Identifikation |
Signatur: | INV-FRE917 |
Signatur Archivplan: | FRE917 |
Titel: | Doppelscheune zu Dorfstrasse 29, 31 |
Ansichtsbild: |
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Bildlegende: | Ansicht von Südwesten (2020) |
Bezirk: | Baden |
Gemeinde: | Freienwil |
Adresse: | Bei Dorfstrasse 29, 31 |
Versicherungs-Nr.: | 4A, 4B |
Parzellen-Nr.: | 82, 81 |
Koordinate E: | 2666777 |
Koordinate N: | 1261547 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 18th cent. |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Scheune |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2021 |
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Dokumentation |
Würdigung: | Stattliche Doppelscheune aus dem 18. Jahrhundert, die mit dem rechtwinklig dazu errichteten Doppelwohnhaus Dorfstrasse 29, 31 zusammen ein Gehöft bildet. Bis weit ins 19. Jahrhundert gab die markante Baugruppe am südlichen Dorfeingang den Auftakt zur Siedlung. Der Ökonomiebau hat sich in der bauzeitlichen Grundkonstruktion weitgehend erhalten. Er beeindruckt durch eine solide Ständerkonstruktion mit Fachwerkfassaden und einem ausladenden Sparrendach auf stehendem Stuhl. Insbesondere die Rückseite bewahrt noch mehrheitlich die ursprünglichen Ausfachungen aus mit Lehm verstrichenen Staketen, ausserdem ehemalige Stalleingänge mit Stichbogen und ein originales holzgenageltes Tenntor. Die der Strasse zugewandte Vorderfront prägen zwei grosse Rechtecktore mit rautenförmig aufgedoppelten Flügeln aus dem 19. Jahrhundert. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die Doppelscheune dürfte etwa zeitgleich mit dem Doppelwohnhaus Dorfstrasse 29/ 31 in der zweiten Hälfte des 18. Jh. errichtet worden sein. Einen Hinweis für die Datierung gibt der stehende Dachstuhl: Diese Konstruktionsart wurde bei Scheunen bereits früh vermieden. Um einen stützenfreien Dachraum zur Lagerung der Garben, von Heu und Stroh zu erhalten, wurde bei Sparrendächern ab dem späten 18. Jh. der liegende Dachstuhl gebräuchlich [1]. Um 1900 befanden sich beide Wohneinheiten und beide Scheunenanteile in einer Hand, bis diese 1933 unter den Erben Kaspar Burgers wieder aufgeteilt wurden [2]. Heute dient das Gebäude unter anderem als Lagerraum. Der südliche Stall (Vers.-Nr. 4B) wurde 1983 in eine Garage umgebaut, wozu die Futterkrippen abgebrochen und über den bestehenden Wänden eine Betondecke auf Stahlstützen eingezogen wurde [3]. In diesem Zusammenhang erfolgte die Kürzung einiger bauzeitlicher Holzständer. Die ehemals ganz in Sichtfachwerk bestehenden Fassaden wurden im Laufe der Zeit teilweise neu ausgefacht, mit vertikalen Brettern verkleidet oder durch Mauerwerk ersetzt. Am wenigsten verändert zeigt sich die Rückseite, welche noch weitgehend die ursprünglichen Füllungen bewahrt. |
Beschreibung: | Während das giebelständige Doppelwohnhaus hart an die Dorfstrasse gebaut ist, übernimmt der zurückversetzt und quer dazu errichtete Ökonomiebau für die Hofanlage eine platzbildende Funktion. Der über einer teilweise noch vorhandenen Eichenschwelle in – ehemals durchwegs sichtbarem – Fachwerk aufgeführte Bau trägt ein ausladendes, geknicktes Satteldach, das südseitig mit einem Halbwalm abschliesst. An der vorderen Trauffront ist die gespiegelte Nutzungsabfolge mit zwei innenliegenden Ställen und zwei aussenliegenden Tennen ablesbar. Zur nördlichen Scheunenhälfte hat sich eine in verputztem Mauerwerk erneuerte Stallfront mit zweckmässiger Eingangstür erhalten, während der umgenutzte südliche Stall ein hölzernes Garagentor besitzt. Unter den