INV-BEB914 Bremgartenstrasse 1, 1908 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-BEB914
Signatur Archivplan:BEB914
Titel:Bremgartenstrasse 1
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2020)
Gemeinde:Besenbüren
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Bremgartenstrasse 1
Versicherungs-Nr.:79
Parzellen-Nr.:106
Koordinate E:2668618
Koordinate N:1240637

Chronologie

Entstehungszeitraum:1908
Grundlage Datierung:Brandkataster; Inschrift (Türblatt Hauseingang)

Typologie

Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2021

Dokumentation

Würdigung:Repräsentatives Einfamilienhaus, das 1908/09 für den Gemeindeammann Robert Huber erbaut wurde. Mit seiner axialsymmetrischen Fassadengestaltung, dem historistischen Baudekor und den sanften Einflüssen des Schweizer Holzstils in Form von zierbeschnitzten Pfettenköpfen verfügt das Gebäude über ein stimmungsvolles Erscheinungsbild. Der Bau kontrastiert mit der in Besenbüren vorherrschenden bäuerlichen Architektur und bildet ein Zeugnis dafür, wie sich die dörfliche Oberschicht an den Formen des bürgerlichen Wohnbaus orientierte. Mit dem holzsichtigen Täfer, den Parkettböden, zwei kunstvollen Jugendstilkachelöfen und den bunten Zementfliesen hat sich ein Grossteil der bauzeitlichen Innenausstattung bewahrt. An der Verzweigung von Kantonsstrasse und Bremgartenstrasse gelegen, nimmt das Gebäude eine prägende ortsbauliche Stellung ein.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss dem Eintrag im Lagerbuch der Aargauischen Brandversicherungsanstalt wurde das Wohnhaus 1908/09 für den Gemeindeammann Robert Huber (1861-1924) gebaut. Auf die Initiative Robert Hubers geht auch der dritte Schulhausbau in Besenbüren zurück, der 1924 eingeweiht wurde und noch heute in Gebrauch ist [1]. Im Norden des Wohnhauses befanden sich ursprünglich eine zugehörige freistehende Scheune mit Schopfanbau sowie ein Wagenschopf, die ebenfalls 1908/09 erbaut worden waren und 2019 abgebrochen wurden.
Beschreibung:Das stattliche Wohnhaus befindet sich westlich der Bremgartenstrasse, an deren Einmündung in die Kantonsstrasse. Mit Blick von der Kantonsstrasse steht das Gebäude leicht erhöht im aufsteigenden Gelände, was ihm einen repräsentativen Charakter verleiht.
Das Haus erhebt sich über nahezu quadratischem Grundriss als zweigeschossiger Mauerbau unter schwach geneigtem, noch mit alten Biberschwanzziegeln eingedecktem Krüppelwalmdach. Die vorstehenden Pfettenköpfe sind mit kerbschnittartiger Verzierung versehen, die Anklänge an den Schweizer Holzstil zeigen. Vom Kellersockel bis unter das Dach verlaufen durchgehende Eckpilaster, die im Bereich des Erdgeschosses Diamantquader aufweisen. Die Erdgeschosszone besitzt als gestalterisches Element zudem eine Rustizierung mit waagrechten Putzbändern, die oben mit einem umlaufenden Gurtgesims abschliesst. Die südliche Vorderseite des Hauses ist axialsymmetrisch von drei Fensterachsen gegliedert, wobei die Mittelachse durch den erhöhten Hauseingang, einen Balkon sowie einen Zwerchgiebel mit Krüppelwalmach und einem zusätzlichen Fenster ausgezeichnet ist. Die beiden Schmalseiten weisen zwei Fensterachsen sowie ein zentriertes Fenster im Dachgeschoss auf. An der rückwärtigen dreiachsigen Nordfassade erhebt sich ein Mittelrisalit unter einem Satteldach, der einen ebenerdigen Eingang besitzt und in dem das Treppenhaus untergebracht ist, was sich aussen an den drei zusätzlichen halbgeschossig versetzten kleinen Rechteckfenstern abzeichnet. An allen Fassaden kamen zweiflügelige Fenster mit einem ungeteilten Oberlicht, sog. Galgenfenster, zur Anwendung, die mit Jalousieläden ausgestattet sind. Mit Ausnahme derjenigen am rückwärtigen Mittelrisalit verfügen alle Fensteröffnungen über zeittypische Zementgussgewände mit profilierter Verdachung und konsolenverzierten Blockbänken.
Der Hauptzugang ins Innere erfolgt auf der Südseite über eine zweiläufige Treppe. Unmittelbar über dem Treppenpodest vor dem Hauseingang befindet sich der Balkon, womit dieser zugleich als Witterungsschutz dient. Die Brüstung und die Konsolen des Balkons sind mit gusseisernen Voluten und Akanthusblättern gestaltet. Der Hauseingang hat die bauzeitliche neunfeldrige Rahmentür bewahrt, deren zentrales kleinteiliges Feld die Initialen des Erbauers HR (Huber Robert), flankiert vom Baujahr 1908, trägt. Das mittlere Feld der oberen Reihe besitzt eine Glasfüllung, die von einem gusseisernen Ziergitter geschützt wird.
Im Hausinneren haben sich die bauzeitliche Raumstruktur sowie die Ausstattung weitgehend im bauzeitlichen Zustand erhalten. Der Keller verfügt über eine zeittypische Deckenkonstruktion mit Eisenbalken und wird allseitig durch gedrungene Rechteckfenster belüftet, die von aussen den Kellersockel rhythmisieren. Im Erdgeschoss befinden sich südseitig die Stube und die Nebenstube, nordseitig die Küche und ein weiterer Raum. Die Erschliessung erfolgt über einen zentralen Gang, der die beiden gegenüberliegenden Eingänge verbindet. Nördlich befindet sich das im Mittelrisalit situierte Treppenhaus, dessen U-förmig angeordnete Treppenläufe Halbpodeste zwischen den Geschossen besitzen. Im Obergeschoss und im Dachstock befinden sich weitere Wohnräume. Zu den historischen Ausstattungselementen gehören in der Stube und der Nebenstube das holzsichtige Feldtäfer, die Parkettböden und zwei sehr qualitätsvolle Kastenöfen mit floral verzierten Jugendstilkacheln; der eine in lindengrün mit anschliessender Sitzkunst, der andere in hellgrau. Der Mittelgang im Erdgeschoss bewahrt den bauzeitlichen Zementfliesenboden in den Farben Schwarz, Grau, Beige und Braun. Während die Hauptfliesen mit einem geometrischen Sternenmuster gestaltet sind, zeigen die Randfliesen eine umlaufende Bordüre aus Rauten und gestreckten Sechsecken. Im Dachgeschoss hat sich das holzsichtige Krallentäfer erhalten – eine um 1900 ausgesprochen beliebte Art der Wandverkleidung.
Anmerkungen:[1] Jubiläumsbuch. 850 Jahre Besenbüren 1160–2010. Ortsbürgergemeinde Besenbüren (Hrsg.), Zürich 2010, S. 58.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, 4226-7.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0481-0483, Brandkataster Gemeinde Besenbüren, 1850-1937.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=137476
 

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