataster Teufenthal 1850-1938.
- Staatsarchiv Aargau, DB.W01/0016/10: Wasserwerksakten Mühle Teufenthal.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136381
 

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