INV-WLO944 Mühlenscheune, 1850 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-WLO944
Signatur Archivplan:WLO944
Titel:Mühlenscheune
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2019)
Bezirk:Baden
Gemeinde:Würenlos
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:bei der Mühle
Versicherungs-Nr.:46
Parzellen-Nr.:494
Koordinate E:2669764
Koordinate N:1255087

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1850
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Mühlenscheune

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2020

Dokumentation

Würdigung:Zur ehemaligen Mühle gehörende freistehende Doppelscheune aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das stattliche, in Mischbauweise aus Stein und Holz erstellte Ökonomiegebäude spätklassizistisch-biedermeierlichen Zuschnitts hat sein äusseres Erscheinungsbild sowie wesentliche Teile der Konstruktion und inneren Raumordnung bewahrt. Es zeichnet sich durch ein wohlproportioniertes, symmetrisches Erscheinungsbild und eine sorgfältige Detailgestaltung aus. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Mühlengebäude (Kantonales Schutzobjekt WLO004) und in Sichtdistanz zum Kirchhof gelegen, kommt der Scheune eine erhebliche ortsbauliche Bedeutung im historischen Dorfzentrum von Würenlos zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Mühle von Würenlos (Kantonales Denkmalschutzobjekt WLO004) findet 1422 ihre erste urkundliche Erwähnung; lange Zeit befand sie sich in den Händen des Klosters Wettingen, das den Betrieb an wohlhabende Bauern zu Lehen vergab [1]. Seit jeher gehörte zum Mühlenkomplex nebst dem Hauptgebäude und diversen gewerblichen Nebenbauten auch eine Scheune, welche der Tierhaltung und wohl auch zur Einlagerung von Getreidevorräten diente. So ist im ersten verfügbaren Brandkataster von 1813 von einer "Scheuer von Holz, mit Strohdach" die Rede, deren Standort sich allerdings nicht mehr genau ermitteln lässt [2]. Jedenfalls war das Grundstück der heutigen Scheune auf der gegenüberliegenden Bachseite sowohl bei der Erstellung des Zehntenplans von 1699 als auch der Michaeliskarte um 1840 noch unüberbaut (vgl. Fotodokumentation). Demnach dürfte man das Gebäude kurz nach 1850 aufs freie Feld gestellt haben. Als Bauherr kann Kaspar Widerkehr, der damalige Eigentümer der Mühle, vermutet werden.
In einem jüngeren Brandkataster von 1875 wird eine "Scheune von Stein und Holz nebst Anbau mit Baumpresse" mit einem stattlichen Versicherungswert von 14'200 Franken aufgeführt [2]. Eigentümer war damals Melchior Widerkehr, von dem die gesamte Mühlenliegenschaft 1887 an Jakob Markwalder und um 1920 an Wilhelm Vogt überging. Heute befindet sich die ehemalige Mühlenscheune in Besitz der Einwohnergemeinde Würenlos und wird als Lagerraum sowie für kulturelle Anlässe genutzt.
Beschreibung:Am westlichen Ufer des Furtbachs, unmittelbar gegenüber der ehemaligen Mühle (Kantonales Denkmalschutzobjekt WLO004), erhebt sich die Scheune als grossvolumiger, stattlicher Baukörper unter mittelsteilem, geradem Giebeldach. In ortstypischer, für den gehobenen ländlichen Hausbau verbreiteter Bauweise ist sie als Mischkonstruktion aus Stein und Holz aufgeführt. Die südwestliche, frei einsehbare Stirnseite besteht aus massivem Mauerwerk aus Kalkbruchsteinen. In ausgewogener Anordnung sind hier Rechtecköffnungen mit Belüftungsjalousien, ein gekuppeltes Rundbogenfenster und sozusagen als Leitform des ländlichen Biedermeiers eine Lünette eingelassen. Die Trauffassaden zeigen mit den zwei mittig gelegenen Tenntoren und den aussenseitig anschliessenden Ställen eine streng symmetrische Disposition. Die beiden Stallbereiche sind massiv gemauert, die Türen und vergleichsweise grossformatigen Stallfenster mit Gewänden aus Muschelkalk versehen. Über den Ställen und Tenneinfahrten sind die Heubühnenwände in Ständerbauweise mit locker angebrachter Bretterschalung gefügt. Grosse Andreaskreuze aus Holzriemen und kunstvoll ausgesägte Lüftungsschlitze mit Sternmotiven tragen zum gepflegten Erscheinungsbild bei. Dasselbe gilt für die rautenförmig aufgedoppelten grossflächigen Tenntore, welche unwillkürlich den Blick auf sich ziehen. Auch die nordöstliche, hölzerne Stirnseite ist mit giebelverdachtem Zwillingsfenster, im "Laubsägelistil" gestalteten Pfettenabdeckungen und Ortsgesimsen kunstvoll gestaltet. Als Schutz vor der Witterung weisen beide Traufseiten ausladende Dachvorsprünge auf, welche auf buggestützte Flugpfetten abgestützt sind. Die Dachflächen sind vollständig geschlossen und grösstenteils noch mit handgefertigten Biberschwanzziegeln eingedeckt. Der grosse, durchgehend offene Dachraum wird von einer sorgfältig gestalteten Sprengwerkkonstruktion gestützt.
Auch im Aussenbereich wurde ein für ländliche Ökonomiegebäude überdurchschnittlicher gestalterischer Aufwand betrieben. So hat man die Güllengruben vor den Ställen mit grossformatigen Steinplatten aus Würenloser Muschelkalk abgedeckt. Die Tenneinfahrten sind mit einer Kopfsteinpflästerung aus sorgfältig angeordneten halbierten Kieseln ausgelegt. Der leicht vorspringende Gebäudesockel besteht aus behauenen Muschelkalkblöcken. Darin integriert sind die Drehlagersteine der Tenntore, die in ihrer gerundeten Form auch als Radabweiser dienen.
Nordöstlich schliesst an den Hauptbaukörper ein vermutlich jüngerer Pultdachbau an, in dem früher eine Trotte mit Baumpresse eingerichtet war. Der Annexbau ist in schlichter Zweckbauweise errichtet und weist keine höheren gestalterischen Ansprüche auf (Anbau nicht Teil des Schutzumfangs).
Anmerkungen:[1] Zur Geschichte der Mühle vgl. Witschi 1984, S. 552-555; Hoegger 1995, S. 262-263.
[2] Gemeindearchiv Würenlos, Brandassekuranz-Kataster.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Peter Witschi, Ortsgeschichte Würenlos, Würenlos 1984.
- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VII: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 263.
- Ortsgeschichtlich interessante Gebäude in Würenlos, In: Würenloser Blätter 2010, S. 118-119.
Quellen:- Gemeindearchiv Würenlos, A39, Gebäudeversicherung: Brandassekuranz-Kataster.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
DOK-WLO839.008 Mühlescheune (= WLO944), Keine Angabe (Dossier (Dokumentationsobjekte))
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136856
 

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