INV-RTT905 Heftihof, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-RTT905
Signatur Archivplan:RTT905
Titel:Heftihof
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht des Wohnhauses von Nordwesten (2021)
Bezirk:Muri
Gemeinde:Rottenschwil
Versicherungs-Nr.:102 (Wohnhaus), 104 (Scheune)
Parzellen-Nr.:448
Koordinate E:2670943
Koordinate N:1239459

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Vers.-Nrn. 102 (Wohnhaus) u. 104 (Scheune)
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Östlich der Reuss gelegenes Gehöft aus dem späteren 18. Jahrhundert, das in der für das Freiamt typischen Getrenntbauweise errichtet wurde und weitgehend intakt erhalten ist. Das ursprünglich in Firstrichtung geteilte Doppelwohnhaus ist als zweigeschossiger Fachwerkbau unter einem Satteldach konstruiert und weist an den Giebelseiten charakteristische Klebdächer auf. Im Innern hat sich teilweise die bauzeitliche Raumstruktur erhalten. Von den Kachelöfen aus der Zeit um 1800 bestehen noch die patronierten Kacheln, die für neue Öfen wiederverwendet wurden. Die als Ständerbau errichtete freistehende Stallscheune trug ehemals ein Strohdach. Als bäuerlichem Ensemble kommt dem Heftihof eine grosse bau- und kulturgeschichtliche Bedeutung sowie ein hoher Situationswert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Bis zur Errichtung der Reussbrücke Werd gehörte zum Heftihof auch der gleichnamige Fährbetrieb. Das Hefti-Fahr scheint erstmals kurz vor 1648 von der Stadt Bremgarten bewilligt worden zu sein, jedoch ohne die Einwilligung des Abts von Muri, weshalb es nach kurzer Zeit wohl wieder aufgegeben wurde. Bis 1800 wird es nicht mehr erwähnt. Im Herbst 1800 kaufte der Eigentümer des Heftihofs, Jacob Grot, das Fahrrecht über die Reuss im Hefti [1].
Aufgrund von Bauweise und Gestaltungselementen datiert das Wohnhaus des Heftihofs wohl aus dem 18. Jh. Im Wohnhaus zeigt ein in die Wand eingemauertes Fragment einer Kachelofenbodenplatte die Jahreszahl «1791», bei der es sich um das Baujahr handeln könnte. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 wird das Hauptgebäude als ein «zweistöckiges Wohnhaus mit Tremkellern und Schweineställen von Rieg [Fachwerk] unter Ziegeldach» beschrieben, das in zwei gleich grosse Einheiten mit je einer Wohnung und zwei Tremkellern organisiert ist. Eigentümer waren damals Jakob Rüttimann (Hausteil A) sowie die Erben von Johann Grod (Hausteil B), wohl ein Nachkomme des genannten Hefti-Fahr-Käufers, Jacob Grot. 1988 erfolgte eine Fassadensanierung, bei der das zuvor verputzte Fachwerk des Wohnhauses sichtbar gemacht; die Giebelfelder mit einer Bretterverschalung versehen wurden und die südliche Giebelseite anstelle des traufbündigen Klebdachs eine Laube erhielt [2]. Die für zwei Parteien konzipierten Hausteile wurden zu einer Wohneinheit zusammengelegt und der Dachstock wurde mit Rücksicht auf die historische Bausubstanz ausgebaut.
Die freistehende Stallscheune wurde wohl etwa gleichzeitig mit dem Wohnhaus errichtet und wird im ersten überlieferten Brandkatastereintrag als «Scheuer von Holz mit Strohdach» beschrieben. Spätestens ab 1875 besass sie einen First aus Ziegel, während die vollständige Umdeckung auf Ziegel der verzeichneten Wertsteigerung nach zu urteilen erst 1928 stattfand. Für das letzte Viertel des 19. Jh. bis zur Mitte des 20. Jh. wird im Zusammenhang mit der Scheune zudem eine Baumtrotte erwähnt. In den letzten Jahrzehnten hat die Scheune einige Modernisierungen erfahren, bewahrt insgesamt aber immer noch ihr ursprüngliches Erscheinungsbild.
