Identifikation |
Signatur: | INV-EGW912 |
Signatur Archivplan: | EGW912 |
Titel: | Windentalstrasse 14 |
Ansichtsbild: |
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Bildlegende: | Ansicht von Westen (2019) |
Bezirk: | Lenzburg |
Gemeinde: | Egliswil |
Adresse: | Windentalstrasse 14 |
Versicherungs-Nr.: | 133 |
Parzellen-Nr.: | 140 |
Koordinate E: | 2656339 |
Koordinate N: | 1244945 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1801 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Tenntor) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2020 |
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Dokumentation |
Inschriften: | "1801 KN HL" (südseitiges Tenntor) |
Würdigung: | Bautypologisch interessantes, gut erhaltenes Bauernhaus von 1801, das bis weit ins 20. Jh. den nördlichen Abschluss des Dorfes bildete. Der entsprechend einer lokaltypischen Bauweise ursprünglich nur dreiseitig in Stein aufgeführte Vielzweckbau weist nach Süden kräftig vorspringende Stirnmauern auf. Vermutlich 1866 wurde die ehemals hölzerne Südfassade durch die bestehende Bruchsteinmauer mit Sandsteingewänden ersetzt. Der unter einem geraden Satteldach mit Teilwalm geborgene Bau bewahrt einen hohen Bestand an originaler Substanz wie eichene Schwellbalken, im Innern Ständerbohlenwände, Balkendecken und die Dachkonstruktion, aber auch Täfer, Türen und als grosse Rarität die mit einer Inschrift und Zimmermannswerkzeugen geschmückten Tenntore. Weitere historische Ausstattungselemente wie der Kachelofen oder Bodenfliesen stammen aus der Zeit um 1900-1920. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss einer Inschrift auf dem südseitigen Tenntor wurde das Bauernhaus 1801 errichtet. Die neben der Jahrzahl aufgemalten Initialen "KN" und "HL" beziehen sich vielleicht auf den Weibel Konrad Kleiner, dem das Haus 1829 gehörte [1]. Von ihm wechselte es 1832 an den gleichnamigen Sohn, der die Ämter des Gemeindeschreibers, Ammanns und Friedensrichters ausübte. 1879 übernahm Johannes Weber, Rudolfs, Hügelis, das Haus, von dem es an dessen Sohn Konrad überging. Das Vielzweckgebäude trug von Anfang an ein Ziegeldach. Wie in Egliswil häufig nachgewiesen, war es ursprünglich nur auf drei Seiten gemauert, während die nach Südosten ausgerichtete Stubenfront in Holz ausgeführt war. Bereits 1842 sind "Verbesserungen" im Brandkataster vermerkt, die sich erheblich auf den Wert des Gebäudes auswirkten. 1866 stieg der Wert von 3700 auf 5300 Franken nochmals sprunghaft an. Vermutlich wurde damals die hölzerne Südwand durch die noch heute bestehende Bruchsteinmauer ersetzt. Seither ragt die Südfassade des Wohnteils etwa 30 Zentimeter über die Flucht des Ökonomietrakts vor. Die gedeckte Tenneinfahrt auf der Nordseite könnte von Anfang an bestanden haben. Der daran anschliessende, entlang dem Ökonomietrakt angeschleppte Schopf mit dem Schweinestall ist im Brandkataster seit 1875 vermerkt. Die Aufmauerung der ehemals wohl hölzernen Stallfronten dürfte im frühen 20. Jh. erfolgt sein; vermutlich gleichzeitig wurden im rückwärtigen Bereich des Wohnteils Veränderungen vorgenommen. So zeichnet sich im Verputz der stockartig vorspringenden Küchenumfassung ein zugemauertes Rechteckfenster ab, während das querliegende Fenster daneben in dieser Form sicher nachträglich eingebaut wurde. Rechtwinklig zum Hauseingang, an der Schmalseite des Gebäudevorsprungs könnte ein Mauerabsatz auf Höhe des Türsturzes auf einen früheren Eingang direkt in die Küche hindeuten. In derselben Ecke befindet sich auch der ehemalige Kellerabgang (nicht mehr in Gebrauch); der heutige Zugang erfolgt über den im 20. Jh. angefügten Schopf unter Pultdach in der Nordwestecke des Wohnteils. |
Beschreibung: | Das stattliche, unter einem weit herabgezogenen geraden Satteldach mit einseitigem Teilwalm geborgene Bauernhaus steht von der Windentalstrasse leicht zurückversetzt. Es schliesst die kompakte historische Bebauung als oberstes Haus nach Norden ab. Der in seinen Umfassungsmauern ganz in Stein ausgeführte Baukörper gliedert sich in einen westseitigen Wohnteil und einen nach Osten anschliessenden Ökonomietrakt, bestehend aus Tenn, Futtertenn und Stall. Beide Stirnmauern sind nach Süden bis zur Traufe vorgezogen und bieten der Stubenfront Wind- und Wetterschutz. Der Wohntrakt zeigt auf dieser Seite drei leicht rhythmisierte Fensterachsen, wobei das Feld über dem innengelegenen Hauseingang geschlossen ist. Die mit einem mächtigen sandsteinernen Gewändestück des Hauseingangs