Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 18th cent. |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Ländlicher Oberschichtbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Prominent an der Alten Landstrasse gelegener grossvolumiger Mauerbau mit drei Vollgeschossen und geknicktem Teilwalmdach. Die durchgehend mit stichbogigen Tür- und Fenstergewänden sowie einem Rundbogenportal ausgestatteten Fassaden verleihen dem Gebäude ein spätbarockes Gepräge. Das ehemalige Bauernhaus war vermutlich von Beginn weg stockwerkweise in mehrere Wohnungen unterteilt. Durch seine Grösse, seine Mehrgeschossigkeit und die eigenwillige Grundrissanordnung mit massiven Binnenmauern nimmt es eine besondere Stellung im Baubestand von Herznach und der gesamten der Region ein. Als langjähriger Sitz der Poststelle kommt ihm auch lokalgeschichtliche Bedeutung zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das spätbarocke Erscheinungsbild lässt zusammen mit der rauchgeschwärzten Dachkonstruktion eine Erbauungszeit im frühen 18. Jh. vermuten. Im Brandkataster von 1850 wird die Liegenschaft als "Wohnhaus mit 3 Wohnungen nebst Scheune, Futtertenn, Stall, Anbau und gewölbtem Keller" aufgeführt. Eigentümer der geschossweise aufgeteilten Wohnungen waren damals Jakob Schmid, Vater, Xaver Schmid und Jakob Schmid, Sohn [1]. Nach mündlicher Auskunft soll im Haus einst eine Buschwirtschaft bestanden haben. In den Wohnräumen des Parterres und des ersten Stocks sollen auch Posamenterwebstühle gestanden haben. Zudem war hier die erste Poststelle von Herznach eingerichtet [2]. In den 1960er Jahren wurde der grossvolumige Ökonomieteil zu Wohnzwecken umgestaltet und rückwärtig unter einem Schleppdach erweitert. Die frühere Nutzungsabfolge des Bauernhauses mit Wohnteil, Stall, Futtertenn und Tenn ist an der strassenseitigen Fassade weiterhin ablesbar. Die westliche Erweiterung des Wohnteils dürfte im frühen 20. Jh. stattgefunden haben [3]. |
Beschreibung: | Die "Alte Post" erhebt sich in ehemals zentraler Lage an der Alten Landstrasse, dem früheren Hauptverbindungsweg durch das Tal. Der behäbige, mehrgeschossig aufragende Baukörper hat seine breite Stirnseite nach Südwesten zum Dorf und die Längsfront zur Strasse gerichtet. Im Kernbereich des Hauses sind die massiven Aussenmauern mit 3 x 3 Fensterachsen besetzt. Stirnseitig markieren rechter Hand die zusammengerückten Achsen die Lage der Hauptwohnräume im Innern. Bei der westlichen Erweiterung des 20. Jh. wurden als historisierendes Element ebenfalls Stichbogenfenster, allerdings in unregelmässiger Anordnung, eingesetzt. Am ehemaligen Scheunentrakt sind der Stalleingang, das rundbogige Tennportal und Reste der runden Lüftungsöffnungen an der Heubühnenwand noch sichtbar. Anlässlich des Umbaus zu Wohnzwecken wurden in den 1960er Jahren analog zur Befensterung des Wohnteils Stichbogenlichter in die Heubühnenwand eingesetzt. Sämtliche Tür- und Festereinfassungen sind aus gelbem Kornbergstein gefertigt. Vermutlich war das Gebäude immer schon geschossweise aufgeteilt. Während die beiden unteren Etagen Wohnungen enthielten, nutzte man das zweite Obergeschoss mehrheitlich als Lager- und Abstellplatz. Die Wohnungseingänge liegen in der mittleren Achse der Strassenfront, wobei die obere Haustür über eine hölzerne Aussentreppe erreichbar ist. Die innere Erschliessung erfolgt über einen Stichgang, welcher von zwei auffallend breiten Binnenmauern begrenzt wird. Den strassenseitigen Bereich nehmen die Wohnräume ein, während auf der Hausrückseite die Küche und zwei Kammern angeordnet sind. Im stärker umgebauten Obergeschoss stand früher ein Kachelofen von 1803 [4]. Ins dritte Obergeschoss gelangt man über eine rückwärtige Laube und zusätzlich über einen Innenaufgang von der oberen Wohnung. Der Dachraum zeigt eine kräftige, rauchgeschwärzte Sparrenkonstruktion mit doppeltem liegendem Stuhl. Offensichtlich existierte zur Bauzeit des Hauses noch kein Kaminabzug, so dass der Rauch offen durch den Dachraum zog und durch die Dachhaut nach aussen gelangte. Unter dem Wohnteil erstreckt sich quer zum First ein geräumiger, durch eine Bruchsteinmauer zweigeteilter Gewölbekeller. Den strassenseitigen Teil betritt man über eine parallel zur Trauffassade geführte Aussentreppe. Der hintere Bereich, welcher ursprünglich wohl ebenfalls einen Aussenzugang besass, ist heute über einen neueren Kellerteil im westlichen Anbau erreichbar. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A. - ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Herznach 4166-5. |
Anmerkungen: | 1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0310-0312: Brandkataster Gemeinde Herznach 1850-1900. [2] Freundliche Mitteilung Martin Hartmann, Hauseigentümer (1997). Albert Schmid, "Mer luege zrugg", Herznach seit dem Jahre 1097, Herznach 1999, S. 84, 110-112, 114. [3] Gemäss Mitteilung des Eigentümers soll der Anbau von dessen Grossvater realisiert worden sein (Auskunft Martin Hartmann 1997). [4] Freundliche Mitteilung Martin Hartmann, Hauseigentümer (1997). Die datierte Ofenkachel ist heute nicht mehr vorhanden. |
Literatur: | - Albert Schmid, "Mer luege zrugg", Herznach seit dem Jahre 1097, Herznach 1999, S. 84, 110-112, 114 (Foto).
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Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv. - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0310-0312: Brandkataster Gemeinde Herznach 1850-1900. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=14246 |
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