INV-RTT903 Hauptstrasse 7 u. 9, 18. Jh. (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-RTT903
Signatur Archivplan:RTT903
Titel:Hauptstrasse 7 u. 9
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordwesten (2020)
Bezirk:Muri
Gemeinde:Rottenschwil
Adresse:Hauptstrasse 7 u. 9
Versicherungs-Nr.:44B u. 44A
Parzellen-Nr.:98 u. 99
Koordinate E:2670056
Koordinate N:1241020

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Im 17./18. Jahrhundert errichtetes bäuerliches Wohnhaus, das noch in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts um einen zusätzlichen Hausteil erweitert wurde. Ob es sich bei dem zur Strasse giebelständigen oder dem heute als Quergiebelanbau erscheinenden, traufständigen Gebäudeteil um den ursprünglichen Kernbau handelt, ist nicht mit Sicherheit zu sagen; beide zeigen altertümliche Gestaltungselemente. Der baugeschichtlich komplexe Bohlenständer- und Fachwerkbau gehört zu den ältesten Bauten in Rottenschwil und verfügt über einen aussagekräftigen materiellen Zeugenwert. Mit seiner prominenten Lage an der Hauptstrassenachse ist er ein wichtiges Element des Ortsbildes.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Aufgrund seiner Konstruktion als Ständerbau mit mächtigem Schwellenkranz sowie mit Bohlen- und Fachwerkfüllung geht das Gebäude in seinem Kern wohl auf das 17./18. Jh. zurück. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 wird es als ein «zweistöckiges Wohnhaus mit Tremkellern und Schweineställen von Holz unter Ziegeldach» beschrieben, das in drei Hausteile mit unterschiedlichen Eigentümern gliedert ist. Der folgende Brandkatastereintrag von 1875 ist etwas genauer und liefert zusätzlich die Information, dass das Kellergeschoss vier Tremkeller umfasste. Als Baumaterialien nennt er auch «Rieg» (Fachwerk) und «Wickel» (Gefachfüllungen aus Strohwickeln). Obwohl das Gebäude damals immer noch in drei Wohnungen geteilt war, sind nur noch zwei Eigentümer verzeichnet, da die Wohnteile B und C seit 1862 beide dem gleichen Eigentümer gehörten. Auch heute wird das Gebäude als Zweifamilienhaus genutzt. Beim westlichen Hausteil (Versicherungsnummer 44A) erfolgte 1982 eine Sanierung, bei der das zwischenzeitlich verputze Fachwerk freigelegt und wieder sichtbar gemacht wurde [1]. 1999 wurde an der rückwärtigen Nordfassade eine Sitzplatzbeschattung mit Storenabstützung angefügt [2]. Seit 2018 sind an der westlichen Dachfläche des giebelständigen Hausteils (Versicherungsnummer 44A) Photovoltaik-Module angebracht.
Beschreibung:Das bäuerliche Wohnhaus befindet sich im Dorfzentrum auf der südlichen Seite der Hauptstrasse und besteht aus einem westlichen giebelständigen (Versicherungsnummer 44A) sowie einem östlichen traufständigen Gebäudeteil (Versicherungsnummer 44B). Konstruktiv handelt es sich bei dem zweigeschossigen Baukörper um einen Ständerbau über einem Schwellenkranz, dessen Wände teils aus Flecklingen (fassadenbündige Kanthölzer), teils aus Fachwerk bestehen. Insbesondere an der Nord- und Westfassade des westlichen Hausteils ist diese traditionelle Bauweise gut nachvollziehbar. An der Nordfassade ist die Fachwerkskonstruktion mit zweigeschossig durchlaufenden Ständer sichtbar, die in einen mächtigen, eichenen Schwellenkranz eingezäpft sind. Dieser weist durchgezäpfte Schwellenschlösser auf, wobei die Balkenköpfe und die Nagelsicherung nachträglich gekappt wurden, wohl als das Fachwerk verputzt wurde. Zu den Spuren des zwischenzeitlichen Verputzes gehören auch die mit dem Spitzhammer ausgeführten Hacklöcher im Schwellenkranz, die dazu dienten den Untergrund für eine bessere Haftung des Verputzes aufzurauen. Die in das Ständergefüge eingenuteten Kanthölzer (Flecklinge), die sich in der westlichen Trauffront erhalten haben, dokumentieren höchstwahrscheinlich das ursprüngliche Aussehen des Gebäudes. Die Obergeschosslaube wurde wohl später ergänzt.
Beide Gebäudeteile tragen ein geknicktes Satteldach, das beim traufständigen Hausteil auch eine Giebllaube schützt. Diese ist auf zierbeschnitzten Bügen abgestützt und mit einer dekorativ gestalteten Bretterverschalung versehen, die an eine Ründe erinnert. Beim giebelständigen Gebäudeteil sind an den Giebelseiten Klebdächer angebracht. Die Erschliessung erfolgt beim westlichen Gebäudeteil von der Traufseite; beim östlichen befindet sich der Eingang an der Giebelfassade. Im Innern sind beide Wohnteile modernisiert, wobei sich in der östlichen Hälfte (Versicherungsnummer 44B) die historischen Balkenlagen sowie Teile des als Sparrendach mit Aufschieblingen errichteten Dachstuhls erhalten haben. Wie an der Südfassade durch den Verputz ablesbar, gehört die östliche Hälfte des giebelständigen Gebäudeteils bereits zum östlichen Wohnteil (Versicherungsnummer 44B).
Anmerkungen:[1] Baugesuchsarchiv Rottenschwil, Baugesuch Nr. 1982/4.
[2] Baugesuchsarchiv Rottenschwil, Baugesuch Nr. 1999/11.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0530-0532, Brandkataster Gemeinde Rottenschwil, 1850-1938.
- Gemeinde Rottenschwil, Baugesuchsarchiv, Baugesuche Nrn. 1982/4; 1999/11.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Bauernhausforschung Kurzinventar Rottenschwil VIII-18, 5 (1987).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=138607
 

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