INV-SAF913 Fabrikgebäude HoCoSa, 1917-1918 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SAF913
Signatur Archivplan:SAF913
Titel:Fabrikgebäude HoCoSa
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordosten (2021)
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Safenwil
Adresse:Bahnhofstrasse 14
Versicherungs-Nr.:286
Parzellen-Nr.:722
Koordinate E:2641278
Koordinate N:1241310

Chronologie

Entstehungszeitraum:1917 - 1918
Grundlage Datierung:Brandkataster; Pläne
Nutzungen:2015 Umnutzung als Ausstellungsgebäude der Emil Frey-Classics

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Wohlfahrtsgebäude HoCoSa (SAF924)
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Fabrikgebäude, Manufakturgebäude

Dokumentation

Autorschaft:Heinrich Meili-Wapf (1860–1927) und Armin Meili (1892–1981)
Würdigung:Neoklassizistisches Fabrikgebäude von 1917/18, das von den renommierten Luzerner Architekten Heinrich Meili-Wapf und seinem Sohn Armin Meili für die mechanische Strickerei HoCaSa errichtet wurde. Der wohlproportionierte dreigeschossige Baukörper sowie der westlich daran anschliessende Zwischentrakt sind zum Grossteil in ihrer historischen Bausubstanz erhalten. Im Rahmen der Umnutzung für Emil Frey Classics AG 2015 wurden sie restauriert und in einen harmonisch erscheinenden Gesamtkomplex auf dem ehemaligen Fabrikareal integriert. Neben dem baukulturellen und industriegeschichtlichen Zeugenwert kommt dem Gebäude mit seiner prominenten Lage gegenüber dem Bahnhof ein hoher Situationswert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:1897 liess Fritz Hochuli (1860–1934) gegenüber dem Bahnhof ein erstes Fabrikgebäude für seine Feinstrickerei und Baumwollspinnerei Hochuli & Co Safenwil (HoCoSa) errichten. Produziert wurde vor allem Kinder- und Damenunterwäsche. Um 1917 fand eine signifikante Vergrösserung der Fabrik statt. So wurde das ursprüngliche Fabrikgebäude abgebrochen und auf dessen Fundament eine Sheddachhalle für die neuen Flachstrickmaschinen gebaut. Kurz danach entstand das durch einen Zwischentrakt mit der Sheddachhalle verbundene dreigeschossige Fabrikgebäude, das von den renommierten Architekten Heinrich Meili-Wapf (1860–1927) und Armin Meili (1892–1981) entworfen wurde. Vater und Sohn Meili führten von 1917–1924 ein gemeinsames Büro in Luzern [1]. Die Originalpläne zum Fabrikgebäude datieren vom Dezember 1917 und Februar 1918 [2]. Gemäss Brandkataster wurde ebenfalls 1917 im Süden des Fabrikareals ein Wohlfahrtsgebäude (Bauinventarobjekt SAF924) errichtet. 1954/55 wurde an der Südseite der Sheddachhalle ein zweigeschossiges Büro- und Verwaltungsgebäude angefügt. In ihrer damaligen Blütezeit beschäftigte die HoCoSa rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 1989 wurde sie an die Firma Sawaco verkauft und die Produktion am Standort in Safenwil bis 1992 schrittweise heruntergefahren. Nach dem Verkauf des Nachbargrundstücks entstand 1993/94 neben der ehemaligen Strickereifabrik die drei Wohnblöcke umfassende Überbauung Zentrum Safenwil. 2009 erwarb die Emil Frey AG die Immobilien der HoCoSa, nachdem sie diese bereits mehrere Jahre mietweise genutzt hatte. Von 2013–2015 wurde das ehemalige Fabrikareal von der Rhomberg Bau AG, Worblaufen, umgebaut und für das Classic Center Schweiz der Emil Frey AG angepasst [3]. Das Fabrikgebäude von Vater und Sohn Meili und das Wohlfahrtsgebäude (Bauinventarobjekt SAF924) wurden dabei mit Rücksicht auf die historische Bausubstanz saniert und in ein Gesamtkonzept integriert. Abgebrochen wurden die Sheddachhalle sowie das Büro- und Verwaltungsgebäude von 1955 [4].
Beschreibung:Das Fabrikgebäude der ehemaligen mechanischen Strickerei HoCoSa befindet sich gegenüber dem Bahnhof an der 1877 von der Schweizerischen Nationalbahn (SNB) eröffneten Strecke Zofingen-Suhr. Entlang der Bahnlinie schliessen an den neoklassizistischen Hauptbau westlich ein wesentlich niedrigerer und leicht zurückspringender Zwischentrakt sowie eine giebelständige Halle unter Satteldach an. Während der Zwischentrakt zusammen mit dem Fabrikgebäude erstellt wurde, handelt es sich bei der westlichen Halle um einen Ersatzbau von 2015. Die in sich jeweils symmetrisch konzipierten Trakte erscheinen als harmonisches Ensemble.
