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INV-STR921 Ref. Kirche mit Kirchgemeindehaus, 1966-1968 (Dossier (Bauinventar))
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1966 - 1968 |
Grundlage Datierung: | Literatur |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Sakrale Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Kirche (ev.-ref.) |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Nachkriegsmoderne |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Dubach & Gloor, Bern (Walter Gloor und Urs Stauffer) |
Würdigung: | Das 1966–1968 errichtete und vom Berner Architekturbüro Dubach & Gloor entworfene, qualitätvolle moderne Kirchgemeindezentrum mit Kirche, Kirchgemeindehaus und Pfarrhaus ist um einen kreuzgangartigen Hof mit Umgang gruppiert. Die unterschiedlichen, sorgfältig aufeinander abgestimmten Materialien wie Sichtbeton, geschlämmte Backsteinwände, Holz und rötlicher Tonboden haben sich grossenteils ebenso erhalten wie die originale Ausstattung und ergeben zusammen mit der bauzeitlichen Kunst (Glasfenster von Roland Guignard, Steinplastik von Peter Hächler, Sgraffito von Felix Hofmann) ein stimmiges Gesamtbild, das im Ortsbild von Strengelbach mit dem weithin sichtbaren Glockenturm eine zentrumsstiftende Funktion einnimmt. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Nachdem unter Berner Herrschaft die mittelalterliche St. Ulrichskapelle infolge der Reformation abgebrochen wurde, besass Strengelbach lange kein eigenes Gotteshaus mehr. Erst mit dem Anwachsen der Gemeinde wurde 1941 ein Pfarrhelferamt eingeführt, das ein paar Jahre später in ein eigentliches Pfarramt umgewandelt wurde. Zur Errichtung eines kirchlichen Zentrums sammelte der "Kirchliche Bauverein" seit 1953 finanzielle Mittel. 1962/63 wurde ein Architektenwettbewerb zum Bau der Kirche ausgeschrieben, den das Berner Architekturbüro Dubach & Gloor gewann. Die Pläne erarbeitete Walter Gloor unter Mitarbeit von Urs Stauffer. 1966 war Baubeginn, 1967 Glockenaufzug und 1968 wurde das Gebäude eingeweiht [1]. 1989 erfolgte eine Aussenwärmedämmung mit hinterlüfteter Eternitverkleidung und eine Flachdachsanierung [2]. Ca. 2008 wurde das Kirchendach saniert [3]. |
Beschreibung: | Der Baukomplex mit Kirche, Kirchgemeindehaus und Pfarrhaus gruppiert sich um einen zentralen Hof, ähnlich einem Kreuzgang mit einem teils offenen, teils geschlossenen Umgang: im Westen liegt die giebelständige Kirche mit Foyer und dem grossen Kirchgemeindesaal, im Nordosten ist das zweigeschossige Kirchgemeindehaus angeschlossen und im Südosten steht das ebenfalls zweigeschossige Pfarrhaus. Dabei passt sich die Baugruppe der Topographie an und nutzt die gegebenen Niveaudifferenzen. Die Kirche und der Turm dominieren ihrer Bedeutung gemäss die Anlage. Während die Kirche ein zeittypisches asymmetrisches Satteldach trägt, weisen die anderen Bautrakte Flachdächer auf. Nach Südwesten schliesst sich ein Vorplatz mit Brunnen von Edy Scheidegger (1923–1988) [4] zur Strasse hin an, an dessen vorderer Ecke der skulptural gestaltete Glockenturm aus Sichtbeton steht. Dieser trägt auf einem geschlossenen, rechteckigen Pfeiler eine offene Gitterstruktur als Glockenstube mit fünf Glocken der Glockengiesserei Rüetschi in Aarau [5]. Der zentrale Umgang besteht aus einem flachen Sichtbetondach auf schlanken Sichtbetonstützen, im Bereich vor dem Kirchgemeindehaus und den Sälen ist er verglast. Vor den Sälen wird der Umgang zu einem verglasten Foyer erweitert. Die verputzte Wand vor den Sälen schmückt ein mehrfarbiges Sgraffito mit einem Motiv der Tobiasgeschichte von Felix Hofmann, Aarau (1911–1975) [6], die übrigen Wände bestehen aus weiss geschlämmtem Backstein. Zwei Buntglasscheiben mit Darstellungen der Taufe Christi bzw. des Abendmahls des Aargauer Kunstmalers Fritz Strebel (1920–1997) [7] von 1969 sind an der vorderen Glasfront des Foyers angebracht. Der Kirchenraum wird sowohl von aussen als auch von innen durch sein asymmetrisches Satteldach und dessen Giebelfelder bestimmt. Letztere sind durch vertikale Sichtbetonlamellen unterteilt und mit farbigen Glasfenstern von Roland Guignard (1917–2004) [8] besetzt. Die Giebelfenster stehen auf der umlaufenden und im Inneren weiss geschlämmten Backsteinmauer. Der Raum ist gegen den um eine Stufe erhöhten Chorbereich an seiner Traufseite orientiert. Gegenüber befindet sich die