DSI-AAB015 Städtchen 39, Winkelgebäude, -1861 (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:DSI-AAB015
Signatur Archivplan:AAB015
Titel:Städtchen 39, Winkelgebäude
Ansichtsbild:
1/1
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Aarburg
Adresse:Städtchen 39
Ortsteil / Weiler / Flurname:Altstadt
Versicherungs-Nr.:142
Parzellen-Nr.:993
Koordinate E:2634765
Koordinate N:1241331
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2634765&y=1241331

Schutz / Status

Kantonale Unterschutzstellung (DSI):4/28/2022
Kantonaler Schutzumfang:Integral

Chronologie

Entstehungszeitraum:before 1861

Typologie

Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Altstadthaus mit Gewerbelokal
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Dokumentation

Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Baugeschichte des Winkelgebäudes reicht bis in die Gründungszeit der Gemeinde Aarburg zurück. Im 13. Jh. wurde die Stadtmauer als nördlicher Abschluss der Altstadt in Ost-West Richtung erbaut. Die aareseitige Hauszeile läuft von Süd nach Nord im spitzen Winkel auf diese Stadtmauer zu. Mehrere verschieden gestaltete Fenstergewände im sichtbaren Teil der Stadtmauer, heute Nordfassade des Winkelgebäudes, bezeugen ältere Vorgängerbauten, die die mittelalterliche Stadtmauer als nördliche Gebäudewand nutzten. Ebenso von einem zeitlich noch nicht bestimmten Vorgängerbau stammt der kleine erhaltene Gewölbekeller. Für das Jahr 1861 ist über die Brandassekuranz der Abriss und Neubau eines Gebäudes "im Winkel" archivalisch fassbar. Das Gebäude diente als "Magazingebäude mit Comptoir" für die Firma Scheuermann & Cie als Eisenwarenlager. Im Jahr 1914 kaufte die Gemeinde das Gebäude an, um hier zukünftig verschiedene Bereiche der Verwaltung unterzubringen. Ab 1915 diente der Bau der Unterbringung von Truppeneinheiten im Obergeschoss und Dachgeschoss sowie als Pferdestall im Erdgeschoss. Die militärische Nutzung während des ersten Weltkriegs bestand über mehrere Jahre, noch 1918 ist die Nutzung als Geschützmagazin belegt. Ab November 1920 erfolgte dann der prägende Umbau, auf den das heutige Erscheinungsbild des Gebäudes, die innere vertikale Erschliessung und noch vorhandene Ausstattungsteile zurückgehen. Ortsansässige Firmen führten den Entwurf des Architekten Fritz von Niederhäusern aus Olten aus. Den Aufzeichnungen der Arbeitsübertragungen ist zu entnehmen, dass es sich um einen Umbau unter Verwendung der Aussenmauern, des Dachstuhls und weiterer vorhandener Bauelemente handelte. Die Tore an der Ostfassade sind als Ausbruchsarbeiten an der Bestandesbaute erstellt, ebenso Fenster an der Südfassade und im 2. Obergeschoss. Im Erdgeschoss wurden neue Fundamente für die Bodenkonstruktion und Zwischenmauern erstellt. Die Überformung und Ausstattung des Gebäudes im Heimatstil ist sowohl funktional als auch repräsentativ. Ab Februar 1921 diente das Gebäude vielfachen Nutzungen. Archivalisch ist es ab dieser Zeit als "Verwaltungsgebäude der Elektrizitätsversorgung" bezeichnet, daneben ist auch die Nutzung als Feuerwehrlokal, Werkstätte und Magazin sowie als Wohnung belegt. Bis 1945 erfolgten nur geringe Baumassnahmen, darunter im Jahr 1939 der Ausbau des Dachstocks zur Unterbringung von Truppen. In Folge des Brands des Dachstuhls am 8. Dezember 1944 musste im Jahr 1945 ein neuer Dachstuhl erstellt werden. Erkenntnisse über die im Brand zerstörte Konstruktion liegen nicht vor. Die Aufgabe, das neue Dach mit sehr grosser Spannweite zu planen, wurde Architekt Hugo Wullschleger übertragen. Die Zimmermannsarbeiten führte das ortsansässige Baugeschäft Otto Fritschi als sogenannte Nagelbinderkonstruktion aus.
