INV-OLS911 Untere Vorstadt 2, 1705 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-OLS911
Signatur Archivplan:OLS911
Titel:Untere Vorstadt 2
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Westen (2020)
Bezirk:Rheinfelden
Gemeinde:Olsberg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Vorstadt
Adresse:Untere Vorstadt 2
Versicherungs-Nr.:44, 42
Parzellen-Nr.:86
Koordinate E:2626076
Koordinate N:1263444
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2626076&y=1263444

Chronologie

Entstehungszeitraum:1705
Grundlage Datierung:Dendrochronologische Analyse

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Autorschaft:Heinrich Albert Liebetrau (1886–1953): Umbau von 1917–1919
Würdigung:Bäuerlicher Gebäudekomplex, der im Kern aus einem bäuerlichen Vielzweckbau von 1705 besteht und von 1917–1919 unter dem Rheinfelder Architekten Heinrich Albert Liebetrau (1886–1953) in bernischen Heimatstilformen umgebaut wurde. Insbesondere an der westlichen Hauptfassade mit Giebelründe und Klebdach auf zierbeschnitzten Bügen finden sich typische Elemente des Heimatstils, die dem Haus in Kombination mit dem als Mittertennhaus organisierten Kernbau einen originellen und vielschichtigen Charakter verleihen. Zur ehemaligen Hofanlage gehört ein gut erhaltener hölzerner Wagenschopf von 1858. Die beiden Bauten nehmen eine prägende Stellung im Ortsbild ein.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss dendrochronologischer Analyse (Holzaltersbestimmung) wurde der Kernbau des bäuerlichen Vielzweckbaus mit in der Nord-Süd-Achse verlaufender Firstrichtung 1705 errichtet [1]. Im ersten erhaltenen Brandkatastereintrag von 1850 wird das Gebäude als «Wohnhaus mit 2 Wohnungen samt Scheune, Stall und 2 Schöpfen von Stein und Holz, 2 Stock hoch mit 3 Tremkellern unter Ziegeldach» beschrieben. Die Wohneinheit A im Eigentum von Sebastian Kühni umfasste eine Wohnung und zwei Keller; die Wohneinheit B im Eigentum von Bartolomä Ritter die andere Wohnung und einen Keller. 1858 wurde ein zugehöriger Wagenschopf (Versicherungsnummer 42) errichtet.
Insbesondere den Wohnteil prägt ein durchgreifender Umbau von 1917–1919, den der damals bereits renommierte Rheinfelder Architekt Heinrich Albert Liebetrau (1886–1953) vornahm [2]. Dabei erhielt der Wohnteil in bernisch geprägten Heimatstilformen beidseitige Erweiterungen und eine neue Dachkonstruktion quer zur Firstrichtung des Kernbaus. Ostseitig erfolgte ein Waschhaus- und Heustockanbau an der Scheune sowie eine Renovation derselben. Der Landwirtschaftsbetrieb war bis in die 1960er-Jahre aktiv [3]. Ab 1973 wurde das Gebäude als Einfamilienhaus genutzt und etappenweise saniert. Um 2004 wurde das Dach ausgebaut, wobei das Fenster im Bogenfeld der westlichen Giebelründe vergrössert und an der südlichen Dachfläche zwei Giebellukarnen angebracht wurden.
Beschreibung:Das Wohnhaus befindet sich am Übergang vom Mitteldorf zur Vorstadt auf der Südseite der nach Magden führenden Strasse «Untere Vorstadt». Den Kernbau bildet ein mehrheitlich gemauerter bäuerlicher Vielzweckbau von 1705, der giebelständig zur Strasse ausgerichtet ist und dessen First in Nord-Süd-Richtung verläuft. Von diesem Bau zeugen noch der nördliche Ökonomieteil mit Stall und mittigem Tenn, was dem Bautypus eines Mittertennhauses entspricht. Der Wohnteil hingegen ist vom 1917–1919 durchgeführten Umbau unter Heinrich Albert Liebetrau geprägt, bei dem eine Umgestaltung in bernisch geprägten Heimatstilformen stattfand. Der Wohnteil erhielt beidseitige Erweiterungen und eine neue Dachkonstruktion quer zur Firstrichtung des Kernbaus. Der neue, vergrösserte Wohnteil mit zwei Geschossen trägt ein Krüppelwalmdach, das an der westlichen Stirnseite eine Giebelründe birgt. Diese ruht wie das den Hauseingang beschirmende Klebdach über dem Erdgeschoss auf zierbeschnitzten Bügen. An der vierachsigen Südfassade sind die beiden mittleren als zum Kernbau gehörend zu erkennen, da ihre Fenster etwas kleiner und nach unten versetzt sind. Im Hausinnern haben sich die aus Bruchsteinmauerwerk aufgeführten Umfassungsmauern des ursprünglichen Wohnteils erhalten. Unterhalb des Kernbaus erstreckte sich bereits ein Kellerraum mit Balkendecke; ein zusätzlicher wurde unter der westseitigen Erweiterung eingerichtet.
Westlich des Hauses befindet sich der 1858 errichtete eingeschossige Wagenschopf, der ein Satteldach trägt und traufständig zur Strasse ausgerichtet ist. Er ist als teils offene, teils bretterverschalte Ständerkonstruktion mit einem von Firstsäulen gestützten Pfettenrafendach aufgeführt. Der sorgfältig gezimmerte Kleinbau bewahrt das eichene Ständergerüst, das über Eck angeblattete Büge stabilisieren.
Anmerkungen:[1] Auskunft vom Hauseigentümer Peter Hoegger.
[2] Der in Mannheim geborene Heinrich Albert Liebetrau (1886–1953) war seit 1915 Bürger von Olsberg. Nach seiner Schulzeit in Basel und seinem Architekturstudium in München und Dresden war er im Architekturbüro von Curjel und Moser in Karlsruhe tätig, durch das er von 1908–1911 mit der Bauleitung des Rathausumbaus in Rheinfelden betraut wurde. Ab 1913 betrieb er ein eigenes Büro in Rheinfelden und engagierte sich für das bauliche Erbe der Stadt. In Olsberg leitete er auch den Umbau der Klostergebäude, die von der Pestalozzistiftung als Jugendheim genutzt wurden. (Biographisches Lexikon des Aargaus, 1803–1957. 1958, S. 494–495; Edith Hunziker, Liebetrau, Heinrich Albert. in: Historisches Lexikon der Schweiz, Online-Version vom 25.11.2008.)
[3] UeP-Kommission Olsberg, Fangblatt 15 (1981).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Edith Hunziker, Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 9: Der Bezirk Rheinfelden, Bern 2011, S. 381–382.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0567-0569, Brandkataster Gemeinde Olsberg, 1850–1937.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Materialien Olsberg 2.1–3 (1971).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: UeP-Kommission Olsberg, Fangblatt 15 (1980).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Kurzinventar Olsberg IX-7/7 und IX-7/8 (1997).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=138760
 

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