Beschreibung:Der östlich der Reuss gelegene Heftihof ist ein in Getrenntbauweise errichtetes Gehöft des 18. Jh., bestehend aus einem Doppelwohnhaus (Versicherungsnr. 102) und einer freistehenden Stallscheune (Versicherungsnr. 104), die einander stumpfwinklig zugeordnet sind. Das bäuerliche Wohnhaus ist ein in Fachwerkbauweise errichtetes «Freiämterhaus» unter einem steilen, leicht geknickten Satteldach und charakteristischen giebelseitigen Klebdächern auf zierbeschnitzten Bügen als Witterungsschutz der Stirnfronten. Das Klebdach der südlichen Giebelseite wurde 1988 durch eine Laube ersetzt. Das zweigeschossig durchlaufende Fachwerk ist mit verputztem Bruchsteinmaterial ausgefüllt. Ehemals waren sowohl die Gefachfüllungen wie auch das Riegelwerk mit einem Kalkputz und einer Kalkschlämme versehen. Der Baukörper war ursprünglich parallel zum First in zwei Wohneinheiten geteilt, die über eine analoge Grundrissdisposition und somit auch über die gleiche Anordnung von Fenster und Türen verfügen. Die auf der Mittelachse der Traufseiten liegenden Hauseingänge sind über hölzerne Treppen erreichbar und in regionaltypischer Gestaltungsweise von hohen, schmalen Fensterchen eingefasst. Im Sockelgeschoss nördlich der Hauseingänge befinden sich die Aussenzugänge zu je zwei Kellern mit Balkendecken. Die Türen und die Fenster sind holzgerahmt und zeigen eine schlichte Rechteckform, entweder als Einzelfenster wie an den Trauffassaden und der südlichen Giebelseite oder als Reihenfenster wie an der nördlichen Giebelfassade.
Im Innern wurden die beiden separaten Wohnteile inzwischen zusammengelegt, indem im Erdgeschoss die Trennwand zwischen den beiden ehemaligen Küchen entfernt wurde. Dabei ist die bauzeitliche Raumstruktur trotzdem noch nachvollziehbar, da sich einige Ständer mit leerer Nut der entfernten Bohlenständerwände erhalten haben. Der südliche Erdgeschossbereich hat die Raumverhältnisse der beiden Stuben abgesehen von einer hinzugefügten Verbindungstür bewahrt. Im Obergeschoss sind einzelne Zwischenwände aus Fachwerk bestehen geblieben. Von den Kachelöfen aus der Zeit um 1800 haben sich einige der grünen, patronierten (d.h. mit einer Hell-Dunkel-Schablonenmalerei versehenen) Füllkacheln sowie der weiss-blauen Frieskacheln erhalten, die für neue Öfen wiederverwendet wurden.
Nordöstlich des Wohnhauses steht die freistehende, ehemals strohgedeckte Stallscheune. Sie ist unter einem traufseitig ausladenden Satteldach geborgen und teils geriegelt, teils in Ständerbauweise mit liegenden Bohlenfüllungen aufgerichtet. Der an der südwestlichen Giebelfassade hinzugefügte Stallanbau unter einem Pultdach ist sicherlich eine spätere Zutat, wohingegen der offene Holzschopf auf der gegenüberliegenden Seite, der inzwischen auch zur Tierhaltung dient, zum älteren Bestand gehören dürfte. Im ursprünglichen Zustand präsentiert sich insbesondere noch die hofseitige Trauffassade mit einem kräftigen Fachwerk über eichenem Schwellenkranz mit zweiteiligem Schwellenschloss. Erhalten sind auch grössere Teile der originalen, auf mächtigen Mittelständern ruhenden Pfettenrafendachkonstruktion mit stehenden Stuhljochen, wobei in jüngerer Zeit hölzerne Zwischenböden eingezogen wurden.
Anmerkungen:[1] IVS, AG 54. Zu den Reussfähren in Werd und Rottenschwil siehe Hugo Müller, Aus der Geschichte der Reussfähre von Rottenschwil. in: Freiämter Kalender, Bd. 49 (1959), S. 40–42; Hugo Müller, Bremgarten und die Reussfähre von Werd. in: Bremgarter Neujahrsblätter 1999, S. 25–28.
[2] Baugesuchsarchiv Rottenschwil, Baugesuch Nr. 1988/102.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
- Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS), AG 54 (Strecke) u. AG 54.2 (Linienführung), regionale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0540-0541, Brandkataster Gemeinde Werd, 1899-1938.
- Gemeinde Rottenschwil, Baugesuchsarchiv, Baugesuch Nr. 1988/102.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Bauernhausforschung Kurzinventar Rottenschwil VIII-18, 15-16 (1987).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=138609
 

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