Der dreigeschossige Hauptbau ist in Eisenbeton ausgeführt und erhebt sich über einem annähernd quadratischen Grundriss. Sein wohlproportionierter Baukörper weist an der Nord- und der Südfassade jeweils elf Fensterachsen, an der Ostfassade neun Fensterachsen auf. Durch die grosse Anzahl an hohen Rechteckfenstern, deren kleinteilige Sprossengliederung fast filigran wirkt, werden die hochaufragenden Fassadenflächen aufgelockert. Das mit einem horizontalen Fugenstrich verzierte Erdgeschoss ist durch ein umlaufendes Gurtgesims von den oberen Geschossen abgesetzt. Entlang der Dachuntersicht verläuft ein kräftig ausgeprägtes profiliertes Kranzgesims, das an der nördlichen Hauptfassade zur Betonung der Mittelachse einen Segmentbogengiebel mit Lünettenfenster nachzeichnet. Oben auf dem Giebel befand sich zur Bauzeit ein Uhrtürmchen. Die Gesimse sind wie die schmalen Fenstergewände aus Kunststein gearbeitet. Das zweite und das dritte Obergeschoss bildeten ursprünglich ein Geviert aus umlaufenden Trakten, die einen Lichthof umschlossen. Dieser wurde beim Umbau von 2015 geschlossen und ist nur noch im Dachgeschoss ausgebildet, wo er von einem gläsernen Satteldach überdeckt ist. Die Bedachung der vier Trakte bilden jeweils leicht geknickte Satteldächer, so dass von aussen der Eindruck eines Walmdaches entsteht. An ihren Firstecken sind sie von kaminartigen Türmchen, die ursprünglich der Ventilation dienten, bekrönt. Die Lukarnen kamen beim Umbau 2015 dazu.
Die Erschliessung des Hauptbaus erfolgte ursprünglich über einen Treppenhausturm an der Westseite. Dieser war auf den Bauplänen von 1917 noch als Mittelrisalit unter einem Dreiecksgiebel gestaltet. Die Baupläne von 1918 zeigen ihn hingegen in der ausgeführten Form. Umgeben ist er von einem zweigeschossigen Verbindungstrakt, über dessen Nordfassade sich das Gurtgesims des Hauptbaus fortsetzt. In der Mittelachse verläuft eine mit einem Blenddreieckgiebel überdachte Einfahrt, die ein hohes Rundbogentor mit der bauzeitlichen fächerartigen Verzierung des Oblichts aufweist. Anstelle des Dreieckgiebels über dem Tor befand sich ursprünglich eine Mauerbrüstung mit zwei Vasenaufsätzen.
Die Originalpläne von 1917 zeigen mit stärkerer Rustizierung im Erdgeschoss, gequaderten Ecklisenen und einem Dreieck- statt einem Segmentbogengiebel zur Betonung der Mittelachse des Hauptbaus insgesamt eher eine neobarocke Formensprache. Zur Ausführung kam jedoch durch Veränderungen der Detailformen ein neoklassizistischer Bau. Von Beginn an machten sich die Architekten Gedanken über eine eventuelle Erweiterung der Fabrikanlage, bei der die bestehende Sheddachhalle durch einen Aufbau als spiegelbildliches Pendant zum dreigeschossigen Hauptbau hätte ausgebaut werden können, so dass eine axiale Anlage mit dem grossen Torbogen als Mittelmotiv entstanden wäre [5].
Seit dem Umbau von 2015 befinden sich im dreigeschossigen Fabrikgebäude das Classic Car Museum und im Zwischentrakt eine Lobby mit Kaffeebar, Shop und Sitzungszimmern. Im Fabrikgebäude haben sich die historischen Hallen mit den bauzeitlichen Heizkörpern (Rohre), die bauzeitlichen Fenster mit Beschlägen und Verschlüssen (aufgedoppelt) sowie das Rollladensystem erhalten.
Anmerkungen:[1] Zu Heinrich Meili-Wapf siehe Isabelle Rucki, Dorothee Huber (Hg.), Architektenlexikon der Schweiz. 19./20. Jahrhundert, Basel 1998, S. 368–369; zu Armin Meili ebd., S. 367–368.
[2] Die Pläne befanden sich ursprünglich im Firmenarchiv der HoCoSo und sind zusammen mit dem Fabrikgebäude in den Besitz der Emil Frey Gruppe (Kalono Immobilien AG) übergegangen.
[3] Insider. Aktuelles von der Rhomberg Bau AG, Ausgabe 2016, S. 3.
[4] Zur Baugeschichte siehe https://www.emilfreyclassics.ch/ueber-uns/geschichte/ (14.12.2022)
[5] SBK 1919, S. 97.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Literatur:- Arbeiten der Architekten Meili-Wapf & Armin Meili in Luzern. in: Die schweizerische Baukunst (SBK), Nr. 11 (1919), S. 97–120, hier S. 97; 108–109.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 40.
- Neuere Bauten der Luzerner Architekten Meili-Wapf und Armin Meili. in: Schweizerische Bauzeitung (SBZ), Nr. 81/82 (1923), S. 321–322.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0653 (1899–1938) Vers.-Nr. 286, Brandkataster Gemeinde Safenwil.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
- ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=139911
 

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