INV-RTT904 Gartenhalle des Restaurants Hecht, 1850 (ca.)-1900 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-RTT904
Signatur Archivplan:RTT904
Titel:Gartenhalle des Restaurants Hecht
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2021)
Bezirk:Muri
Gemeinde:Rottenschwil
Adresse:Hauptstrasse 2
Versicherungs-Nr.:59
Parzellen-Nr.:1
Koordinate E:2670534
Koordinate N:1241323

Chronologie

Entstehungszeitraum:between approx. 1850 and approx. 1900
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Kleinbauten und -anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Gartenhaus, Pavillon

Dokumentation

Würdigung:Im Schweizer Holzstil gestaltete, ursprünglich offene Gartenhalle des Restaurants Hecht. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für das damals als Gastwirtschaft genutzte Schloss Horben (Kantonales Denkmalschutzobjekt BEW001) erstellt und nach der Aufgabe des dortigen Wirtschaftsbetriebs 1913 abgebaut. 1921 wurde sie nach Rottenschwil an den heutigen Standort versetzt. Mit ihren reich mit Sägezier geschmückten Fassaden und ihrer prominenten Lage entfaltet die Gartenhalle zusammen mit dem vorgelagerten Baumbestand eine erhebliche situative Wirkung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Gartenhalle stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jh. und wurde ursprünglich für das Schloss Horben (Kantonales Denkmalschutzobjekt BEW001) erbaut, das unter Abt Plazidus Zurlauben 1700/01 als Erholungsheim für die Mönche des Benediktinerklosters in Muri errichtet worden war. Nach der Klosteraufhebung 1841 gelangte das Schloss in Privatbesitz und wurde als Gastwirtschaft sowie als Luft- und Molkenkuranstalt verwendet. Während dieser Nutzungsphase wurde der zunächst offene und flachgedeckte Gartenpavillon angebaut. 1913 erwarb die Familie Borsinger das Schloss Horben und liess den Gartenpavillon demontieren [1]. Dieser wurde 1921 in Rottenschwil am heutigen Standort beim Restaurant Hecht wiederaufgebaut. Das Datum belegen die Jahrzahlinschrift an einer Säule im Innern der Halle und die im Brandkataster verzeichnete, auffällig starke Steigerung der Versicherungssumme für das Restaurant. Nach ihrer Versetzung nach Rottenschwil erhielt die Gartenhalle anstelle des ursprünglichen Flachdachs ein Walmdach mit südseitiger Giebellukarne. Zudem wurden die Fassadenöffnungen oberhalb der Brüstung verglast. 1983/84 wurden die Zimmer des zu Wohnzwecken ausgebauten Dachgeschosses erneuert [2].
Beschreibung:Die Gartenhalle im Schweizer Holzstil befindet sich unmittelbar an der Hauptstrasse westlich der Reussbrücke (Bauinventarobjekt RTT909). Sie ist an die westliche Trauffassade eines zweigeschossigen Biedermeierbaus (Versicherungsnummer 60) angebaut, der ehemals das Gasthaus «Zum Hecht» beherbergte und inzwischen zu Wohnzwecken umgenutzt ist. Der «Landgasthof Hecht» ist heute im benachbarten Neubau (Versicherungsnummer 57) untergebracht. Die eingeschossige Gartenhalle trägt ein leicht geknicktes, mit Biberschwanzziegeln gedecktes Walmdach mit einer spitzzulaufenden Giebellukarne an der Südseite. Sie ist aus einem regelmässigen, ehemals offenen Stützensystem gebildet, das an der unverändert wiederaufgebauten Längsseite sechs Achsen zählt. Um die kannelierten und zierbeschnitzten Holzpfosten ist auf Oberlichthöhe ein Kämpfergesims mit Zahnschnittfries verkröpft. Die von spitz zulaufenden, gedrechselten Abhänglingen unterteilten Oberlichter schmückt reiche Sägezier in Form von symmetrisch angeordneten Brettbügen. Dekorativ ausgesägt sind auch die Traufbretter zum Schutz der konsolenartig vorkragenden Balkenköpfe der Dachkonstruktion. Die ursprüngliche, aus Balustern gefügte Brüstung wurde am neuen Standort durch eine verputzte Mauer ersetzt. Die schmalen Eckkompartimente des Ständergefüges sind mit eingenuteten liegenden und weiss gestrichenen Flecklingen (fassadenbündige Kanthölzer) gefüllt. Entlang der Strasse stehen vor der Fassade eine Linde und eine Rosskastanie, die wesentlich zum Situationswert der Gartenhalle beitragen.
Im Innern der Halle hat sich eine Eisensäule mit der Inschrift «1921» erhalten, die auf die Versetzung nach Rottenschwil verweist. Der Innenraum hinter der östlichsten Achse der Strassenfassade ist von der Halle durch eine Zwischenwand abgetrennt und bildet den Erschliessungsbereich für den Biedermeierbau (Versicherungsnummer 60).
Anmerkungen:[1] Georg Germann, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 5: Der Bezirk Muri, Basel 1967, S. 62.
[2] Baugesuchsarchiv Rottenschwil, Baugesuch Nr. 1983/06.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Rottenschwil 4238-6.
- Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS), AG 54.3 (Linienführung), regionale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0530-0532, Brandkataster Gemeinde Rottenschwil, 1850-1938.
- Gemeinde Rottenschwil, Baugesuchsarchiv, Baugesuche Nr.1983/06.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv, zwei Ansichtskarten des Schloss Horben, um 1900.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=138608
 

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