abschliessende Bruchsteinfassade ragt gegenüber dem Ökonomietrakt um Mauerstärke vor, wodurch sie als nachträgliche Vormauerung und als Ersatz der bis 1866 bestehenden ehemals hölzernen Fassade lesbar ist. An der bis unter den Walm massiv in Stein aufgeführten Stirnmauer verteilen sich die Fenster an beiden Wohngeschossen auf zwei Achsen. Die nördliche Trauffassade des Wohnteils wird durch den jüngeren Schleppdachanbau aus dem 20. Jh. zur Hälfte verdeckt und ist durch mehrfache Veränderungen in der Befensterung und vielleicht auch der Eingangssituation gestört. Noch bauzeitlich und daher typologisch von Bedeutung ist der winkelartige Vorsprung der Mauer, der sich in der Grundanlage an eine bis ins 18. Jh. bei Strohdachhäusern zu beobachtende Bauweise mit gemauertem "Stock" anlehnt. Während bei diesen Häusern der Hauseingang in der Regel an der Schmalseite des Mauervorsprungs angelegt war, befindet er sich im vorliegenden Fall parallel zum Tenn. Der barock geprägte, wulstig profilierte Türsturz dürfte zum Originalbestand gehören, während das Türblatt aus dem frühen 20. Jh. stammt. Der im frühen 20. Jh. teilweise erneuerte, im Stallbereich beidseitig aufgemauerte und mit neuen Tür- und Fensteröffnungen versehene Scheunentrakt hat sich seither nahezu unverändert erhalten. Das östliche Giebelfeld wie auch die Heubühne sind mit vertikalen Brettern verkleidet. Ein Relikt aus der Bauzeit mit hohem Seltenheitswert sind die zwei rechteckigen Tenntore mit holzgenagelten Torflügeln, welche am oberen Rand mit linsenförmigen Einkerbungen verziert sind. Der linke Flügel des Nordtors zeigt eine Wirbelrosette und einen Zimmermannswinkel, der rechte in analoger Anordnung weitere Zimmermanswerkzeuge wie Zange, Axt und Breitbeil. Das Südtor trägt am linkel Flügel die Inschrift "1801 KN HL" sowie eine Wirbelrosette und ein Sonnenrad, am rechten Flügel zwei Zimmermannswinkel und einen Bundhaken. Die Einfahrt zum nördlichen Tenntor schützt ein auf Ständern abgestützter Quergiebel mit Halbwalm. Die beiden Hauseingänge sind durch einen Korridor mit Zementgussboden miteinander verbunden. Zum Tenn hin schliesst eine Ständerbohlenwand auf eichener Schwelle den Wohnteil ab, während die gegenüberliegende Wand zu den Wohnräumen aus überschobenen vertikalen Brettern besteht. Der Grundriss der Wohnung zeigt die übliche Vierteilung, wobei zwischen den beiden Stuben die Bohlen der Trennwand entfernt wurden. Sowohl Haupt- als auch Nebenstube bewahren aus der Bauzeit Sichtbalken an der Decke und ein Wandtäfer aus stehenden Brettern. Zur originalen Ausstattung gehört auch die Tür zwischen Stube und Korridor, die mit überschobenen Füllungen aus Nussbaumholz gefertigt ist. Mindestens gleich alt ist die Brettertür zwischen Nebenstube und Kammer, deren Langbänder noch in der Tradition des 18. Jh. geschmiedet sind. Weitere Türen dürften im späten 19. Jh. hinzugekommen sein. Das Haus wird mit einem grünen Art déco-Kachelofen samt Sitzkunst aus der Zeit um 1920 beheizt. Aus demselben Zeitraum oder von etwas früher dürfte der zweifarbige Fliesenboden in der Küche stammen. Die Rafen der Dachkonstruktion ruhen ohne Firstbalken auf einem stehenden Stuhl mit angeblatteten Kopfhölzern, dessen Spannriegel und Querbalken im Bereich der Heubühne wegen eines später eingebauten Heukrahns abgesägt und durch eine Hilfskonstruktion ersetzt sind. Im Dachgeschoss hat sich eine Rauchkammer erhalten. Unter dem westlichen Teil des Wohntrakts befindet sich ein Gewölbekeller, der über einen sekundären Treppenabgang vom nordwestlichen Schopfanbau her erschlossen ist (alte Innentreppe von der Küche her noch erhalten). |
Anmerkungen: | [1] "KN" könnte sich auf Konrad beziehen. Nicht ganz ausgeschlossen erscheint, dass "HL" auf eine fehlerhafte Entzifferung und Auffrischung der Buchstaben "KL" für Kleiner zurückgeht. Die Angaben zu den Eigentümern und zum Gebäude sind den Brandkatastern entnommen: Staatsarchiv Aargau, AG 50.526 (Vers.Nr. 106): Brandkataster Gemeinde Egliswil 1829-1849; CA.0001/0390 (Vers.Nr. 123): Brandkataster Gemeinde Egliswil 1850-1874; CA.0001/0391 (Vers.Nr. 129): Brandkataster Gemeinde Egliswil 1875-1898; CA.0001/0392 (Vers.Nr. 133): Brandkataster Gemeinde Egliswil 1899-1938. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, AG 50.526: Brandkataster Gemeinde Egliswil 1829-1849; CA.0001/0390-0392: Brandkataster Gemeinde Egliswil 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136693 |
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