durchgehende, weissgestrichene Sichtbetonempore für Orgel und Sänger. Hinter dem Abendmahlstisch ist ein Relief mit Christusmonogramm und abstrahierten Evangelistensymbolen des Lenzburger Bildhauers Peter Hächler (1922–1999) [9] angebracht, von dem auch der Taufstein mit Taube stammt. Die mit Holz verschalte Decke mit fünf Sichtbetonbindern bildet die äussere Dachform ab. Ihr First verläuft in etwa über der Emporenbrüstung, zum Altar hin fällt das Dach über die längere Seite ab. Der Kirchenraum kann durch eine bewegliche Trennwand mit dem Kirchgemeindesaal verbunden und dadurch vergrössert werden. Letzterer wird aus quergestellten und weiss gestrichenen Sichtbetonrahmen gebildet, gegenüber dem Kirchensaal befindet sich eine Bühne. Die Wände bestehen wie beim Kirchensaal aus weiss gestrichenem Backstein, der Boden ist nicht mit rötlichen Steingutplatten wie das Foyer und der Kirchenraum, sondern mit Parkett belegt. Belichtet wird der Raum durch eine grosse seitliche Fensterfront sowie Oberlichter von der anderen Längsseite. Im anschliessenden Kirchgemeindehaustrakt können von den drei Seminarräumen im Erdgeschoss die beiden kleineren durch eine bewegliche Faltwand verbunden werden. Im Untergeschoss befinden sich zwei weitere Seminarräume, ein Büro sowie Nebenräume; erschlossen wird es durch eine einläufige Treppe vom Foyer sowie über einen ebenerdigen Eingang von der Strasse. |
Anmerkungen: | [1] Reformierte Kirche Strengelbach. Kirchenpflege Zofingen (Hg.), Zofingen o.J. (1968), S. 3–12. Walter Gloor hat zusammen mit Hans Dubach im Kanton Aargau auch die reformierten Pfarrkirchen in Muri von 1954/55 (Bauinventarobjekt MUR924) und in Turgi von 1959/60 (Bauinventarobjekt TUR903) realisiert. Zum Wettbewerb für die reformierte Kirche in Strengelbach von 1962/63 siehe Schweizerische Bauzeitung Bd. 80 (1962), H. 32, S. 22 u. Bd. 81 (1963), S. 158. [2] Gemeinde Strengelbach, Baugesuchsarchiv, Baugesuch 1989. [3] Angaben von Edith Huber, Sigristin, Gespräch vom 7.7.2009 (Anke Köth). [4] Kunstwerke in Strengelbach, hrsg. von Baustein Strengelbach, Broschüre 1980, o. S. [5] Reformierte Kirche Strengelbach. Kirchenpflege Zofingen (Hg.), Zofingen o.J. (1968), S. 8. [6] Reformierte Kirche Strengelbach. Kirchenpflege Zofingen (Hg.), Zofingen o.J. (1968), S. 20; zu Felix Hoffmann siehe Jochen Hesse: "Felix Hoffmann". In: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, 2011 (https://recherche.sik-isea.ch/sik:person-4025400/in/sikart). [7] Kunstwerke in Strengelbach, hrsg. von Baustein Strengelbach, Broschüre 1980, o.S.; zu Fritz Strebel siehe Uli Däster: "Fritz Strebel". In: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, 2009 (https://recherche.sik-isea.ch/sik:person-4001723/in/sikart). [8] Reformierte Kirche Strengelbach. Kirchenpflege Zofingen (Hg.), Zofingen o.J. (1968), S. 19; Uli Däster: "Roland Guignard". In: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, 2007 (https://recherche.sik-isea.ch/sik:person-4002328/in/sikart). [9] Reformierte Kirche Strengelbach. Kirchenpflege Zofingen (Hg.), Zofingen o.J. (1968), S. 19–20; zu Richard Hächler siehe Sabine Altorfer: "Peter Hächler". In: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, 2016, erstmals publiziert 1998 (https://recherche.sik-isea.ch/sik:person-4000669/in/sikart). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Literatur: | - Markus Widmer-Dean, Strengelbach. Ein Dorf und seine Geschichte, Strengelbach 2014, S. 320–321. - Reformierte Kirche Strengelbach. Kirchenpflege Zofingen (Hg.), Zofingen o.J. (1968). - Anke Köth, Kirche zwischen Feier und Alltag. Christlicher Sakralbau im 20. Jahrhundert im Aargau, Teil 2: ab 1950, in: Argovia. Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau, Bd. 124 (2012), S. 8–44. - Kunstwerke in Strengelbach, hrsg. von Baustein Strengelbach, Broschüre 1980. - Reformiertes Kirchenzentrum Strengelbach. Sonderbeilage zum Zofinger Tagblatt 22.3.1968. |
Quellen: | - Gemeinde Strengelbach, Baugesuchsarchiv, Baugesuche 1963; 1989. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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Related units of description |
Related units of description: | siehe auch: SAK-STR003 Strengelbach, Reformierte Pfarrkirche, 1966-1968 (Dossier (Spezialinventare))
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=141233 |
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