INV-HEK925 Schwaresterstrasse 3, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-HEK925
Signatur Archivplan:HEK925
Titel:Schwaresterstrasse 3
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2021)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Hendschiken
Adresse:Schwaresterstrasse 3
Versicherungs-Nr.:98
Parzellen-Nr.:181
Koordinate E:2658646
Koordinate N:1248619

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2021

Dokumentation

Würdigung:Kleinbäuerlich geprägter Vielzweckbau, welcher schrittweise aus einem ehemaligen Strohdachhaus hervorgegangen ist. Der gemauerte Wohnteil aus der Zeit um 1800 verfügt über eine wohl seit jeher auf Ziegelbelag ausgelegte Dachkonstruktion mit stehendem Stuhl. Er bewahrt äusserlich und im Innern ein erhebliches Mass an historischer Substanz aus dem 19. Jahrhundert. Der Scheunentrakt wurde 1929 in den gleichen Ausmassen eines bis dahin strohgedeckten Vorgängerbaus erneuert. Vor einigen Jahren wurde er unter Respektierung des äusseren Erscheinungsbildes und der Grundkonstruktion zu Wohnzwecken ausgebaut. Das ehemalige Bauernhaus ist Teil einer traufständigen Bebauung, die sich in lockerer Anordnung der Schwaresterstrasse, einem ehemaligen Feldweg nach Ammerswil, entlangzieht.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der Formensprache nach zu schliessen, dürfte der gemauerte Wohnteil des ehemaligen Kleinbauernhauses aus der Zeit um 1800 oder gar aus dem späten 18. Jh. stammen. Die Dachkonstruktion mit stehendem Stuhl lässt auf eine seit jeher bestehende Eindeckung mit Ziegeln schliessen. Demgegenüber war der zugehörige alte Scheunentrakt bis zu seiner 1929 erfolgten Erneuerung noch mit Stroh eingedeckt. Diese Verhältnisse spiegeln sich im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1850, worin von einem "zweistöckigen Wohnhaus samt Scheune von Mauer und Holz mit gewölbtem Keller von Ziegel und Strohdach" die Rede ist [1]. In einem präzisierenden Eintrag von 1876 werden 3/7 harte und 4/7 weiche Bedachung erwähnt, was ungefähr dem Grössenverhältnis von Wohn- und Scheunenteil entspricht.
Als Eigentümer der Liegenschaft werden im Brandkataster von 1850 Johann Ulrich Schmid's Söhne aufgeführt; derselben Familie gehörte offenbar auch die Nachbarliegenschaft Schwaresterstrasse 5, mit Johann Ulrich Schmid, Sattler, als Besitzer. In der Folge blieb das Haus Schwaresterstrasse 3 bis weit ins 20. Jh. in den Händen der Familie Schmid.
Ein grösserer baulicher Eingriff erfolgte 1929, als der alte, bislang noch mit Stroh eingedeckte Scheunentrakt durch einen Neubau mit Ziegeldach ersetzt wurde. Im Brandkataster schlug sich dies in einer deutlichen Erhöhung des Versicherungswertes von vormals 6800 Franken auf 11'000 Franken nieder. Im heutigen Erscheinungsbild des Hauses ist diese Bauetappe an den leicht versetzten Dachflächen und an der unterschiedlich gestalteten Dachkonstruktion ablesbar. 2009 fand eine teilweise Umnutzung des Scheunentrakts zu Wohnzwecken statt, indem das ehemalige Tenn zur Erschliessungszone umfunktioniert und im Heuraum zwei grosszügige Zimmer samt Sanitärraum eingebaut wurden.
Beschreibung:Der längliche Baukörper steht mit traufständiger Ausrichtung deutlich abgewinkelt an der Schwaresterstrasse, einem alten Feldweg nach Ammerswil. Strassenseitig weist er vor dem Wohnteil einen ehemaligen Schweinestallanbau unter Schleppdach auf, welcher in späteren Jahren zu Waschküche und Heizungsraum umfunktioniert wurde (Anbau nicht Teil des Schutzumfangs). In den Anbau einbezogen ist ein hölzerner Laubenaufgang ins Obergeschoss des Wohnteils, der ebenfalls als nachträgliche Zutat einzuschätzen ist. Der Scheunentrakt hat im Zuge eines Ausbaus der Schwaresterstrasse – möglicherweise schon beim Neubau 1929 oder dann kurz danach – eine markante Abschrägung der Hausecke erfahren [2].