Beschreibung:Das Winkelgebäude ist ein dreigeschossiger Massivbau auf trapezförmigem Grundriss mit breitgelagertem Satteldach. Ost-, Süd-, und Westfassade sind verputzt, die Nordfassade ist zwischen den nördlich angrenzenden Gebäuden teilweise unverputzt als ehemalige Stadtmauer sichtbar. Die 1920 im Heimatstil überformte Fassade zeigt im Osten zum Innenhof deutlich die Geschossigkeit der Baute mit überhohem Erdgeschoss, Mezzaningeschoss und einem Normalgeschoss. Das Erdgeschoss weist an der stadtseitigen Ostfassade zwei grosse Einfahrtstore, zwei Fenster und ganz im Norden die Eingangstüre mit dem Türblatt des Vorgängerbaus auf. Die grossen Rundbogentore besitzen wulstige Profile, Radschutzsteine, jeweils einen Schlussstein und gestemmte Doppelflügeltore mit kleinen Fensteröffnungen. Die Baudekoration wirkt handwerklich hochwertig und dekorativ. Das erste Obergeschoss ist als Lagergeschoss mit geringerer Höhe erstellt und besitzt sechs querrechteckige Fenster. Darüber liegt das Büro- und Wohngeschoss mit sechs beinahe quadratischen Fenstern mit Schlagläden. Alle Läden sind schwarz-gelb geflammt. An der Südfassade befindet sich westlich ein weiteres Tor, der Eingang zur Werkstatt, daneben ein eingeschossiger kleiner Anbau mit Fenster. Die weiteren Fensteröffnungen im Lagergeschoss, 2. Obergeschoss und den zwei Dachgeschossen, sind nicht symmetrisch angeordnet, sondern folgen der Raumauftei-lung. Die Westfassade ist analog zur Ostfassade mit fünf statt sechs Fensterachsen gegliedert. Das zwischen den angrenzenden Häusern sichtbare Mauerstück der Nordfassade zeigt das Bollensteinmauerwerk der historischen Stadtmauer des 13. Jh. mit drei zugemauerten Fenstergewänden verschiedener Bauphasen. Im 2. Obergeschoss befinden sich ein grösseres und ein kleineres Fenster, beide der Bauzeit 1920 zuzuordnen, das Giebeldreieck ist unbefenstert. Die innere Raumstruktur des Winkelgebäudes ist durch die einläufige, sich kaskadenartig entlang der Stadtmauer entwickelnde Treppe im Norden geprägt, die beim bauhistorisch bedeutenden Umbau 1920 in typischen Heimatstilformen realisiert wurde. Diese exzentrische Erschliessung ermöglicht die Schaffung grosser Räume und ist damit wesentlich für die historische Nutzung des Gebäudes. Im Erdgeschoss liegt die von Süden erreichbare Werkstatt und nach Osten mit den zwei grossen Rundbogentoren die hohe Halle. Das erste Obergeschoss (Lagergeschoss) und das 2. Obergeschoss sind über das Podest der Kaskadentreppe erschlossen. Der in zwei Geschosse unterteilte Dachraum besitzt nur einzelne hölzerne Raumteilungen, die Nagelbinderkonstruktion des Dachtragwerks ist sichtbar. Prägende Ausstattungsteile im Heimatstil sind erhalten: Treppenverkleidungen, Geländer- und Brüstungspfosten, Handläufe, sowie Türen und einzelne Raumtrennungen mit hochwertigen Holzarbeiten und Maserierungsmalerei. Von der Ausstattung der ursprünglich im Nordwesten eingerichteten Wohnung sind noch Reste einzelner Oberflächen sichtbar. Der Brand des Jahres 1944 war begrenzt auf die Dachkonstruktion, die im Jahr 1945 als Nagelbinderkonstruktion ersetzt wurde. Für die aktuelle Nutzung sind einzelne Raumunterteilungen verändert worden.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=139338
 

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