INV-EGW913 Seonerstrasse 10, 1800 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-EGW913
Signatur Archivplan:EGW913
Titel:Seonerstrasse 10
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2018)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Egliswil
Adresse:Seonerstrasse 10
Versicherungs-Nr.:163
Parzellen-Nr.:364
Koordinate E:2656085
Koordinate N:1244671

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1800
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2020

Dokumentation

Würdigung:Kurz nach 1800 im Spickel zwischen Seoner- und Hasenbergstrasse errichteter bäuerlicher Vielzweckbau, der bis 1867 am westlichen Dorfeingang den Auftakt der Bebauung gab. Mit der mächtigen Linde auf dem Vorplatz und der gegenüber der Hauptstrasse leicht erhöhten Stellung hat die Hofanlage auch inmitten der jüngeren Bebauung noch einen prägenden Charakter. Konstruktiv und baugeschichtlich interessant ist der in seiner Umfassung steinerne Wohnteil, der noch bis 1865 nach einer lokaltypischen Mischbauweise eine hölzerne Stubenfront aufwies. In seinem Innern haben sich wesentliche Teile der Grundkonstruktion, Raumstruktur und historischen Ausstattung erhalten. Durch die originale Ständerbohlenwand vom Wohnteil geschieden, schliesst unter durchlaufendem Dach der in Fassadenaufbau und Binnenstruktur erneuerte Ökonomietrakt an. Gewölbekeller von imposanter Höhe.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Bauernhaus dürfte kurz nach 1800 errichtet worden sein [1]. Der erste über Schriftquellen fassbar Eigentümer ist um 1829 Samuel Häusermann, Webers. Unter ihm erfolgte 1841 noch ein wesentlicher Teil des Ausbaus [2]. Sein Sohn Rudolf, der den Hof 1853 unter dem Schätzwert übernommen hatte, sorgte 1865 wiederum für eine erhebliche "Verbesserung", wodurch der Wert des Hauses von 2'800 auf 5800 Franken stieg. Wie für einige Vielzweckbauten in Egliswil nachgewiesen, war der Wohnteil ursprünglich nur stirn- und rückseitig gemauert, während eine Holzfassade die nach Südosten ausgerichtete Stubenfront des Hauses bildete. Es ist daher anzunehmen, dass deren Ersatz durch die bestehende massive Bruchsteinmauer mit Steingewänden in diese Umbauphase von 1865 fällt.
In der ersten Hälfte des 20. Jh. erfuhr die Erschliessung im Innern eine leichte Umgestaltung. Vermutlich in Zusammenhang des nordwestlichen Scheunenanbaus wurde der rückseitige Hauseingang aufgehoben und der hintere Gangbereich auf Kosten der Küche zu einem kleinen Vorraum erweitert, um die Treppen ins obere Wohngeschoss und in den Keller aufzunehmen. Eine zweite kleinere Anpassung des Grundrisses erfolgte durch die Versetzung der Wand zwischen Nebenstube und Hinterkammer um einen Deckenbalken nach hinten, so dass diese nicht mehr wie üblich in der Verlängerung der Feuerwand liegt. Eine Nut zeigt noch den früheren Verlauf der Wand an. Ansonsten konzentrierten sich die baulichen Massnahmen im 20. Jh. vor allem auf den Scheunentrakt. So wurde dessen Vorderfront mit Tenntor, Stall und Remise in Backstein und Holz neu aufgeführt und nach hinten der erwähnte grossvolumige Anbau unter Quergiebel angefügt (Erweiterung nicht Gegenstand des Schutzumfangs). Als jüngere Brandschutzmassnahme wurde tennseitig eine Kalksandsteinmauer hochgezogen.
Beschreibung:Der leicht abgesetzt vom historischen Dorfkern stehende Vielzweckbau ist giebelständig zur Hasenberstrasse erstellt, welche auf etwas höherem Niveau am Ökonomietrakt vorbeiführt. Der Zugang erfolgt indessen über eine Auffahrt von der Seonerstrasse her. Aus dieser Richtung herkommend, tritt der stattliche, unter einem geknickten Satteldach mit Teilwalm geborgene Baukörper primär mit seinem gemauerten Wohntrakt in Erscheinung. Wie bei Bauernhäusern des frühen 19. Jh. verbreitet, springt die südöstliche Trauffassade zurück und erhält durch die entsprechend vorkragende Stirnmauer und den umso grösseren Dachvorsprung Wind- und Wetterschutz. Die aufgrund des Gefälles über einem Kellersockel aufragende Stirnseite zeigt in Abhängigkeit davon eine leicht asymmetrische Verteilung