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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1979 |
Grundlage Datierung: | Baugesuch |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Öffentliche Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Postgebäude |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2021 |
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Dokumentation |
Würdigung: | 1979 nach Plänen des Aarburger Architekten Max Morf errichtetes Postgebäude mit Wohnungen, welches in seiner Funktion den unmittelbar benachbarten Vorgängerbau Pilatusstrasse 1 von 1910 (Bauinventarobjekt AAB940) ablöste. Das Gebäude sucht mit klassischen, aber zugleich modern verfremdeten Architekturelementen wie der Pfeilergliederung oder den traufseitig aneinandergereihten Giebeldächern im Sinne der Postmoderne den Anschluss an das bestehende Ortsbild, während die Materialisierung mit grobem Wormserputz oder das skulpturale, mit Eternitschindeln verkleidete Dachvolumen ganz der Architektur der späten Moderne verpflichtet ist. Seine auffallende Architektursprache, für die sich noch kein allgemeiner Begriff etabliert hat, lässt sich als eine spätmoderne Form des Heimatstils charakterisieren. Die sorgfältige Detailgestaltung und der zeittypische Innenausbau sind in weitestgehend erhalten; das Postbüro wurde vor einigen Jahren geschlossen und dient heute noch als Verteilzentrum. Als Zeuge des architektonischen Umbruchs in der Zeit um 1980 kommt dem von einem bekannten Aarburger Architekten realisierten Gebäude erheblicher baugeschichtlicher Zeugenwert zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das Postgebäude mit Wohnungen wurde 1979–81 nach Plänen des Aarburger Architekten Max Morf im Auftrag der Hochbauabteilung der Generaldirektion der PTT-Betriebe erbaut [1]. Seit der Schliessung der Postfiliale 2013 dienen die Betriebsräumlichkeiten ausschliesslich als Postverteilzentrum. |
Beschreibung: | Das ehemalige Postgebäude erhebt sich, vom Städtli her gesehen, unmittelbar südöstlich nach seinem zum gleichen Zweck errichteten Vorgänger von 1910 (Bauinventarobjekt AAB940) an der Pilatusstrasse. Es ist in einer für die Zeit um 1980 charakteristischen Formensprache gehalten, die man in Ermangelung eines allgemein etablierten Begriffs als spätmodernen Heimatstil bezeichnen könnte. Der dreigeschossige, mit Wormserputz versehene Baukörper erhebt sich auf einem dem gekrümmtem Strassenverlauf folgenden fächerförmigen Grundriss und wird von einer Reihe traufparalleler, mit den Giebeln zur Strasse ausgerichteten Satteldächern abgeschlossen. An der um ein Geschoss höher gelegenen Rückseite ragt ein eingeschossiger, sich gleichfalls fächerförmig verjüngender Flachdachbau mit Diensträumen und Lastwagenvorfahrt auf einen von der Sägestrasse her erschlossenen Vorplatz vor. In dem zur Pilatusstrasse freiliegenden Sockelgeschoss ist eine offene Vorfahrt mit Parkplätzen angelegt, über welcher der Oberbau quasi aufgehängt erscheint. Das dort angelegte Postbüro öffnet sich demgegenüber auf den um ein Geschoss höher gelegen Vorplatz an der Rückseite, der über einen Fussweg nordwestlich des Gebäudes zugänglich ist. Mit klassischen, aber modern verfremdeten Architekturelementen sucht der Bau in einer auf die beginnende Postmoderne verweisenden Form den Anschluss an das bestehende Ortsbild, während die stark plastischen Einzelformen und die Materialisierung noch ganz der späten Moderne verpflichtet sind. Eine Pfeilergliederung aus quer zu den Fassaden ausgerichteten Wandscheiben trägt das skulptural ausgebildete, mit