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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1910 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
Nutzungen: | Ehemaliges Post- und Bankgebäude |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Öffentliche Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Postgebäude |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2021 |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Robert Wullschleger (1874–1959) |
Würdigung: | Repräsentatives Geschäftshaus in gepflegten Heimatstilformen mit wuchtigem, weit ausladendem Mansartwalmdach, das 1910 vom Aarburger Baumeister Robert Wullschleger auf eigene Rechnung als Postbüro errichtet wurde. Nach dem Bezug der neuen Post wurde das Gebäude 1986 ausgekernt und für die Volksbank vollständig neu ausgebaut. Trotz dieser starken Veränderungen besitzt der markante und äusserlich intakt erhaltene Baukörper eine grosse städtebauliche Bedeutung für die Aarburger Vorstadt. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Aarburg stellte seit den Anfängen des Postwesens einen wichtigen Knotenpunkt dar. Ein erstes Postbüro entstand wohl im Zusammenhang mit der Fischerpost, eines der frühsten schweizweiten Postnetze, das ab 1675 von der bernischen Familie Fischer betrieben wurde. 1804 übernahm der Staat Aargau das Postwesen im Kantonsgebiet mit einem Zentralpostamt in Aarau und Postämtern in Aarburg, Stein, Zurzach, Laufenburg, Rheinfelden, Zofingen, Brugg und Lenzburg. In Aarburg befand sich das Postbüro zunächst in der «Alten Post» (Kantonales Denkmalschutzobjekt AAB008), anschliessend im Hause des Küfers Bohnenblust im Städtchen. Mit der Eröffnung der Eisenbahn 1856 wurde es an den Bahnhof verlegt, jedoch aufgrund einer Petition mehrerer Aarburger Firmen und Geschäfte noch im selben Jahr wieder in die Stadtmitte zurückversetzt. Ab 1873 wurde das umgebaute Spital der Ortsbürgergemeinde in der Vorstadt als Postamt genutzt; später mietete es sich in das Blaserhaus an der Bahnhofstrasse ein. 1906 bewilligte die Gemeindeversammlung das privater Initiative entsprungene Projekt, auf dem Areal der Ottschen Scheune an der Stampfebachstrasse (heute Pilatusstrasse) ein neues Postgebäude zu errichten [1]. 1910 wurde unter der Leitung des Baumeisters Robert Wullschleger (1874–1959) und auf dessen eigene Rechnung mit dem Neubau begonnen. Wullschleger stammte aus einer traditionsreichen Aarburger Baumeister-Familie und hatte seine Ausbildung am Technikum Winterthur absolviert [2]. In seinem vom Heimatstil geprägter Repräsentationsbau an der Pilatusstrasse 5 war die Post von 1911–1981 untergebracht. Um die Mitte des 20. Jh. verursachten Bevölkerungswachstum und florierende Industrie eine rapide Postverkehrszunahme, wodurch sich eine Vergrösserung der Postlokalitäten aufzudrängen begann. 1952/53 fand ein Umbau der bestehenden Posträume statt, bei dem die früheren Telephon- und Telegraphenbüros als zusätzliche Briefbotenräume einbezogen wurden. Dies bot allerdings nur eine vorübergehende Lösung und so wurde schliesslich 1979 ein Baugesuch für einen Neubau auf der Nachbarparzelle eingereicht [3]. Das neue Postgebäude (Bauinventarobjekt AAB942) nach Plänen des Aarburger Architekten Max Morf konnte 1981 bezogen werden. Das Postgebäude von Robert Wullschleger wurde 1986 ausgekernt und für die Volksbank vollständig neu ausgebaut. |
Beschreibung: | Das Postgebäude von 1910 liegt auf der Nordostseite der Pilatusstrasse, kurz vor deren Verzweigung mit der Bahnhof- und der Hofmattstrasse. Somit befindet es sich an einer prominenten Lage in der Aarburger Vorstadt mit Sichtbezug zur Altstadt. Der zweigeschossige Mauerbau erhebt sich über einem längsrechteckigen Grundriss und wird von einem ausladend geschwungenen Mansartwalmdach geborgen. Dessen First verläuft von Südwesten nach Nordosten; mehrere Lukarnen beleben die mit Biberschwanzziegeln gedeckten Dachflächen. Die nordwestliche Längsseite besitzt eine dreiachsige Satteldachlukarne mit einer Giebelverschalung in Form einer Berner Ründe, die auf Mansardenhöhe von zwei kleinen Satteldachlukarnen und weiter oben von zwei Fledermausgauben flankiert wird. Die beiden Schmalseiten weisen jeweils eine dreiachsige Lukarne mit Mansartwalmdach und Berner Ründe auf. Die nordwestliche Hauptfassade umfasst sechs Achsen hoher regelmässig angeordneter Rechteckfenster mit profilierten Sohlbänken. Auf der westlichen äusseren Achse liegt das Eingangsportal mit gesprengtem Giebel. Die vorgelagerte Treppe ist jüngeren Datums. Die strassenseitige Südwestfassade mit fünf Fensterachsen verfügt aufgrund des leicht abfallenden Geländes über eine Sockelzone mit Bossenquadern aus Jurakalk. In der Vertikalen werden die Fassaden durch gefugte Pilaster und flach verputzte Lisenen rhythmisiert. Unter der verschalten Dachuntersicht verläuft ein profiliertes Kranzgesims. Das Innere ist ausgekernt und modernisiert; der Schutzumfang umfasst den Aussenbau. |
Anmerkungen: | [1] Zum Aarburger Postwesen siehe Jakob Bolliger 1998, S. 275–280 und Heiniger 2020, S. 26–29. [2] s. n., Die Entwicklung der Firma Robert Wullschleger AG Aarburg. in: Aarburger Haushalt-Schreibmappe (später: Aarburger Neujahrsblatt), 1969, S. 54–55, hier S. 54. Von Robert Wullschleger stammen auch die Entwürfe für die Villa an der Hofmattstrasse 25 (Bauinventarobjekt AAB936). [3] siehe [1]. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. Einzelobjekt 3.0.10 |
Literatur: | - Ueli Heiniger, Die Aarburger Postgeschichte vom Mittelalter bis heute. in: Aarburger Neujahrsblatt, 2020, S. 26–29. - Jakob Bolliger, Aarburg. Festung, Stadt und Amt. Beiträge zur Lokalgeschichte, Aarburg 1998, S. 279. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0599-0602, Brandkataster Gemeinde Aarburg, 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=138297 |
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