INV-OLS910 Obere Vorstadt 2, 17. Jh. (ca.)-18. Jh. (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-OLS910
Signatur Archivplan:OLS910
Titel:Obere Vorstadt 2
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Osten (2020)
Bezirk:Rheinfelden
Gemeinde:Olsberg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Vorstadt
Adresse:Obere Vorstadt 2
Versicherungs-Nr.:43
Parzellen-Nr.:64
Koordinate E:2626068
Koordinate N:1263461
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2626068&y=1263461

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 17th cent. - approx. 18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Im 17./18. Jh. entstandener bäuerlicher Vielzweckbau, der ortsbaulich wirkungsvoll in der Verzweigung von Unterer und Oberer Vorstadt steht. Das unter einem steilen Satteldach geborgene Mittertennhaus ist mehrheitlich aus verputztem Bruchsteinmauerwerk erstellt. Die hart an der Unteren Vorstadt aufragende südliche Stirnfront mit Giebellaube und Aufgang zum Obergeschoss, die russgeschwärzte Sparrendachkonstruktion über dem Wohnteil und die Grundkonstruktion der Scheune sind intakt erhalten und durch geschickte Eingriffe zu Wohnzwecken hergerichtet.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der vermutlich noch im 17./18. Jh. errichtete bäuerliche Vielzweckbau wurde wohl im späten 18. oder frühen 19. Jh. durch seitliche Anbauten an den Wohnteil und Abschleppung der Dachschrägen verbreitert. Gleichzeitig erfolgten wohl auch die stockweise Unterteilung des Hauses und die Erstellung des südseitigen Aussenzugangs [1]. Im ersten erhaltenen Brandkatastereintrag von 1850 wird das Gebäude als «Wohnhaus mit 2 Wohnungen samt Scheune und Stall von Stein und Laube von Holz, 2 Stock hoch mit 2 Tremkellern unter Ziegeldach» beschrieben. Die beiden Wohneinheiten waren geschossweise aufgeteilt und zu jeder Partei gehörte jeweils ein Keller sowie eine Hälfte der Scheune. Die Wohneinheit A mit dem unteren Stock gehörte damals Fidel Ritter; Einheit B Josef Rufli. 1858 wurden die beiden Einheiten vereinigt. 1865 wurde ein Schopf angebaut. Der westliche Anbau, der unter der abgeschleppten Dachfläche geborgen war und über die südliche Fassadenflucht des Kernbaus hervorragte, wurde 1953/54 durch einen fassadenbündigen zweigeschossigen Quergiebelanbau ersetzt, der die vordere Trauffassade des Vielzweckbaus verunklärt. In der Stube der unteren Wohnung wurde bis 1985 zwischenzeitlich ein kleiner Lebensmittelladen betrieben. Ausserdem befand sich hier die ersten Telegrafen- und Telefonstation Olsbergs. 2005/06 fand eine sorgfältige Renovation sowie ein Ausbau der Ökonomie zu Wohnzwecken statt.
Beschreibung:Der bäuerliche Vielzweckbau befindet sich genau in der Gabelung zwischen der Strasse nach Magden (Untere Vorstadt) im Süden und einem früher zum Rebgelände führenden Weg (Obere Vorstadt) im Norden. Der quer zum Hang ausgerichtete Baukörper unter einem geknickten Satteldach ist hauptsächlich aus verputztem Bruchsteinmauerwerk erstellt; nur die Giebelfelder bestehen aus Fachwerk mit Bruchsteinfüllungen. Der giebelbetonte Wohnteil wendet sich mit seiner breitgelagerten Stirnfront nach Süden und zeigt hier eine unter dem ausladenden Dachvorscherm geborgene, von gekrümmten Bügen gestützte Giebellaube mit schmucker, teils dekorativ ausgesägter Bretterverschalung. Der Kernbau umfasst drei Achsen, von denen die westliche durch die Wohnungseingänge besetzt ist. Die separate Erschliessung des Obergeschosses mittels einer balkonartigen Laube mit Aussentreppe stammt aus der Zeit als der Wohnteil geschossweise aufgeteilt war. Besonders zu beachten ist das rechte Fenster im Obergeschoss, dessen kräftig vorspringender Sims mit einer Kehlung verziert ist.
Im Innern umfasst der lediglich einraumtief angelegte Wohnteil erdgeschossig die stirnseitig zugängliche Küche und eine Stube, darüber befanden sich früher Schlafkammern, in denen sekundär eine Zweitwohnung eingerichtet wurde. Um nach der Hausaufteilung zusätzlichen Platz zu gewinnen, wurden seitliche Anbauten unter den abgeschleppten Dachflächen angelegt. Der ostseitige Anbau beherbergt ebenerdig einen Keller mit Balkendecke und darüber eine Kammer mit abgeschrägter Decke. Über dem Kernbau hat sich die bauzeitliche Sparrendachkonstruktion auf liegendem Stuhl mit Aufschieblingen erhalten, die über dem Wohnteil rauchgeschwärzt ist. Demnach besass das Haus nach der Erbauung noch für eine gewisse Zeitspanne keinen eigentlichen Kamin und dürfte, wie viele andere Gebäude, erst in Verlaufe des 18. Jh. einen über das Dach hinausreichenden Rauchabzug erhalten haben.
An der Westfassade ist trotz des Umbaus zu Wohnzwecken noch die Nutzungsabfolge des Ökonomietraktes ablesbar, die aus einem nördlichen Stall und einem mittigen Tenn bestand, womit das Gebäude dem Typus eines Mittertennhauses entspricht.
Anmerkungen:[1] Bauernhausforschung Kurzinventar IX-7/4 (1997); Hunziker, Hoegger 2011, S. 382.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Edith Hunziker, Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 9: Der Bezirk Rheinfelden, Bern 2011, S. 382.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0567-0569, Brandkataster Gemeinde Olsberg, 1850–1937.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Materialien Olsberg 1.1–4 (1971).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: UeP-Kommission Olsberg, Fangblatt 14 (1980).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Kurzinventar Olsberg IX-7/4 (1997).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=138759
 

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