INV-SPB908B Hochhaus "Buchbühl", 1965-1967 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SPB908B
Signatur Archivplan:SPB908B
Titel:Hochhaus "Buchbühl"
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden, mit Nachbarhaus "Gyrhalde" im Vordergrund (2020)
Bezirk:Baden
Gemeinde:Spreitenbach
Adresse:Poststrasse 180
Versicherungs-Nr.:600
Parzellen-Nr.:3209
Koordinate E:2669336
Koordinate N:1253414

Chronologie

Entstehungszeitraum:1965 - 1967
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:SPB908A
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Hochhaus

Dokumentation

Autorschaft:Mario della Valle (Architekt)
Würdigung:1965-69 vom Architekten und Immobilienunternehmer Mario della Valle auf eigene Rechnung erbautes Hochhaus, das zusammen mit dem ersten Hochhaus Spreitenbachs (Bauinventarobjekt SPB908A) eine Zweiergruppe an der Poststrasse bildet. Um das 1955-59 entstandene erste Hochhaus entwickelte sich eine weitherum wahrgenommene Kontroverse, die zunächst zu einem Baustopp führte und Anstoss für die fortschrittliche Bauordnung und Zonenplanung von 1960 gab. Die von markanten Flugdächern abgeschlossenen Hochhäuser sind in gepflegten Bauformen der 1950er Jahre gehalten, die allerdings eher einem herkömmlichen Mehrfamilienhaus als einem Hochhaus entsprechen und beim hier beschriebenen Hochhaus «Buchbühl» bereits eindeutig retardierend waren. Nicht nur dies, sondern auch die ausgesprochen ungewöhnliche Ausführung als massive Backsteinbauten legt Zeugnis von der ungewöhnlichen Entstehungsgeschichte der Gebäude ab. Im Unterschied zum früher entstandenen Hochhaus «Gyrhalde» zeigt das hier beschriebene Hochhaus «Buchbühl» noch die bauzeitliche Fassadengestaltung. Insbesondere in der Ansicht von der Talebene her bilden die beiden Hochhäuser einen wirkungsvollen Gegensatz zu den vom selben Architekten und Unternehmer nur kurz zuvor realisierten Einfamilienhäusern an der Bahnhofstrasse; sie bezeugen damit anschaulich das rasante Wachstum Spreitenbachs in den Jahren der Hochkonjunktur.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nachdem 1953 der Bau von Einfamilienhäusern an der Bahnhofstrasse und damit weitab vom alten Dorfkern eingesetzt hatte, nahm der Gemeinderat dies 1954 zum Anlass, eine Bauordnung vorzubereiten, zumal Spreitenbach bis dahin wie viele andere Landgemeinden über kein entsprechendes Regelwerk verfügte [1]. Unter anderem sollte mit der Bauordnung die zulässige Bauhöhe auf drei Geschosse beschränkt werden. Noch vor deren Inkrafttreten im Juni 1955 begann der Architekt und Immobilienunternehmer Mario della Valle, der bereits eine Einfamilienhausüberbauung an der Bahnhofstrasse realisiert hatte, freilich mit dem Bau eines Hochhauses. Um dieses entwickelte sich eine weitherum wahrgenommene Kontroverse, die zunächst zu einem Baustopp durch den Regierungsrat und zu einer Auseinandersetzung bis vor Bundesgericht führte. Schliesslich gab die Debatte den hauptsächlichen Anstoss zur fortschrittlichen Spreitenbacher Ortsplanung von 1960, welche später zum Bau des Hochhausquartiers Langäcker (Bauinventarobjekt SPB914) und des Einkaufszentrums von 1970 führte. Als Teil dieser Planung wurde 1959 der Teilzonenplan «Gyrhalde» in Kraft gesetzt, welcher auch die Fertigstellung des seit 1955 im Zustand der Bauruine steckengebliebenen Hochhauses ermöglichte (Bauinventarobjekt SPB908A).
Einige Jahre später realisierte der Architekt und Unternehmer della Valle 1965-69 unmittelbar neben dem nun als «Hochhaus Gyrhalde» bekannten Gebäude das hier beschriebene, ähnlich gestaltete «Hochhaus Buchbühl». Über dem vom Bauherrn selbst bewohnten Attikageschoss entstand später ein Penthouse-artiger Aufbau.
Im Unterschied zum ersten Spreitenbacher Hochhaus hat sich das später errichtete Hochhaus «Buchbühl» bis heute sehr viel stärker im bauzeitlichen Zustand erhalten. Insbesondere zeigt es noch die ursprüngliche Fassadengestaltung. Zurzeit ist durch die heutige Eigentümerschaft eine schonende Renovation des Gebäudes geplant.
Beschreibung:Das dreizehngeschossige Hochhaus «Buchbühl» bildet zusammen mit dem ähnlich gestalteten, in der äusseren Erscheinung ursprünglich weitgehend identischen Hochhaus «Gyrhalde» (Bauinventarobjekt SPB908A) eine in die Tiefe gestaffelte Zweiergruppe an der Poststrasse, die beim Herannahen auf der Strasse wie auch im Blick von der Ebene des Limmattals markant in Erscheinung tritt. Im Kunstdenkmälerband wird die ursprüngliche Wirkung der beiden Bauten vor der Bebauung der Talebene hervorgehoben: «Obwohl ohne besondere ästhetische Ansprüche errichtet, bildeten die beiden Hochhäuser anfänglich eine faszinierende Antithese zur unberührten Hügellandschaft von Buechhoger und Rotel abseits des Dorfs.» [2] Ein anschauliches Zeugnis von der städtebaulichen Entwicklung Spreitenbachs gibt insbesondere der Blick von der Bahnhofstrasse, wo die beiden Hochhäuser über