INV-SPB902 Katholisches Pfarrhaus, 1849-1850 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SPB902
Signatur Archivplan:SPB902
Titel:Katholisches Pfarrhaus
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2020)
Bezirk:Baden
Gemeinde:Spreitenbach
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Ratzengasse 10
Versicherungs-Nr.:58
Parzellen-Nr.:178
Koordinate E:2669915
Koordinate N:1252220

Chronologie

Entstehungszeitraum:1849 - 1850
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:SPB003, SPB901
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Pfarrhaus

Dokumentation

Autorschaft:Caspar Jeuch, Baden (Architekt)
Würdigung:Nach Plänen des bekannten Badener Architekten Caspar Joseph Jeuch errichtetes Pfarrhaus von 1849/50, das zusammen mit dem unmittelbar benachbarten Schulhaus (Bauinventarobjekt SPB901) und der Alten Kirche (heutige reformierte Kirche; Kantonales Denkmalschutzobjekt SPB003) eine kleine historische Baugruppe am südlichen Rand des historischen Dorfkerns von Spreitenbach bildet. Das Gebäude tritt als straff gegliederter, symmetrischer Biedermeierbau mit intaktem Fassadenbild in Erscheinung. Überliefert sind die originalen Baupläne, welche die innere Raumnutzung mit grosszügigen Kellerräumen, öffentlichen Bereichen im Erdgeschoss und der Pfarrerwohnung im Obergeschoss dokumentieren.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Bis zum Bau der katholischen Kirche 1908/09 (Kantonales Denkmalschutzobjekt SPB001) wurde die heutige reformierte Kirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt SPB003) von der Spreitenbacher Bevölkerung paritätisch genutzt. Von alters her gehörte Spreitenbach der katholischen Kirchgemeinde Dietikon an. Auf Betreiben des Wettinger Abts Sebstian Steinegger aber wurde die Kapelle in Spreitenbach von der Mutterkirche getrennt und fortan vom Kloster Wettingen aus betreut. Nach der Aufhebung des Klosters 1841 zog man weltliche Geistliche zur Seelsorge bei. Da im Dorf keine geeignete Unterkunftsmöglichkeit für den damaligen Vikar bestand, ersuchte der Gemeinderat 1848 die Kantonsregierung um finanzielle Hilfe beim Bau eines Pfarrhauses, welche dann auch zugesichert wurde [1].
Die Pläne für das Pfarrhaus lieferte der bekannte Badener Architekt Caspar Joseph Jeuch (1811-1895) [2]. Den Protokollen der Kirchgemeindeversammlung ist zu entnehmen, dass im Sommer 1849 unter der Leitung von Schreiner Jakob Wiederkehr mit dem Bau begonnen wurde. Das erforderliche Gesteinsmaterial bezog man von einem Steinbruch in Killwangen. Um die Kosten möglichst tief zu halten, hatten die Gemeindemitglieder einen erheblichen Beitrag an Fronarbeit zu leisten. Ende 1850 konnte das Pfarrhaus bezogen werden; die Baukosten beliefen sich insgesamt auf 10'500 Franken [3].
1861 wurde Spreitenbach zur selbständigen katholischen Pfarrei erklärt. Zu diesem Anlass stellte man gegenüber dem Pfarrhaus einen Laufbrunnen aus Würenloser Muschelkalk auf (Bauinventarobjekt SPB909E).
Beschreibung:Das ehemalige katholische Pfarrhaus bildet mit dem südwestlich benachbarten Alten Schulhaus (Bauinventarobjekt SPB901) und der Alten Kirche (heutige reformierte Kirche; Kantonales Denkmalschutzobjekt SPB003) eine reizvolle kleine Baugruppe nördlich der ausgedehnten Friedhofanlage und der neuen katholischen Kirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt SPB001). Es handelt sich um einen zweigeschossigen gemauerten Biedermeierbau unter schwach geneigtem, geradem Satteldach. Der traufständig auf die Ratzengasse ausgerichtete Baukörper zeigt eine streng symmetrische Fassadengestaltung mit je drei Achsen von breitrechteckigen Zwillingsfenstern an den Längsseiten und jeweils zwei Achsen an den Stirnseiten. Das mit einem auffälligen Fugenputz als Sockelgeschoss gekennzeichnete Parterre weist zwei traufseitige Eingänge auf, wobei der rückwärtige, schmucklose Zugang ebenerdig auf Gartenniveau liegt. Den Hauptzugang mit profilierter Gesimsbekrönung erreicht man von der tieferliegenden Strasse aus über eine zweiteilige Freitreppe. Eine ähnliche Profilierung zeigen die auf einem kantigen Gurtgesims sitzenden Fenster im Obergeschoss, welches somit als Beletage ausgezeichnet wird.
Die überlieferten Baupläne von Caspar Joseph Jeuch zeugen von einer durchdachten Gliederung des Hausinnern. Von der strassenseitigen Haustür gelangt man in einen quer zum First verlaufenden Mittelgang, der sich auf der Hausrückseite zu einem Treppenhaus erweitert. Beidseits des Korridors schliessen je zwei Räume an, die mehrheitlich wohl als Büro- und Sitzungszimmer genutzt wurden. Das Obergeschoss nehmen die Privaträume des Pfarrers mit strassenseitigem Wohn- und Studierzimmer sowie rückwärtiger Küche und Schlafzimmer ein. Über einen internen Abgang gelangt man in den grosszügigen strassenseitigen Weinkeller, rückwärtig schliessen kleinere Kellerräume an.
Heute wird das katholische Pfarrhaus als lokal für die Jungwacht genutzt (Hausinneres nicht gesehen).
Anmerkungen:[1] Zu den kirchengeschichtlichen Verhältnissen und den Bau des Spreitenbacher Pfarrhauses vgl. Zimmermann 1930, S. 73ff.; Wassmer 1986, S. 11ff.
[2] Caspar Joseph Jeuch (1811-1895) erlangte als Erbauer mehrerer Gasthöfe und Hotels im Bäderquartier von Baden Bekanntheit. Des Weiteren errichtete er auf Aargauer Boden die Infanteriekaserne in Aarau (1847-49), die Synagoge von Endingen (1852) sowie diverse Kirchen und Schulhäuser (Architektenlexikon der Schweiz 1998, S. 298).
[3] Wassmer 1986, S. 28-39; Hoegger 1995, S. 124.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Literatur:- Karl Zimmermann, Geschichtliches von Spreitenbach 1124-1930, Dietikon 1930.
- Kurt Wassmer, Die Katholische Pfarrei Spreitenbach, Typoskript 1986 (Archiv Kantonale Denkmalpflege Aargau).
- Peter Hoegger, KDM Aargau VII, 1995, S. 124.
- Architektenlexikon der Schweiz 19./20. Jahrhundert (Hrsg. Isbelle Rucki/Dorothee Huber), Basel 1998, S. 298.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 132.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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Related units of description:siehe auch:
DOK-SPB839.001 Ehem. kath. Pfarrhaus (=SPB902), 1849-1850 (Dossier (Dokumentationsobjekte))
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=137355
 

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