INV-FRE918 Lourdesgrotte, 1897 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-FRE918
Signatur Archivplan:FRE918
Titel:Lourdesgrotte
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Westen (2020)
Bezirk:Baden
Gemeinde:Freienwil
Adresse:Südwestlich Büelhof
Versicherungs-Nr.:280
Parzellen-Nr.:346
Koordinate E:2667002
Koordinate N:1260981

Chronologie

Entstehungszeitraum:1897
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Lourdesgrotte

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2021

Dokumentation

Würdigung:Kleine überdachte Grottenanlage von 1897, die am Ende einer Hecke in das nach Nordwesten abfallende Acker- und Wiesland südwestlich des Büelhofs eingebettet ist. Die in freier Nachbildung der Höhle von Massabielle in Lourdes aus Kalk- und Tuffsteinen gefügte Grotte hat die Form einer Nische, in die eine Treppe emporführt. Auf den Stufen sind die Figuren der Maria und der Hl. Bernadette Soubirous sowie Blumenschmuck aufgestellt. Vor der Höhle befindet sich ein kleiner Vorplatz mit zwei Sitzbänken, der beidseitig von etwas weniger hohen, mit Votivtäfelchen behängten Bruchsteinmauern umschlossen wird. Die einfach gestaltete Anlage zeigt im Gegensatz zu vielen späteren, meist grösseren Grotten nicht den Anspruch der vorbildgetreuen Nachbildung, ist jedoch als frühes Zeugnis für die Verehrung der Lourdesmadonna von typologischer und lokalgeschichtlicher Bedeutung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nachdem der jungen Bernadette Soubirous 1858 in der Grotte Massabielle in Lourdes mehrmals die Jungfrau Maria erschienen war und die Geistlichen ihre Berichte als authentisch anerkannt hatten, entwickelte sich die südwestfranzösische Stadt zu einem der meistbesuchten Wallfahrtsorte Europas. Ähnlich wie bei der Loretokapelle erfreuten sich in der Folge bald auch Nachbildungen der Grotte von Lourdes als "Exportprodukt" grosser Beliebtheit. Allein im Aargau wurden von den 1880er-Jahren an bis weit ins 20. Jh. zwanzig Repliken der Wallfahrtsstätte errichtet, viele im Fricktal und im Freiamt und häufig in Kombination mit Kreuzwegstationen [1]. Die 1897 angelegte Freienwiler Grotte zählt somit zu den frühesten Beispielen dieses Typus. Die zum Bau benötigten Steine wurden vom kleinen Steinbruch am Hertenstein hergeholt [2]. Eine mit Baujahr 1895 ähnlich frühe Grotte, die zudem in der Bauweise und Ausdehnung vergleichbar ist, befindet sich in Gansingen (Bauinventarobjekt GAN903). Gemäss einer Abbildung auf einer Ansichtskarte von 1905 dürfte die Anlage in Freienwil ursprünglich als freistehende Nische bestanden haben [3]. Die Konstruktion und Detailgestaltung des wohl in jüngerer Zeit renovierten Schutzdachs deutet auf eine Ergänzung desselben im frühen 20. Jh. hin.
Die Grotte wird jeweils bei einer Prozession an Auffahrt aufgesucht und ist somit ein Zeugnis der bis heute gelebten Marienverehrung.
Beschreibung:Die inmitten des Kulturlands südwestlich des Büelhofs befindliche Grotte ist am Ende einer hangparallel verlaufenden Hecke in die Böschung gebaut. Mit dieser Situierung wurde zweifellos eine Annäherung an die Standortverhältnisse der originalen Lourdesgrotte angestrebt, welche sich an einem bewaldeten Abhang befindet [4]. Die kleine Anlage ist fast ganz unter einem bemoosten, mit Biberschwanzziegeln gedeckten Satteldächlein geborgen, das einerseits direkt auf dem Bruchsteinmauerwerk aufliegt, andererseits auf einer als Fluggespärre ausgestalteten bogenförmigen Konstruktion mit gedrechselten Hängesäulen.
Dekorativ ausgesägte Trauf- und Ortbretter sowie Wasserspeier mit Zackenrand bilden den stilistisch passenden, einfachen Schmuck.
Im vorderen, für die Besucherinnen und Besucher zugänglichen Bereich besteht die Anlage aus einem beidseitig von Bruchsteinmauern umfassten Vorplatz, der die Grundfläche einer kleinen polygonalen Apsis hat. Vor die mit wenigen Votivtäfelchen behängten Mauern ist auf beiden Seiten eine Sitzbank gestellt. Die Rückwand dieser "Apsis" öffnet sich auf eine schmale höhlenartige Nische, in die eine Treppe emporführt. Alles ist aus Kalkbruchsteinen gefügt, in der eigentlichen Grotte finden sich auch einzelne Tuffsteine. Das typologisch zur Andachtsstätte gehörende Gitter ist rein zweckmässig und mit einer Leiste für das Abbrennen von Kerzen gestaltet. Hinter der Abschrankung sind Blumenschmuck und die farblich gefassten Figuren der Maria und, in kleinerem Massstab, jene der knienden Hl. Bernadette Soubirous aufgestellt.
Anmerkungen:[1] Lourdesgrotten finden sich im Kanton Aargau etwa in Boswil (Bauinventarobjekt BOS935), Eiken (EIK918), Gansingen (GAN903), Hornussen (HOR913), Kaisten (KAI904, Kapelle mit grottenartiger Kulisse von 1892), Leuggern LGG907, Wegenstetten (WEG937) oder Wittnau (WIT920). – Vgl. die Übersichtskarte zur Marienwallfahrt im Aargau, in: https://www.horizonte-aargau.ch/salve-regina/ (Zugriff 7.12.2021).
[2] Freienwil 1997, S. 44 (Bildlegende).
[3] Freienwil 1997, S. 77 (Abb.).
[4] Vgl. zum Bautypus der Lourdesgrotte allg. Mathilde Tobler, "Wahre Abbildung“. Marianische Gnadenbildkopien in der schweizerischen Quart des Bistums Konstanz (Der Geschichtsfreund, Bd. 144), Stans 1991, S. 83–89.
Literatur:- Urs Rey/Tobias Suter, Freienwil – Geschichte einer ländlichen Gemeinde, Freienwil 1997, S. 44, 77 (Abb.).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=138474
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds