INV-STR923 Brittnauerstrasse 39, 1862 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-STR923
Signatur Archivplan:STR923
Titel:Brittnauerstrasse 39
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordwesten (2023)
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Strengelbach
Adresse:Brittnauerstrasse 39
Versicherungs-Nr.:33, 34
Parzellen-Nr.:273
Koordinate E:2637402
Koordinate N:1236107
Situationsplan (AGIS):https://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2637402&y=1236107

Chronologie

Entstehungszeitraum:1862
Grundlage Datierung:Inschrift (Supraporte)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Wohnhaus (Vers.-Nr. 33) und Scheune (Vers.-Nr. 34)
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Gasthaus, Gasthof

Dokumentation

Würdigung:Wirtshaus "Zum Kastanienbaum" mit zugehöriger freistehender Stallscheune, die beide 1862 errichtet wurden. Das bauliche Ensemble, zu dessen Situationswert auch der grosse Kastanienbaum beiträgt, prägt mit seiner prominenten Stellung an der Brittnauerstrasse das Ortsbild am nördlichen Ende des ältesten Ortsteils "Dörfli". Das Wohnhaus zeigt mit den stern- und rautenförmigen Giebelfensterchen, den zierbeschnitzen Knaggen und Pfettenköpfen sowie der kassettierten Dachuntersicht eine dekorative Fassadengestaltung mit zeittypischen Anklängen an den Schweizer Holzstil, die ihm eine baukünstlerische Bedeutung verleiht. Im Wirtshaus hat sich insbesondere im Obergeschoss im Saal und der Laube sowie im Dachstock historische Bausubstanz erhalten. Als Wirtshaus mit der ersten Postablage der Gemeinde kommt dem Gebäude zudem eine lokalhistorische Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Wohnhaus mit dem Wirtshaus "Zum Kastanienbaum" wurde gemäss der Inschrift über dem Hauseingang sowie gemäss Brandkataster 1862 für den Pintenwirt Jakob Künzli errichtet. 1863 erfolgte der vollständige Ausbau mit fünf Estrichzimmern [1]. Das Wirtshaus "Zum Kastanienbaum" diente zudem als erste Postablage der Gemeinde. Während in der südlichen Hälfte des Erdgeschosses das Restaurant untergebracht war, befand sich in der nördlichen Hälfte eine Spezereihandlung [2]. Die zugehörige freistehende Stallscheune wurde ebenfalls 1862 gebaut und ist im ersten Brandkatastereintrag beschrieben als "Scheune von Mauer, Rieg und Holz mit Schopfanbau, Ziegeldach." [3].
Nachträgliche Veränderungen an den beiden Gebäuden erfolgten beim Wohnhaus in Form eines Anbaus an der südlichen Giebelfassade, durch die teilweise Modernisierung des Innern, den Austausch der ursprünglich sprossierten Fenster sowie der Verkleidung der Obergeschosslaube mit Eternitschindeln. Bei der Stallscheune wurden den beiden Giebelfassaden zusätzliche Mauerschichten vorgeblendet.
Beschreibung:Das Wirtshaus "Zum Kastanienbaum" und die zugehörige freistehende Stallscheune befinden sich auf der Ostseite der Brittnauerstrasse am nördlichen Ende des ältesten Ortsteils "Dörfli". Beide Gebäude sind traufständig, wobei die Scheune nördlich des Wirtshauses platziert und etwas mehr von der Strasse zurückversetzt ist, so dass sich ein Vorhof bildet. Rückwärtig steht zwischen den beiden Gebäuden ein grosser Kastanienbaum.
Das zweigeschossige Wirtshaus erhebt sich über einem rechteckigen Grundriss und besitzt ein Satteldach. Seine beiden Vollgeschosse bestehen aus verputztem Bruchsteinmauerwerk; im Bereich der Giebelfelder und des Kniestocks ist es in Fachwerkbauweise ausgeführt. Die traufseitige Hauptfassade zur Strasse hin zeigt fünf Achsen regelmässig gesetzter Rechteckfenster mit steinernem Gewände und Jalousieklappläden. Die Fenster des Kniestocks sind querrechteckig. Die mittlere Achse wird im Erdgeschoss vom Hauseingang eingenommen, dem eine Treppe vorgelagert ist. Über seiner profilierten Verdachung befindet sich eine Supraporte mit dem Baujahr "1862". Die beiden Giebelfassaden weisen drei Fensterachsen in den Vollgeschossen auf und zeigen in den Giebelfeldern dekorative Fensterchen in Form von Sternen und Rauten sowie in der Mitte ein hochrechteckiges Doppelfenster. Einen besonders detailreichen Fassadenschmuck mit Anklängen an den Schweizer Holzstil bieten die zierbeschnitzten Knaggen, Pfettenköpfe, Rafenenden und die kassettierte Dachuntersicht. Rückwärtig besitzt das Obergeschoss eine geschlossene Laube.
Das Innere bewahrt seine ursprüngliche Grundrissdisposition und wird durch einen zentralen quer zur Firstrichtung verlaufenen Gang erschlossen, an den im rückwärtigen Hausteil die Treppe anschliesst. Während die Restaurant- und Küchenräume im Erdgeschoss weitgehend modernisiert sind, hat sich im Obergeschoss vor allem im Bereich des grossen Saals in der südlichen Haushälfte Ausstattung aus der Bauzeit erhalten. So zeigt der Saal mittig eine polygonale Säule mit Profilierung, eine hölzerne Täferdecke sowie die Rahmenelemente des Brusttäfers an den Wänden. Zudem hat sich ein Wandschrank erhalten. Besonders viel historische Bausubstanz bewahren die Laube und der Dachstock, in dessen Zimmern Türblätter, Täfer, Böden und teilweise die Fenster aus der Bauzeit stammen. Das Untergeschoss birgt zwei geräumige Gewölbekeller.
Die Stallscheune besitzt einen rechteckigen Grundriss und wird von einem vorkragenden Satteldach bedeckt, bei dem es sich konstruktiv um ein Kehlbalkendach handelt. Während der untere Teil der Giebelwände aus Bruchsteinen bestehen, zeigt sich darüber Fachwerk. An den Fassaden lässt sich deutlich die Nutzungsabfolge ablesen, begonnen mit dem Tenn im Süden, dann Stall, Futtertenn und Remise. Das Tenn zeigt beidseitig steinerne Radabweiser. Im Bereich des Stalls ist eine Bohlenständerwand erhalten. Die dekorativen rautenförmig aufgedoppelten Tür- und Torflügel stammen in dieser Form wohl aus dem frühen 20. Jahrhundert. An die rückwärtige Trauffassade schliesst sich im nördlichen Bereich ein Schopf unter Schleppdach an.
Anmerkungen:[1] StAAG, CA.0001/0659 (1850–1874) Vers.-Nr. 14.
[2] Widmer-Dean 2014, S. 292–293.
[3] StAAG, CA.0001/0659 (1850–1874) Vers.-Nr. 159.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Markus Widmer-Dean, Strengelbach. Ein Dorf und seine Geschichte, Strengelbach 2014, S. 292–293.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0659 (1850–1874) Vers.-Nr. 14 (Wohnhaus); 159 (Scheune); CA.0001/0660 (1875–1898) Vers.-Nr. 27 (Wohnhaus; 28 (Scheune); CA.0001/0661 (1899–1938) Vers. Nr. 33 (Wohnhaus); 34 (Scheune), Brandkataster Gemeinde Strengelbach.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=141235
 

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