der zwei Fensterachsen in den Wohngeschossen und ein kleines zentriertes Rechtecklicht zur Belichtung des Dachraums. Die wohl 1865 als Ersatz für die ursprünglich hölzerne Stubenfront in Bruchstein aufgeführte Trauffassade lehnt sich mit der rhythmisierten Anordnung der drei Fensterachsen möglicherweise noch an die frühere Gliederung an. Die bereits ursprünglich in Bruchstein aufgeführte Stirnmauer ist mit Hausteingewänden aus Muschelkalk versehen, die sekundär aufgemauerte Südostfassade weist im Erdgeschoss ebensolche wohl aus Sandstein auf (Türgericht des zum Tenn hin gelegenen Hauseingangs teilweise erneuert). Am Obergeschoss sind die Öffnungen wie jene auf der Hausrückseite in Holz gefasst. Die Mauern des ganzen Wohnteils sind mit einem Besenwurf verputzt, wie er für das frühe 20. Jh. typisch ist.
Durch den Hauseingang gelangt man in einen dem Tenn entlangführenden Gang, von dem aus im hinteren Bereich je eine abgewinkelte Treppe ins Obergeschoss und in den Keller führt (Holztreppe erneuert, Kellertreppe erweitert). Die Wand zum Tenn ist als Ständerbohlenkonstruktion mit vertikalen Füllungen auf eichener Schwelle errichtet, zur Stube hin wird sie wie bei den übrigen Binnenwänden aus überschobenen Brettern gebildet. Mit der nach Süden orientierten Stube und Nebenstube und der dahinter angeordneten Küche und Hinterkammer entspricht der Grundriss einer geläufigen Vierteilung, welche sich im Obergeschoss auf ähnliche Weise wiederholt. Die Sichbalkendecken zeigen grösstenteils noch den Schiebeboden mit breiten Deckleisten (in der Stube verkleidet). Die Stube bewahrt in Ergänzung zum Eisenherd in der Küche einen funktionstüchtigen grün glasierten Kachelofen, der sich mehrheitlich in der Substanz des frühen 19. Jh. erhalten hat. Die Aufstellung ohne Leistenkacheln zu den weissen Friesen dürfte – wie auch die Füllkacheln der Sitzkunst und der Rückwand zum Backofen – jüngeren Datums sein. Bauzeitlich sind hingegen die kannellierten Steinfüsse. Einige Füllungs- und Brettertüren ergänzen die historische Ausstattung. Im Obergeschoss fällt zudem ein Holzständer mit kranartigem Arm und Metallring über dem Treppenaufgang auf, der früher wohl als Aufzugsvorrichtung diente. Unter der talseitigen Hälfte des Wohnteils erstreckt sich quer zum Giebel ein ausserordentlich hoher Gewölbekeller, der ehemals wohl von der Küche aus erschlossen war.
Das Dachgeschoss schliesst mit einer Sparrenkonstruktion mit liegendem Stuhl und eingezäpften Hölzern sowie kurzen Aufschieblingen ab. Das bauzeitliche Dachwerk zieht sich auch über dem im 20. Jh. stark erneuerten Ökonomieteil fort, ist dort jedoch im rückwärtigen Bereich durch den jüngeren Queranbau gestört und erweitert. Zur äusserlich ablesbaren Nutzungsabfolge mit Tenn, Futtertenn, Stall und aussenliegender Remise hat sich im Innern der Scheune auch die im 20. Jh. erneuerte Einrichtung erhalten. Der Vorplatz ist mit einigen älteren Muschelkalkplatten gefestigt. Aus einem Rohr in der Stützmauer der Hasenbergstrasse fliesst Quellwasser. Der lange, an die Mauer gestellte Laufbrunnen mit Sudelbecken dürfte in seiner heutigen Beschaffenheit aus Zement einen früheren Trog ersetzen.
Anmerkungen:[1] 1867 wurde noch etwas weiter ausserhalb das schräg gegenüberliegende Kleinbauernhaus Seonerstrasse 5 errichtet.
[2] Der Schätzwert erhöhte sich 1841 durch den Ausbau um 1'700 Franken auf neu 3'800 Franken. Die Angaben zu den Eigentümern und zum Gebäude sind den Brandkatastern entnommen: Staatsarchiv Aargau, AG 50.526 (Vers.Nr. 97): Brandkataster Gemeinde Egliswil 1829-1849; CA.0001/0390 (Vers.Nr. 113): Brandkataster Gemeinde Egliswil 1850-1874; CA.0001/0391 (Vers.Nr. 119): Brandkataster Gemeinde Egliswil 1875-1898; CA.0001/0392 (Vers.Nr. 163): Brandkataster Gemeinde Egliswil 1899-1938.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, AG 50.526: Brandkataster Gemeinde Egliswil 1829-1849; CA.0001/0390-0392: Brandkataster Gemeinde Egliswil 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136694
 

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