INV-OLS916 Sennweid 54, 18. Jh.-19. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-OLS916
Signatur Archivplan:OLS916
Titel:Sennweid 54
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (Kurzinventar 2002)
Bezirk:Rheinfelden
Gemeinde:Olsberg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Sennweid
Adresse:Sennweid 54
Versicherungs-Nr.:54
Parzellen-Nr.:207
Koordinate E:2626437
Koordinate N:1262324
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2626437&y=1262324

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent. - 19th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Bauinventarobjekt OLS917
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Altes Wohnhaus des ehemaligen Klosterhofs Sennweid, das in seiner heutigen Gestalt auf die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zurückgeht, wobei die Fassaden wohl 1861 biedermeierlich überprägt wurden. Der in der äusseren Erscheinung gut erhaltene zweigeschossige Mauerbau mit Halbwalmdach bewahrt die durch ein Rundbogenportal zugänglichen bauzeitlichen Gewölbekeller, die höchstwahrscheinlich zur Lagerung von Käse dienten. Das alte Wohnhaus präsentiert sich zusammen mit dem jüngeren Wohnhaus von 1904 und dem anschliessenden Wirtschaftstrakt (Bauinventarobjekt OLS917) als stattliches, geschichtsträchtiges Gehöft mit hohem Situationswert im offenen Kulturland. Als Geburtshaus von Mathias Wüthrich (1846–1957), dem Mitbegründer der Brauerei «Feldschlösschen», kommt dem Gebäude eine lokalhistorische Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Sennweid stellt das grösste der ehemaligen Klostergehöfte auf dem Gemeindegebiet von Olsberg dar und diente, wie sein Name besagt, als Sennereibetrieb, der das Zisterzienserinnenkloster bis zu dessen Aufhebung 1785 mit Milchprodukten versorgte. Die Landkarten des 17. und 18. Jh. zeigen ein allein stehendes Haus über einem längsrechteckigen in Nord-Südrichtung verlaufenden Grundriss. Auf der Siegfriedkarte von 1880 ist das Gehöft in Form eines quadratischen nördlichen und eines achsengleichen, langen südlichen Gebäudes dargestellt [1]. Demnach existierte im 17. und 18. Jh. wohl zunächst ein bäuerlicher Vielzweckbau, der Wohnhaus und Ökonomie samt einem Käsereigebäude vereinte. Von diesem Vorgängerbau blieben das nördlich situierte Wohnhaus sowie der südliche Teil des Wirtschaftsgebäudes bestehen. Der direkt an das Wohnhaus angrenzende Gebäudeteil wurde – die Michaeliskarte von 1837/43 zeigt noch ein einzelnes Gebäude – wohl in der 2. Hälfte des 19. Jh. abgebrochen und 1904 durch ein neues Wohnhaus (Bauinventarobjekt OLS917) ersetzt, für welches das Mauerwerk des bestehenden Käsereigebäudes einbezogen wurde [2]. Zwischen 1880 und 1940 entstanden die beiden südlichen Nebengebäude (Versicherungsnummern 61 und 76, nicht Teil des Schutzumfanges), die auf der Siegfriedkarte von 1940 eingezeichnet sind.
Das erhaltene alte Wohnhaus der Sennweid geht in seiner heutigen Gestalt auf die zweite Hälfte des 18. Jh. zurück. 1822 konnte der aus Trub im Oberemmental stammende Johann Wüthrich den Hof vom Kanton Aargau pachten und kurz vor seinem Tod 1838 käuflich erwerben. Sein gleichnamiger Sohn ist im ersten erhaltenen Brandkatastereintrag von 1850 als Eigentümer aufgeführt; darin wird das Gebäude als «Wohnhaus mit Waschhaus und Schopfanbau von Stein, 2 Stock hoch mit gewölbten Kellern unter Ziegeldach» beschrieben. In dritter Generation wurde im Sennhof 1846 Mathias Wüthrich (1846–1957), geboren, der zusammen mit dem aus Magden stammenden Brauer Theophil Roniger 1875 bei Rheinfelden die Brauerei «Feldschlösschen» gründete. Nachdem dieser 1876 mit seiner Familie nach Rheinfelden gezogen war, ging die Sennweid an den drittgeborenen Sohn Ernst Wüthrich (1882–1940) über [3]. Die Fassaden wurden im 19. Jh. durch eine axialsymmetrische Fensteranordnung biedermeierlich überprägt. Aufgrund der im Brandkataster verzeichneten erheblichen Steigerung der Versicherungssumme wurde dies wohl 1861 vorgenommen.
Beschreibung:Die Sennweid ist ein grosses, ehemals klösterliches Gehöft, das sich an einem muldenförmigen Hang südlich des Dorfs, nahe bei der Quelle des Violenbachs befindet. Das alte Wohnhaus über quadratischem Grundriss ist als Bestandteil eines vorangegangenen Vielzweckbaus erhalten geblieben. Der zweigeschossige Mauerbau trägt ein geknicktes Halbwalmdach, das an der nördlichen Traufseite über einen ummauerten Anbau herabgezogen ist. Das hohe Sockelgeschoss beherbergt zwei Gewölbekeller unterschiedlicher Grösse, die über einen ebenerdig betretbaren Vorraum zugänglich sind. Das Kellerportal an der westlichen Stirnseite besitzt ein steinernes Rundbogengewände; die original erhaltene zweiflüglige Brettertür weist eine waagrechte Aufdopplung auf. Der Hauptbaukörper zählt an den Stirnseiten je zwei und an der südlichen Trauffassade drei gleichmässig verteilte Fensterachsen mit gefalzten rechteckigen Hausteingewänden. Der Hauseingang mit vorgelagerter Treppe besetzt die Mittelachse der hofseitigen, nach Süden gerichteten Trauffassade. In den nördlichen teils wohl als Remise genutzten Anbau führt von der Ostseite her ein grosses holzgerahmtes Stichbogentor. Das Hausinnere ist weitgehend modernisiert. (Hausinneres nicht gesehen; Angaben gemäss Bauernhausforschung 1997.)
Anmerkungen:[1] Hunziker, Hoegger 2011, S. 383.
[2] Bauernhausforschung Kurzinventar Olsberg IX-7/10.
[3] Arthur Heiz, Mathias Wüthrich-Jenny, 7. November 1846–18. April 1905. in: Rheinfelder Neujahrsblätter 1977, S. 1–17.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Edith Hunziker, Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 9: Der Bezirk Rheinfelden, Bern 2011, S. 383.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0567-0569, Brandkataster Gemeinde Olsberg, 1850-1937.
- Staatsarchiv Basel-Landschaft (StABL): KP 5001.0045, Grund Riss der March Linien und Hochherrlichkeit Steinen wo weit als ein Hochlöbl. Hauss Oestreich und löblicher Stand Basel mit einander gräntzen (Schloss Farnsburg), Jakob Christoph Stähelin, 1738.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Materialien Olsberg 1.1–3 (1971).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Kurzinventar Olsberg IX-7/10 und IX-7/11 (1997).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=138765
 

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