Identifikation |
Signatur: | INV-SPB903 |
Signatur Archivplan: | SPB903 |
Titel: | Zehntenhaus Dorfstrasse 66 |
Ansichtsbild: |
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Bildlegende: | Ansicht von Süden (2020) |
Bezirk: | Baden |
Gemeinde: | Spreitenbach |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Dorf |
Adresse: | Dorfstrasse 66 |
Versicherungs-Nr.: | 89 |
Parzellen-Nr.: | 131 |
Koordinate E: | 2669880 |
Koordinate N: | 1252337 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1753 |
Grundlage Datierung: | Schriftliche Quelle |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Öffentliche Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Zehnthaus |
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Dokumentation |
Würdigung: | Das 1753 errichtete ehemalige Zehntenhaus des Klosters Wettingen nimmt eine zentrale Stellung im alten Dorfkern von Spreitenbach ein. Der stattliche Mauerbau mit markantem Steilgiebeldach und eindrücklichen rundbogigen Scheunentoren hat sein äusseres Erscheinungsbild, die innere Raumstruktur und wesentliche Teile der originalen Bausubstanz bewahrt. Die Errichtung des Gebäudes unter der Leitung von Klostermaurer Ignaz Lueger aus Bregenz ist gut dokumentiert und gibt somit einen wertvollen Einblick in die gehobene ländliche Bautätigkeit des 18. Jahrhunderts. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das ehemalige Zehntenhaus des Klosters Wettingen wurde 1753 unter der Leitung des Klostermaurers Ignaz Lueger aus Bregenz und unter Aufsicht von Grosskellner Nivard Jud errichtet. Es kam an der Stelle eines älteren, 1709 von der Abtei erworbenen Hofes zu stehen. Eine Beschreibung des Bauverlaufs samt Kostenabrechnung dokumentiert auf anschauliche Weise die obrigkeitliche Bautätigkeit auf dem Lande [1]. Nach dem Beschaffen des Baumaterials, dem Abbruch des Altbaus und dem Ausstecken des 66 Schuh langen und 45 Schuh breiten Neubaus begann man Ende März mit dem Aushub des Fundaments. Im Beisein des Grosskellners wurde sodann der erste Fundamentstein gelegt. Innerhalb weniger Tage konnten die Aussenmauern aufgeführt werden, und anfangs Juni richtete man das Dach auf. Wenig später wurde das erste Fuder Roggen in die neue Scheune eingefahren. Nach der Erntezeit folgten der Fassadenverputz sowie der Einbau von Kamin und Zwischenwänden, woraus hervorgeht, dass die Zehntenscheune schon von Beginn weg eine Wohnung enthielt. Bis zum Martinstag (11. November) waren sämtliche Ausbauarbeiten fertiggestellt. Von den Baukosten von 2064 Gulden entfielen etwas mehr als die Hälfte auf Baumaterialien, der Rest auf Löhne und Verpflegung. Nach der Klosteraufhebung 1841 gelangte das Gebäude in Privatbesitz. Zu damit verbundenen baulichen Veränderungen im Wohnteil ist wenig bekannt. Auch der Scheunenteil hat seinen bäuerlichen Habitus bis heute bewahrt. 1996 wurde eine Umnutzung zu Lagerraum mit entsprechenden brandschutztechnischen Massnahmen vorgenommen [2]. |
Beschreibung: | Das ehemalige Zehntenhaus steht im alten Ortskern von Spreitenbach auf der Nordseite der Dorfstrasse, unmittelbar neben dem 2001 abgebrochenen und durch einen Neubau ersetzten Gasthof "Sternen". Der kompakte längliche Baukörper erhebt sich in traufständiger Anordnung als bäuerlicher Vielzweckbau in der Nutzungsabfolge Wohnung, Tenn, Futtertenn, Stall (Mittertennhaus). Er ist rundum aus massivem Bruchsteinmauerwerk errichtet und schliesst mit einem steilen, geknickten Satteldach, dessen alter Belag aus doppelt verlegten Biberschwanzziegeln vor einigen Jahren durch Falzziegel ersetzt wurde. Den südlichen Bereich des Zehntenhauses nimmt ein vergleichsweise schmaler Wohntrakt ein, welcher in den Zeiten des Klosterbetriebs vermutlich als Unterkunft für den Verwalter diente. Die strassenseitige Schaufassade verrät mit zwei zusammengerückten und einer leicht distanzierten Fensterachse die innere Raumgliederung in eine grössere Stube und eine schmale Kammer. Die quadratnahen Fenster weisen sorgfältig behauene Kalksteingewände mit Kehlung auf. Sämtliches Hausteinmaterial für Tor-, Tür- und Fenstergewände stammt gemäss Bauabrechnung aus einem Steinbruch in Killwangen. Die westliche Stirnseite zeigt am leicht aus der Mittelachse gerückten Haueingang ein originelles Türgewände mit Fase, leichtem Stichbogen und Konsolen in Form von Doppelwulsten. Als Witterungsschutz dient ein Klebdächlein, das einer sorgfältig gearbeiteten Stützkonstruktion mit Bügen und Zughölzern aufliegt. Das dadurch ausgeschiedene Giebelfeld ist nebst einem etwas grösseren Fenster mit schmalen Lüftungsschlitzen sowie einer schmucken Rundöffnung mit Radsprossen ("Sonnenrad") unter dem First besetzt. Der östlich an den Wohnbereich anschliessende, ebenso massiv gemauerte Scheunentrakt zeigt eine gängige Nutzungsabfolge von Tenn, Futtertenn und Stall. Den eigentlichen Blickfang bildet das grosse rundbogige Tennportal mit dem Baudatum 1753 am Scheitel sowie den zu einem Strahlenmuster aufgedoppelten hölzernen Torflügeln. Zur Belüftung der Heubühne dienen schmale Rechteckschlitze. Die östliche Stirnwand des Scheunentrakts tritt als wuchtige, vollkommen geschlossene Mauerfläche in Erscheinung. Auf der weniger gut einsehbaren Hausrückseite finden sich als Pendant zur Vorderseite ein gleichartiges rundbogiges Tenntor sowie ein unter Schleppdach vorgezogener Stallanbau. Das stirnseitig zugängliche Hausinnere weist einen dreiraumtiefen Grundriss mit Mittelgang, strassenseitig anschliessender Stube und kleiner Nebenstube (Kammer) sowie rückwärtiger Küche auf. Über einen in der Verlängerung des Korridors gelegenen Vorraum gelangt man in einen Keller mit Balkendecke. Hausinneres nicht gesehen. |
Anmerkungen: | [1] Die Bautätigkeit wird nach den erhaltenen Dokumenten (StAAG, Nr.3481) ausführlich geschildert in Räber 1996, S. 76-77. [2] Bauarchiv Gemeinde Spreitenbach. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. |
Literatur: | - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd.1: Freiamt und Grafschaft Baden, Basel 1996, S.76f. - Peter Hoegger, KDM Aargau VII, 1995, S. 124-125. - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 131. |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien AG 14c (1963). - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Spreitenbach II-19/6. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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Related units of description |
Related units of description: | siehe auch: DOK-SPB839.004 Ehem. Zehntenhaus des Klosters Wettingen (=SPB903), 1753 (Dossier (Dokumentationsobjekte))
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=137356 |
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