den nur wenige Jahre zuvor ebenfalls vom Architekten und Immobilienunternehmer della Valle errichteten Einfamilienhäusern aufragen, die mit ihrer kleinmassstäblichen Struktur und ihren gemässigten Heimatstilformen einen besonders auffälligen Gegensatz abgeben. Die beiden Gebäude sind, für Hochhäuser ausgesprochen ungewöhnlich, als massive Backsteinbauten ausgeführt, was zu grossen Mauerstärken der Aussenfassaden und zu vergleichsweise kleinen Fenstern führt. Gerade in dieser technisch bereits beim Bau des ersten Hochhauses und einige Jahre später noch stärker überholten Konstruktion kommt freilich auch die ungewöhnliche Entstehungsgeschichte der beiden Bauten als Werk eines im Hochhausbau nicht versierten, unternehmerisch aber erfindungsreichen Architekten zum Ausdruck.
Die beiden turmartig hochragenden Gebäude erheben sich auf einem leicht längsrechteckigen Grundriss und stehen mit ihren Proportionen somit zwischen einem Punkthochhaus und einem eigentlichen, deutlich breiteren Scheibenhochhaus. Sie wenden sich mit den Balkonfronten nach Süden und schliessen über einem vollverglasten Attikageschoss mit weit auskragenden Flugdächern, geradezu einem Leitmotiv in der Architektur der 50er Jahre. Die Turmschäfte sind mit Einzelfenstern in quadratischen und liegenden Proportionen sowie Balkontüren besetzt. Die Fassaden des hier beschriebenen Hochhauses «Buchbühl» zeigen im Unterschied zum Nachbarhaus noch die ursprüngliche Gestaltung mit Wormser Verputz (Besenwurf), der durch ein feines, heller gehaltenes Linienraster entlang den Fensterkanten akzentuiert ist. Die gepflegte und für die 50er Jahre charakteristische Fassadengestaltung erscheint dabei im Hochhausbau eher ungewöhnlich und hat für die Entstehungszeit des zweiten Hochhauses als stark retardierend zu gelten. Die südseitigen Balkone sind am hier beschriebenen Gebäude axialsymmetrisch in vier Reihen disponiert. Sie sind in einer ebenfalls für die 50er Jahre typischen Trapezform gehalten und besitzen noch die bauzeitlichen Stahlgeländer mit Profilblechbrüstungen. Die übrigen Fassaden sind spärlicher mit Einzelfenstern besetzt. Der Hauseingang liegt nordseitig in einem Vorbau, der mit rotem, wohl persischem, Travertin verkleidet ist [3]. Über der dreiteiligen Eingangstür mit Stahlrahmen und ursprünglich wohl durchgehenden Riffelgläsern ist der Hausname «Hochhaus Buchbühl» angebracht. Das Flugdach ist als begehbare Dachterrasse ausgebildet, auf der sich ein etwas jüngerer, Penthouse-artiger Aufbau erhebt.
Das Innere zeigt gegenüber dem älteren Hochhaus «Gyrhalde» eine trotz der ungewöhnlichen Massivbauweise etwas weniger engräumige Struktur. Die Erschliessung geschieht wie dort über ein rückwärtig an der Fassade gelegenes Treppenhaus, das mit einer gegenläufigen Treppe mit Zwischenpodesten allerdings etwas grosszügiger dimensioniert ist. Im Unterschied zum Hochhaus «Gyrhalde» verfügt das Gebäude über zwei Lifte, wobei man zur Platzersparnis darauf verzichtete, beide an die Vorplätze der Wohnungen zu lagern. So bedient der eine Lift die halbgeschossigen Treppenpodeste, der andere, vom Eingang nicht ebenerdig zugängliche, hingegen die Vollgeschosse. Die Erschliessungsbereiche sind, ebenfalls noch ganz den 50er Jahren verpflichtet, mit Terrakottaplatten belegt; die Treppe zeigt ein filigranes Stahlgeländer. Vorhanden ist auch noch die bauzeitliche, eindrücklich grosse Briefkastenanlage. Die Normalgeschosse umfassen jeweils zwei Zweizimmerwohnungen mit Schrankküche sowie zwei etwas grosszügigere Zweieinhalbzimmerwohnung mit zusätzlicher Essdiele und grösserer Küche. Der bauzeitliche Ausbau besteht aus einfachen, rahmenlosen Holztüren, Stahl-Einbauküchen und Doppelfenstern (Innenausbau der Wohnungen nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Die offenen Durchgänge zu Küche und Wohnzimmer sind, für ein modernes Hochhaus eher eigenwillig, durchwegs mit Rundbögen akzentuiert.
Anmerkungen:[1] Geschichtliches nach Steigmeier 2000, S. 264-270; zur Kontroverse vgl. auch den Bauinventareintrag zum Hochhaus «Gyrhalde» (Objekt SPB908A).
[2] Hoegger 1995, S. 111.
[3] Vgl. zu diesem hierzulande seltenen Baumaterial den Eintrag im Materialarchiv der ETH Zürich: https://materialarchiv.ch/de/ma:material_2141/ (Zugriff 4.12.2020).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Literatur:- Andreas Steigmeier, Shopping-Boom: Spreitenbach zwischen 1950 und 2000, In: Andreas Steigmeier/Roman W. Brüschweiler/Anton Kottmann, Spreitenbach 2000, S. 259-334, hier S. 264-283.
- Peter Hoegger, KDM Aargau VII, 1995, S. 111-112.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 132.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotosammlung.
- ETH-Bibliothek, Zürich, Bildarchiv: Com_F64-02647; Com_F66-08339; Com_F66-07513.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=137375
 

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