Deutlicher zum Ausdruck kommt der Charakter des Gebäudes an der strassenabgewandten, nach Süden gerichteten Stubenfront. Der zweigeschossige, in Bruchsteinmauerwerk aufgeführte Wohnteil aus der Zeit um 1800 ist geborgen unter einem ausladenden, geknickten Teilwalmdach, welches noch mit handgefertigten Biberschwanzziegeln eingedeckt ist. Das Dachgerüst besteht aus einer Sparrenkonstruktion mit stehenden Stuhljochen und gezapften Kopfhölzern; nachträglich abgesägte Pfetten bei der hölzernen Trennwand zum ehemaligen Tenn hin machen die Bauphase des älteren Wohnteils zum 1929 erneuerten Scheunentrakt hin deutlich ablesbar. Die gartenseitige Trauffassade zeigt eine rhythmische, auf die innere Raumnutzung ausgelegte Gliederung mit drei Fensterachsen, während die Stirnfront nur vereinzelt mit Lichtöffnungen besetzt ist. Im Unterschied zu den massiv gemauerten Vollgeschossen ist das Giebelfeld lediglich mit einer locker angebrachten, luftdurchlässigen Bretterschalung abgedeckt; darunter schliesst ein offener Schopfanbau unter Pultdach an (Anbau nicht Teil des Schutzumfangs).
Das Hausinnere zeigt einen bei kleinbäuerlichen Verhältnissen verbreiteten Grundriss. Die strassenseitige Haustür öffnet sich in einen engen Stichgang, an den seitlich die Küche (modernisiert) und eine ehemalige Kammer (heute Sanitärraum) anschliessen. Geradeaus gelangt man in den rückwärtigen, nach Süden ausgerichteten Wohnbereich, der früher in eine Stube und eine kleine Nebenstube unterteilt war (heute zusammengelegt). Vom Stichgang aus führte eine einfache Holzstiege hinauf ins Obergeschoss, welches in derselben Grundrissanordnung Schlafkammern und einen ehemaligen Vorratsraum enthält (innere Erschliessung heute ins Tenn verlegt). An historischer Ausstattung haben sich ein grosser grüner Kachelofen mit anschliessender Sitzkunst, Riemenböden und einzelne Türblätter sowie Fensterverschlüsse aus dem 19. Jh. erhalten. Die anlässlich des Umbaus von 1929 freigelegte Trennwand zwischen Wohnteil und Tenn tritt als Ständerkonstruktion mit Bohlen- und Bretterfüllungen in Erscheinung. In eher unüblicher Weise sind die südseitigen Wohnräume nicht unterkellert. Dafür nimmt ein kleiner, von aussen zugänglicher Gewölbekeller den nördlichen Hausteil unter der ehemaligen Küchenkammer ein.
Am 1929 erneuerten Scheunentrakt ist die Nutzungsabfolge mit Tenn, Stall und Futtergang noch gut ablesbar. Die Stallwände bestehen aus Mauerwerk, während der Oberbau in Ständerbauweise mit vertikaler Bretterverschalung ausgeführt ist. Anlässlich des Umbaus von 2009 wurde der ehemalige Heuraum mittels Innendämmung zu Wohnzwecken ausgebaut. Die Belichtung der Räume erfolgt über flächige Fensteröffnungen hinter beweglichen Holzlamellen. Im ehemaligen Tenn wurde eine Erschliessungszone geschaffen, welche den alten und neuen Wohnteil miteinander verbindet.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0401-0403: Brandkataster Hendschiken 1850-1938.
[2] Auf einer Flugaufnahme von 1950 ist die abgeschrägte Hausecke bereits erkennbar.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0401-0403: Brandkataster Hendschiken 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, VII-8/27.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=137692
 

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