INV-GRA926 Spittel, Armenhaus, Leerber 14 (=GRA839.005), 17. Jh. (Dossier (Bauinventar))

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Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-GRA926
Signatur Archivplan:GRA926
Titel:Spittel, Armenhaus, Leerber 14 (=GRA839.005)
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Gränichen
Adresse:Leerber 14
Versicherungs-Nr.:61
Parzellen-Nr.:971
Koordinate E:2650228
Koordinate N:1245542

Chronologie

Entstehungszeitraum:17th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Spittel, Armenhaus

Dokumentation

Würdigung:Spätgotisch geprägtes Wohnhaus vermutlich aus dem 17. Jahrhundert, das um 1820 von der Gemeinde zwecks Einrichtung eines Armenhauses ("Spittel") erworben wurde. Aus der Bauzeit des Hauses haben sich die Gebäudeform mit zeittypischem fassadenbündigem Steilgiebeldach, die massiven Umfassungsmauern sowie in bemerkenswerter Vollständigkeit die rauchgeschwärzte Dachkonstruktion mit kräftigen liegenden Stuhljochen erhalten. Der mit Laubsägezierwerk in der Art des Schweizer Holzstils ausgestattete Scheunentrakt wurde 1893 an der Stelle eines abgebrannten Vorgängers neu erstellt. Nebst dem baugeschichtlichen Eigenwert kommt der Liegenschaft auch eine erhebliche lokalgeschichtliche Bedeutung für das Armenwesen in der Gemeinde zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der spätgotischen Formensprache mit fassadenbündigem Steilgiebeldach, der Fensteranordnung und der kräftigen, rauchgeschwärzten Dachkonstruktion nach zu schliessen, dürfte Gebäude noch im 17. Jh. entstanden sein. Im Brandkataster von 1809 wird es als "Haus von Mauerwerk aufgebauwen, 2 Stockwerk hoch, mit Ziegel gedeckt" verzeichnet. Dazu gehörte "ein daran gebautes Scheuerwerk von Holz, mit Ziegel gedeckt", bei dem es sich um einen Vorgängerbau der heute bestehenden Scheune handelte. Die Liegenschaft befand sich damals noch in Privatbesitz; Eigentümer war Daniel Widmer, Schreiners [1].
In der Zeit um 1820 wurde das Gebäude durch die Gemeinde Gränichen erworben und darin ein Armenhaus eingerichtet. In seiner Beschreibung des Kantons Aargau von 1844 schildert Franz Xaver Bronner das Gebäude als "klein und baufällig", mit 6 Zimmern und 10 Betten, die 27 Personen Obdach boten [2]. Ursprünglich sollte auch die Scheune zu Wohnzwecken ausgebaut werden, doch angesichts der stark ansteigenden Zahl von Bedürftigen beschloss die Gemeinde 1842 den Bau eines neuen Armenhauses auf dem Hochspüel [3].
Das alte Armenhaus ging in der Folge wieder in private Hände über. 1892 brannte die Scheune ab und wurde 1893 in der heutigen Form neu aufgebaut [4]. Die Räumlichkeiten im Wohnteil wurden im Verlauf des 19. und 20. Jh. mehrmals verändert und modernisiert; von der ursprünglichen Bausubstanz blieben die Umfassungsmauern sowie die rauchgeschwärzte Dachkonstruktion.
Beschreibung:Das ehemalige Armenhaus ("Spittel") steht nordwestlich des alten Kirchhofareals nahe der Wyna, unmittelbar bei der Leerberbrücke. Der massiv gemauerte zweigeschossige Baukörper erhebt sich unter steilem Giebeldach, dessen fassadenbündiger stirnseitiger Abschluss noch den stilistischen Einfluss der Spätgotik verrät. Die Fensteröffnungen in den beiden Vollgeschossen wurden in späteren Jahren vergrössert und neu gestaltet, im Giebelfeld aber haben sich noch zwei kleinere Lichter mit spätgotisch gekehlten Gewänden erhalten.
Als besonders wertvoller, originaler Bauteil ist das durchgehend rauchgeschwärzte Dachgerüst anzuführen, eine Sparrenkonstruktion mit kräftigen liegenden Stuhljochen und gezapften Kopfhölzern. Einschliesslich der Sparrenlagen und der der alten, ebenfalls noch rauchschwarzen Dachlattung hat sich diese in einer selten mehr anzutreffenden Ursprünglichkeit erhalten. Die Dachflächen sind noch mit teils handgemachten Biberschwanzziegeln eingedeckt.
Das stockwerkweise aufgeteilte Hausinnere wurde im Laufe der Zeit sukzessive erneuert. An historischer Ausstattung hat sich in der oberen Stube ein grüner Jugendstil-Ofen mit floralen Reliefkacheln erhalten.
Nordwestlich an den steilgiebligen Wohnteil schliesst unter niedrigerem First die 1893 neu erstellte Scheune an. Die aus Stall und Tenn bestehende Ökonomie ist als Mischkonstruktion mit massiver Giebelmauer und in Ständerbauweise aufgeführten Traufwänden gestaltet. Die Bretterschalungen an der Heubühnenwand zeigen ornamental gestaltetes Laubsägezierwerk in der Art des Schweizer Holzstils.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1936.0001/0209-0211: Brandkataster Gränichen 1809-1899; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0016: Brandkataster Gränichen 1899-1938.
[2] Bronner 1844, Bd. 2, S. 207.
[3] Widmer-Dean 2003, S. 404. – Das neue Armenhaus auf dem Hochspüel wurde 1846 fertiggestellt. 1957 wurde es abgebrochen.
[4] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1936.0001/0209-0211: Brandkataster Gränichen 1809-1899.
Literatur:- Franz Xaver Bronner, Der Aargau historisch, geographisch, statistisch geschildert, 2 Bd., St. Gallen und Bern 1844 (Faksimile-Reprint 1978).
- Markus Widmer-Dean, Dorfgeschichte Gränichen, Gränichen 2003.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1936.0001/0209-0211: Brandkataster Gränichen 1809-1899; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0016: Brandkataster Gränichen 1899-1938.
 

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Related units of description:siehe auch:
DOK-GRA839.005 Leerber 14 (=GRA926) (Dossier (Dokumentationsobjekte))
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=140613
 

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