INV-OLS917 Sennweid 55, 18. Jh.-20. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-OLS917
Signatur Archivplan:OLS917
Titel:Sennweid 55
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordwesten (2021)
Bezirk:Rheinfelden
Gemeinde:Olsberg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Sennweid
Adresse:Sennweid 55
Versicherungs-Nr.:55, 56, 57
Parzellen-Nr.:207
Koordinate E:2626436
Koordinate N:1262285
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2626436&y=1262285

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent. - 20th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung; Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Bauinventarobjekt OLS916
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Hauptgebäude des ehemaligen Klosterhofs Sennweid, bestehend aus einem grossen Scheunentrakt aus dem 18./19. Jahrhundert sowie einem 1904 angefügten Wohnhaus in Heimatstilformen, für welches das Mauerwerk des bestehenden Käsereigebäudes einbezogen wurde. Der dreigeschossige Baukörper trägt ein bernisch geprägtes Gerschilddach mit nördlicher Giebelründe und buntfarbigen vegetabilen Schablonenmalereien am gekehlten Dachhimmel. Die gemauerten Ökonomiebauten sind unter steilen Giebeldächern geborgen und bewahren die Tenntoreinfassungen sowie Lüftungsscharten. Das jüngere Wohnhaus von 1904 mit dem anschliessenden Wirtschaftstrakt präsentiert sich zusammen mit dem alten Wohnhaus (Bauinventarobjekt OLS916) als stattliches, geschichtsträchtiges Gehöft mit hohem Situationswert im offenen Kulturland.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Sennweid stellt das grösste der ehemaligen Klostergehöfte auf dem Gemeindegebiet von Olsberg dar und diente, wie sein Name besagt, als Sennereibetrieb, der das Zisterzienserinnenkloster bis zu dessen Aufhebung 1785 mit Milchprodukten versorgte. Die Landkarten des 17. und 18. Jh. zeigen ein allein stehendes Haus über einem längsrechteckigen in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Grundriss. Auf der Siegfriedkarte von 1880 ist das Gehöft in Form eines quadratischen nördlichen und eines achsengleichen, langen südlichen Gebäudes dargestellt [1]. Demnach existierte im 17. und 18. Jh. wohl zunächst ein bäuerlicher Vielzweckbau, der Wohnhaus und Ökonomie samt einem Käsereigebäude vereinte. Von diesem Vorgängerbau blieben das nördlich situierte Wohnhaus (Bauinventarobjekt OLS916) sowie der südliche Teil des Wirtschaftsgebäudes bestehen. Der direkt an das Wohnhaus angrenzende Gebäudeteil wurde – die Michaeliskarte von 1837/43 zeigt noch ein einzelnes Gebäude – wohl in der 2. Hälfte des 19. Jh. abgebrochen und 1904 durch ein neues Wohnhaus ersetzt, für welches das Mauerwerk des bestehenden Käsereigebäudes einbezogen wurde [2]. Zwischen 1880 und 1940 entstanden die beiden südlichen Nebengebäude (Versicherungsnummern 61 und 76, nicht Teil des Schutzumfanges), die auf der Siegfriedkarte von 1940 eingezeichnet sind.
Im ersten erhaltenen Brandkatastereintrag von 1850 wird der Ökonomieteil als «Scheune mit Tenn, doppeltem und einfachem Stall und Futtertenn, Wagen- und Schweineschopf von Stein und Holz unter Ziegeldach» beschrieben; als Eigentümer ist Johann Wüthrich vermerkt. Die Stallscheune (Versicherungsnummer 56) geht im Kern vermutlich noch auf das 18. Jh. zurück, wurde jedoch im 19./20. Jh. stark überprägt. Der kleinere südliche Annex (Versicherungsnummer 57) erfuhr augenscheinlich seit seiner Entstehung im 18. Jh. kaum Veränderungen [3].
Beschreibung:Die Sennweid ist ein grosses, ehemals klösterliches Gehöft, das sich an einem muldenförmigen Hang südlich des Dorfs, nahe bei der Quelle des Violenbachs befindet. Das neue Wohnhaus von 1904 erhebt sich als dreigeschossiger verputzter Mauerbau über einem annähernd quadratischen Grundriss und trägt ein bernisch geprägtes Gerschilddach mit Giebelründe an der nördlichen Stirnseite. Den gekehlten Dachhimmel schmücken buntfarbige, vegetabile Schablonenmalereien aus der Bauzeit. Während die nach Westen orientierte Eingangsfront dreiachsig ausgebildet ist, zählt die nördliche Stirnseite mit der Ründe drei Fensterachsen, wobei die äusseren von Zwillingslichtern besetzt sind. Der Hauseingang in der Mitte der Westfassade bewahrt das bauzeitliche Glasvordächlein und das originale Türblatt. An der rückwärtigen Ostseite befindet sich eine hölzerne Laubenfront, in die ein dreigeschossiger Abortturm aus Fachwerk integriert ist [4]. Im Innern des Wohnhauses sind im Parterre Lager- und Abstellräume untergebracht. In den Stuben im ersten Obergeschoss haben sich schmuckvolle Kachelöfen und Zimmeröfen erhalten. (Hausinneres nicht gesehen; Angaben gemäss Bauernhausforschung 1997.)
Der Wirtschaftstrakt gliedert sich in eine langgestreckte Stallscheune (Versicherungsnummer 56) und einen leicht gestaffelten, kürzeren Annexbau (Versicherungsnummer 57). Beides sind Mauerbauten unter steilen Giebeldächern. Die mächtige Stallscheune die in ihrem Kern noch dem 18. Jh. entstammt, erhielt zu Beginn des 20. Jh. (vermutlich 1904, anlässlich des Baus des Wohnhauses) eine neue, zeittypische Hoffassade aus dekorativem Sichtbackstein-Mauerwerk. Die Korbbogentore der Futtertennen, die den mittigen Doppelstall flankieren, sind erhalten geblieben. Der kleinere südseitige Trakt erfuhr augenscheinlich seit seiner Entstehung im 18. Jh. kaum Veränderungen. In der Hoffront hat sich ein Tor mit Steinpfosten und leicht geschweiftem Jochbalken erhalten. Die mural geschlossenen Heubühnenwände weisen lediglich schmale Lüftungsschlitze auf. Vor der Hauptscheune hat sich ein Brunnen mit wuchtigem Kalksteintrog (18./19. Jh.) erhalten.
Anmerkungen:[1] Hunziker, Hoegger 2011, S. 383.
[2] Bauernhausforschung Kurzinventar Olsberg IX-7/10.
[3] siehe [2].
[4] Bis ins 20. Jh. hinein war es gebräuchlich, die Notdurft ausserhalb des Wohnraumes in einem einfachen Bretterverschlag über der Jauchegrube oder beim Schweinestall zu verrichten. Eine bequemere Alternative bot ein in den rückwärtigen Laubengang einbezogener Abort. (Räber 2002, S. 226.)
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Edith Hunziker, Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 9: Der Bezirk Rheinfelden, Bern 2011, S. 383.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Basel 2002, S. 190, Abb. 377–380; S. 226.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0567-0569, Brandkataster Gemeinde Olsberg, 1850–1937.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Materialien Olsberg 1.1–3 (1971).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Kurzinventar Olsberg IX-7/9 und IX-7/10 (1997).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=138766
 

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