leicht geschweiften Jochbalken an den Tennen sind Torflügel aus der Zeit um 1900 angebracht, welche ein Mannstürchen und eine dekorative rautenförmige Aufdoppelung aufweisen. Die Garbenbühne darüber weist wie die Heubühne über den Ställen eine Bretterschalung auf. Obschon zur Hälfte mit vertikalen Brettern verkleidet, bildet die südliche Stirnfront mit dem verbliebenen Sichtfachwerk im unteren Teil der Fassade einen weithin sichtbaren Blickfang. Das regemässige Bild der Gefache beruht auf einer systematischen Unterteilung mittels Eck- und Mittelständern, Wandstielen, Lang- und Kurzriegeln sowie geschossweise verlaufenden Diagonalstreben. Bei der Renovation 1983 wurden hier sämtliche Ausfachungen entfernt und nur im unteren Teil in verputztem Mauerwerk erneuert. Die nördliche Stirnseite der Scheune bewahrt hinter einer Bretterschalung im Fachwerkgiebel noch fast alle Staketen-Lehmfüllungen mit Kalkputz, während sie im unteren Teil durch verputztes Mauerwerk ersetzt ist. In grösserem Umfang besteht die ursprüngliche Bausubstanz noch an der rückwärtigen Trauffront. Hier ist das Fachwerk fast durchgehend samt den bauzeitlichen Füllungen erhalten. Die Oberfläche des verstrichenen Lehms zeigt das typische diagonale Ritzmuster, das jeweils zur besseren Haftung des Kalkputzes angebracht wurde; dieser ist hier jedoch nicht mehr vorhanden. Ein originales, mit Holznägeln gezimmertes Tenntor zum nördlichen Scheunentrakt sowie die stichbogigen Öffnungen zu zwei ehemaligen Stalleingängen beidseits der Mittelachse (die südliche zu einem Fenster umgebaut) bilden als zunehmende Rarität weitere charakteristische Elemente dieses Baus. Im Innern hat sich die grosszügige Ständerkonstruktion mit kräftigen durchlaufenden Eck- und Mittelständern und eingezapften Hölzern weitgehen erhalten. Das Dach ruht auf einem stehenden Stuhl mit Kehlbalkenlage. Im vorderen Scheunenbereich wurden nachträglich zusätzliche Ständer unter die Ankerbalken eingefügt. Über dem hinteren Stallbereich wird das Gewicht von den Stuhlsäulen über die Grundelemente einer Wandkonstruktion abgeleitet, die möglicherweise im Hinblick auf einen allfälligen Einbau von Kammern erstellt worden waren. Die Sparren fussen hier auf den zugehörigen Deckenbalken, in der restlichen Scheune jedoch auf Stichbalken, die auch als Auflager für die Aufschieblinge dienen und innenseitig mit einer Pfette verbunden sind. Eine Aussteifung des Ständergerüsts in Längsrichtung besteht über den Tennen mittels zwei mit den Ankerbalken verzahnten Hölzern. Diese konstruktiven Eigenschaften machen den Dachstuhl zu einem instruktiven Beispiel des Zimmereihandwerks. |
Anmerkungen: | [1] Räber 1997, S. 144-145. [2] Brandkataster Gemeinde Freienwil 1899-1938 (Vers.-Nr. 4A, 4B (Scheune), Vers.-Nr. 5A, 5B (Wohnhaus)) [3] Gemäss Baugesuchsakten zu Vers.-Nr. 4B von 1983. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Literatur: | - Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 7, Basel 1995, S. 30. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Basel 1996, S. 144-145, 355 (Abb.). |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Freienwil II-7/10. - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv. - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0045: Brandkataster Gemeinde Freienwil 1899-1938 (Vers.-Nr. 4A, 4B (Scheune), Vers.-Nr. 5A, 5B (Wohnhaus)). - Baugesuchsarchiv Gemeinde Freienwil: Baugesuchsakten zu Vers.-Nr. 4B von 1983. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=138473 |
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