INV-STR917 Speicher Wiggerweg, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-STR917
Signatur Archivplan:STR917
Titel:Speicher Wiggerweg
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2023)
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Strengelbach
Adresse:Wiggerweg 2.1
Versicherungs-Nr.:160
Parzellen-Nr.:569
Koordinate E:2637525
Koordinate N:1236839
Situationsplan (AGIS):https://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2637525&y=1236839

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Speicher

Dokumentation

Würdigung:Bernischer Kornspeicher aus dem 18. Jahrhundert. Der zweigeschossige Bohlenständerbau zeigt einige konstruktive und handwerkliche Besonderheiten, wie die Flugpfette im Obergeschoss oder das hölzerne Türschloss im Erdgeschoss. Seine bauzeitliche Substanz ist weitgehend erhalten. Als Vertreter einer zunehmend selten werdenden Gattung landwirtschaftlicher Nebengebäude kommt dem Kornspeicher erheblicher bautypologischer sowie konstruktions- und kulturgeschichtlicher Zeugenwert zu. Zudem ist er ein prägendes Element des Strassenraums am östlichen Dorfausgang von Strengelbach.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der freistehende Kornspeicher war im schweizerischen Mittelland als einem traditionell von Selbstversorgung geprägten Ackerbaugebiet ein wesentlicher Bestandteil des Bauernbetriebes. Als Einrichtung zur Vorratshaltung diente er hauptsächlich zur Lagerung des ausgedroschenen Korns. Daneben konnten weitere Nahrungsmittel wie Fleisch, Brot Dörrobst oder Hülsenfrüchte, ferner auch Textilien, Arbeitsgeräte, Wertsachen und Dokumente in diesen vom Haus abgesetzten Kleinbauten aufbewahrt werden. Hinweise auf freistehende Vorratsgebäude finden sich bereits im Frühmittelalter: Seit dem 13. Jh. sind sie als feste Bestandteile der bäuerlichen Hofstatt nachgewiesen. Im Gebiet des Aargaus wurden seit dem 19. Jh. keine neuen Speicher mehr erstellt und der Altbestand nahm mit der Zeit erheblich ab. Ausschlaggebend dafür war zum einen die Abkehr von der Selbstversorgungswirtschaft und der Rückgang des Ackerbaus zugunsten von Viehzucht und Milchwirtschaft; zum anderen bot die jüngere, steilgieblige Wohnhausarchitektur mit ihren rauchfreien Dachräumen genügend Lagerungsmöglichkeiten [1].
Der ehemalige Kornspeicher in Strengelbach datiert mit seinen konstruktiven Merkmalen und Schmuckformen vermutlich in das 18. Jh. und gehörte zu dem nebenstehenden ehemaligen bäuerlichen Vielzweckbau (Vers.-Nr. 161). Aufgrund der ungewöhnlichen Position der Pfette ausserhalb der Wand könnte es sein, dass der Speicher im 18. Jh. an den heutigen Standort versetzt und dabei modifiziert worden ist. Im ersten überlieferten Brandkatastereintrag von 1850 wird das Gebäude folgendermassen beschrieben: "Speicher von 2 Stock von Holz, nebst ausgebautem Waschhaus von Mauer und Riegel mit Ziegeldach". Das Waschhaus wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 19. Jh. nachträglich angebaut und später auch als Backstube genutzt. In der ersten Hälfte des 20. Jh. wurde rückwärtig ein Wagenschopf angebaut [2]. Seither bewahrt der Speicher weitgehend seine ursprüngliche Erscheinung.
Beschreibung:Der Kornspeicher befindet sich am östlichen Dorfausgang von Strengelbach Richtung Zofingen. Er steht auf der Nordseite der Zofingerstrasse westlich neben dem ehemaligen Bauernhaus (Vers.-Nr. 161) mit dem er ursprünglich ein Gehöft bildete. Der Speicher ist als zweigeschossiger Bohlenständerbau errichtet. Das in einen Schwellenkranz eingezapfte Ständergefüge ist mit liegenden Kanthölzern gefüllt und mit verblatteten Kopfhölzern ausgesteift. Der Kornspeicher trägt ein geknicktes Satteldach mit Biberschwanzziegeln. An drei Seiten verläuft im Obergeschoss U-förmig eine Laube. An der Giebelfassade wird sie von einem steilen, ebenfalls mit Biberschwanzziegeln gedecktem Fusswalm beschirmt.
Bautypologisch handelt es sich um einen bernischen Kornspeicher. Diese regionale Prägung erklärt sich dadurch, dass Strengelbach zu der Entstehungszeit des Speichers im 18. Jh. zu Bern gehörte. Als Besonderheit innerhalb der an sich verbreiteten Bohlenständerbauweise sind die eichenen Eckständer, Türpfosten und Bodenschwellen im Erdgeschoss sowie die mit dem Randbodenbrett aus einem Stück gehauenen seitlichen Grundschwellen zu nennen.
An der südlichen Giebelseite führt eine einfache Brettertür in den erdgeschossigen Speicherraum. Durch das seitliche Handloch konnte das heute noch vorhandene hölzerne Türschloss bedient werden. Der Eingang zum oberen Speicherraum ist über eine hölzerne Treppe ebenfalls an der Südseite zu erreichen und zeigt ein schulterbogenförmig ausgeschnittenes Sturzholz. Nachträglich wurde im Obergeschoss ein Reihenfenster mit durchlaufendem profiliertem Brustriegel eingelassen, dies wohl im Zusammenhang mit dem Einbau einer Knechtenwohnung [3].
Zusätzlich zu den sorgfältig gearbeiteten Holzverbindungen zeugen diverse Schmuckelemente wie Zierfasen, die profilierten Brüstungsbalken der Laube und des Reihenfensters im Obergeschoss sowie die kapitellartig gegen oben auskragenden Laubenpfosten von der damaligen Zimmermannskunst.
An die westliche Traufseite des Speichers schliesst sich das Wasch- und Backhaus aus dem frühen 19. Jh. an. Es ist in Fachwerkbauweise ausgeführt und findet unter dem abgeschleppten Satteldach Platz.
Der rückwärtig angebaute Schopf aus dem 20. Jh. gehört nicht zum Schutzumfang. Bei diesem Anbau wurde an der nördlichen Giebelseite die ursprünglich umlaufende Obergeschosslaube abgebrochen.
Anmerkungen:[1] Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 367.
[2] StAAG: CA.0001/0659–0661.
[3] Inneres gemäss Kurzinventar 1992.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0659 (1850–1874) Vers.-Nr. 140; CA.0001/0660 (1875–1898) Vers.-Nr. 159; CA.0001/0661 (1899–1938) Vers. Nr. 160, Brandkataster Gemeinde Strengelbach.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=141229
 

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