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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1708 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Türsturz) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Speicher |
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Dokumentation |
Würdigung: | Kornspeicher von 1708, der als zweigeschossiger Bohlenständerbau mit Satteldach und Obergeschosslaube konzipiert wurde. Der an der westlichen Giebelseite in die Firstpfette eingezäpfte Bug zeigt eine reliefierte Menschenfratze, der unheilabwehrende Funktion zukam. Die bauzeitliche Substanz ist zu einem wesentlichen Anteil erhalten. Als Vertreter einer zunehmend selten werdenden Gattung landwirtschaftlicher Nebengebäude kommt dem Kornspeicher erheblicher bautypologischer sowie konstruktions- und kulturgeschichtlicher Zeugenwert zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Der freistehende Kornspeicher war im schweizerischen Mittelland als einem traditionell von Selbstversorgung geprägten Ackerbaugebiet ein wesentlicher Bestandteil des Bauernbetriebes. Als Einrichtung zur Vorratshaltung diente er hauptsächlich zur Lagerung des ausgedroschenen Korns. Daneben konnten weitere Nahrungsmittel wie Fleisch, Brot, Dörrobst oder Hülsenfrüchte, ferner auch Textilien, Arbeitsgeräte, Wertsachen und Dokumente in diesen vom Haus abgesetzten Kleinbauten aufbewahrt werden. Hinweise auf freistehende Vorratsgebäude finden sich bereits im Frühmittelalter: Seit dem 13. Jh. sind sie als feste Bestandteile der bäuerlichen Hofstatt nachgewiesen. Im Gebiet des Aargaus wurden seit dem 19. Jh. keine neuen Speicher mehr erstellt und der Altbestand nahm mit der Zeit erheblich ab. Ausschlaggebend dafür war zum einen die Abkehr von der Selbstversorgungswirtschaft und der Rückgang des Ackerbaus zugunsten von Viehzucht und Milchwirtschaft; zum anderen bot die jüngere, steilgieblige Wohnhausarchitektur mit ihren rauchfreien Dachräumen genügend Lagerungsmöglichkeiten [1]. Der Speicher an der Brittnauerstrasse in Strengelbach trägt am Türsturz die Jahrzahl 1708 und wurde im Zusammenhang mit dem Vorgängerbau des Bauernhauses an der Brittnauerstrasse 49 errichtet. In diesem Speicher soll früher der sog. "Gemeindestein" (siehe Bilddokumentation), eine Art Tresor der Dörfli-Genossenschaft (seit 2012 "Dörfli Strengelbach AG"), aufbewahrt worden sein, welcher sich heute im Dorfmuseum befindet. Heute ist der Speicher fast gänzlich von einem nachträglich errichteten, grösseren Schopf umgeben. Teile der Dachkonstruktion und der Obergeschosslaube wurden bei der Integration in den grösseren Schopf entfernt. |
Beschreibung: | Der Speicher gehört zum bäuerlichen Vielzweckbau Brittnauerstrasse 49 und ist von einem nachträglich errichteten, grösseren Schopf umgeben. Seine ursprüngliche Konstruktion bildet ein zweigeschossiges Ständergerüst, das sich über zwei mächtigen Eichenschwellenbalken und querlaufenden Unterzügen erhebt. Dazu gehörte ein mindestens zweiseitiger Laubengang im Obergeschoss und ein Satteldach. Die Füllung der geschossweise abgebundenen Ständerkonstruktion bilden liegende Kanthölzer ("Flecklinge"). Überblattete, ziergefaste Kopfhölzer versteifen die Gefache. Die Bodenbohlen des unteren Speichergeschosses sind zwischen winkelförmig zugehauenen Schwellen (Winkelschwellen) eingespannt und ragen an der westlichen Vorderseite als Rampe vor, zu der ein frontaler Treppenaufgang führt. Die untere Speichertür ist mit einer eichenen, in Gehrung gefügten Einfassung besonders ausgezeichnet. Neben der differenzierten, umlaufenden Profilierung des Gewändes fällt das Sturzholz auf. Es ist mit kielbogigen Zierfasen beschnitzt und trägt die eingekerbten Initialen "HL" und "HZ" sowie dazwischen das Baudatum "1708". Wie bei der oberen Speichertür ist hier zur Sicherung auf der Innenseite des Türpfostens ein Holzschloss angebracht. Seinen Mechanismus konnte man von aussen durch ein Armloch bedienen. Letzteres wiederum ist mit einem Schiebebrettchen verschliessbar. Auf den Laubengang, dessen Brüstung nur noch an der Eingangsfront erhalten ist, führt eine seitliche Treppe an der Nordfassade, wo der Eingang zum oberen Speicherraum liegt. Der Brüstungsbalken ist mit einem doppelten Würfelfries verziert. Von der Dachkonstruktion haben sich mit Ausnahme der Dachhaut und den Aufschieblingen die wesentlichen Elemente erhalten. Die Sparrenkonstruktion ergänzt eine auf den Wandständern der Giebelfassaden abgestützte Firstpfette mit Bugverstrebungen. Der Wandständer der westlichen Giebelfassade (Eingangsfront) ist zur Verstrebung in Längsrichtung mit einem in die Firstpfette eingezäpften Bug versehen. Dieser Bug zeigt überraschenderweise nicht ornamentalen Schmuck, sondern eine Menschenfratze, die wohl in erster Linie unheilabwehrende Funktion hatte. Der mit der Jahrzahl 1839 versehene "Gemeindestein", der heute im Dorfmuseum von Strengelbach aufbewahrt wird, ist eine aus einem Sandsteinblock gehauene Kiste, die auf der Vorderseite die In-schrift "GOTT BEWAHRE UNSER / INLIGENDES GERECHTES / EIGENTUM / DIE DAMALIGEN VERWALTER / SLGH SLDW IKPS HUWS " trägt. |
Anmerkungen: | [1] Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 367. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Literatur: | - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2: Fricktal und Berner Aargau, Baden 2002, S. 155. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0659 (1850–1874) Vers.-Nr. 12; CA.0001/0660 (1875–1898) Vers.-Nr. 13; CA.0001/0661 (1899–1938) Vers. Nr. 20, Brandkataster Gemeinde Strengelbach. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=141232 |
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