Eternitschindeln verkleidete Dachvolumen, wobei ein besonderes Augenmerk auf die als Schattenfuge ausgebildeten Auflagerpunkte gerichtet ist. An die aus drei Giebeln bestehende Dachreihe schliessen an beiden Traufseiten zwei flachgedeckte Randbereiche an, welche die Dachform zusätzlich verfremden. Mit dem gegenüber den Pfeilern zurücktretenden, zwischen diese eingehängt erscheinenden Oberbau wird der klassische Gegensatz zwischen Stütze und Wandverschluss evoziert. Das Betriebsgeschoss wird von einer engen, streng regelmässigen Folge hochrechteckiger Einzelfenster belichtet. Darüber öffnen sich die grösseren Fenster der Wohnungen, wobei unter den Giebeln jeweils beidseits einer mittigen Wandscheibe einspringende Balkonlauben angeordnet sind, während die Giebelflächen selbst verglast sind. Die Fensterprofile sind am ganzen Gebäude getreu den Farben der Post gelb gehalten, das Dach und die für die Erscheinung ebenfalls stark mitbestimmenden Rafflamellenstoren der Wohnungen dunkelbraun und setzen sich damit deutlich von dem in gebrochenem Weiss gestrichenen Wormserputz ab. Der zum rückwärtigen Vorplatz orientierte, vor den höheren Wohnhaustrakt vorspringende Betriebstrakt besitzt seitlich stark geschlossene Wandflächen, während an der fächerförmig verjüngten Stirnseite die Einfahrten liegen. Diese werden von einem markanten, gleichfalls zugespitzten Vordach auf weit auskragenden Betonträgern geschützt. Einfahrtöffnungen und Fenstergitter an den hochliegenden Fenstern der Betriebsräume sind gleichfalls gelb gehalten. Eher unscheinbar liegt an der Nordseite der Eingang zur ehemaligen Schalterhalle. Den Zugang flankiert ein hoher, stelenartiger Rundpfeiler, der wie das Gebäude mit Wormserputz versehen ist. Der Zugang zu den Wohnungen im Haupttrakt erfolgt von der Dachterrasse des Betriebsgebäudes. Die Wohnungseingänge liegen dabei in einer unter den Dachräumen einspringenden Laubenzone. Im Inneren des Erdgeschosses wurden die Schalterfronten nach Schliessung des Postbüros demontiert und die Räume zusammengefasst. Sie zeigen einen für Betriebsräume charakteristischen, zweckmässigen Ausbau aus der Entstehungszeit. Auch hier sind Türen und Tore in gelber Farbe gehalten, desgleichen die aus konzentrischen Eisenstäben bestehenden, kreisrunden Gitter der Oberlichter im Flachbau. Ebenso kommt der am Aussenbau verwendete Wormserputz in den Innenräumen wieder vor. Innerhalb des Postbereichs zeigen die Pausen- und Nebenräume des Sockelgeschosses eine entsprechende, grob strukturierte Wandgestaltung. Ein Treppenhaus an der Südostseite erschliesst die Betriebsräume wie auch die Dachterrasse mit den Wohnungen. Diese sind als Maisonnettewohnungen mit Galerie gestaltet, wobei der Raumeindruck in einer für die Zeit um 1980 charakteristischen Weise von der offenen Dachkonstruktion aus hellem Tannenholz beherrscht wird. Die Galeriebrüstung wird von schwarzen Stahlrohren mit gerundeten Ecken und eingespannten Glasscheiben gebildet. Der Wormserputz, der in ungewöhnlicher, aber durchaus zeittypischer Weise auch für die Innenräume der Wohnungen verwendet wurde, bezieht sogar die Galerieuntersichten mit ein. |
Anmerkungen: | [1] Pläne und Akten im Baugesuchsarchiv. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. Einzelobjekt 3.0.11 |
Literatur: | - Ueli Heiniger, Die Aarburger Postgeschichte vom Mittelalter bis heute. in: Aarburger Neujahrsblatt, 2020, S. 26–29. |
Quellen: | - Gemeinde Aarburg, Baugesuchsarchiv: Baupläne 1979. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=138299 |
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