Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1539 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Fenstersturz) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Ländlicher Oberschichtbau |
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Dokumentation |
Inschriften: | "1539" (Fenstersturz), "I 1746 K" (Kellerportal) |
Würdigung: | Der Gasthof Bären ist ein prominent in der Krümmung der Dorfstrasse gelegener, allseitig den Aussenraum definierender gestaffelter Baukörper unter geradem Satteldach. Das Haus setzt sich aus einem quadratnahen spätgotischen Kerngeviert, einer westlichen Erweiterung von 1746 und einem südseitigen Anbau zusammen. Der Kernbau von 1539 ist typologisch eng mit dem gleichzeitig entstandenen "Untervogtshaus" (Denkmalschutzobjekt HOT002) verwandt. Das skulpierte Berner Wappen am oberen Staffelfenster der Schaufront lässt vermuten, dass Untervogt Fridli Senn das Haus als Untervogts- und Zehntenhaus errichtet hat. Die 1926 entfernte traufseitige Treppenrampe mit Eingang ins Obergeschoss führte wohl zu den Speicherräumen, die sich im abgetragenen dritten Geschoss und im Dachraum des ehemals steilen Dachs befanden. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Nutzungsgeschichte Mit einiger Wahrscheinlichkeit handelt es sich beim heutigen Gasthaus "Bären" um das 1539 von Untervogt Fridli Senn errichtete erste Untervogtshaus von Hottwil [1]. Das Haus trat seine Funktion bereits in den 1590er Jahren an das heute so benannte Wohnhaus der Familie Keller ab (Denkmalschutzobjekt HOT002), welche in der Folge mehrere Untervögte stellte. Der Name "Untervogtshaus" ging daher auf deren Liegenschaft über [2]. Im späten 18. Jh. soll der Obervogt von der Schenkenburg in Thalheim das inzwischen erweiterte Gebäude bewohnt haben [3]. Zu Beginn des 19. Jh. befanden sich drei Wohnungen im Haus, welche von zwei Familien Keller und einer Familie Schaffner, ab 1829 von einer weiteren Familie Schaffner belegt wurden. In den Erdgeschossräumen betrieb Samuel Keller (1820-1881) eine Schreinerei, welche nach seinem Tod durch den Namensvetter und Verwandten Samuel Keller (1842-1918) umgebaut und ab 1882 als "Speisewirtschaft S.K.", später als "Bären" geführt wurde [4]. Er und sein Sohn Karl (1894-1983) erwarben nach und nach alle Eigentumsrechte am Haus, so dass 1926 der Ausbau zu einem Gasthaus mit Saal und Gästezimmern möglich wurde. Dem "Bären-Saal" kam bis zum Bau der Turnhalle 1958 die Funktion des Festsaals im Dorf zu. 1956 übernahm Karls ältester Sohn Ernst den Gasthof und führte ihn mit seiner Frau bis zu deren frühem Tod im Jahr 1974 . Nach verschiedenen Verkäufen wurde 1979 als Rettungsmassnahme die Genossenschaft Bären Hottwil gegründet, welche das Restaurant renovierte und heute an Kellers Sohn Gerhard und seine Frau Ester Keller-Hegi verpachtet.
Baugeschichte Das Aussehen des gotischen Kernbaus von 1539 dürfte grosse Ähnlichkeit mit dem gleichzeitig erbauten "Untervogtshaus" gehabt haben (Denkmalschutzobjekt HOT002). Man hat sich einen dreigeschossig aufragenden Mauerbau unter steilem Satteldach mit giebelseitiger Kuppelfensterfront vorzustellen, wie sie heute noch in Teilen erhalten ist. Das Erdgeschoss betrat man vermutlich ebenerdig an der Südseite durch den heute noch bestehenden, gefasten und stichbogigen Durchgang. Die Speicherräume wurden über eine aussenliegende einläufige Steintreppe mit mächtigem Unterbau erschlossen. Die hochliegende Tür war am Gewände ebenfalls gefast und stichbogig überfangen. Der inneren Erschliessung ins obere Wohngeschoss diente eine Wendeltreppe in der südwestlichen Gebäudeecke (gemäss Kurzinventar). 1746 wurde gemäss Jahrzahl am Sturzbogen des Gewölbekellers die westliche Gebäudehälfte an den Kernbau angefügt. Dabei veränderte sich der markante Bau in seinem äusseren Erscheinungsbild wie auch im Innern stark. Das dritte Geschoss mit den drei drei schmalen Fensteröffnungen wurde abgetragen (siehe Bilddokumentation). Den gesamten Baukörper überfing man mit einem neuen, schwach geneigten Satteldach. Die markante, rampenartige und geländerlos gemauerte Aussentreppe wurde abgebrochen und der südseitige Anbau mit Nebenräumen unter der durchlaufenden Traufe des Hauptbaus zusammengefasst. Das stichbogige Türgewände des Hocheingangs wurde zum Rechteckfenster umgearbeitet. Die rechte Fassadenhälfte erhielt ebenfalls eine schlichte, regelmässige Befensterung. |
Beschreibung: | Das freistehende Haus liegt gestaffelt in der Schlaufe der alten Dorfstrasse. In der Mitte befindet sich auf einer Grundfläche von 8 auf 10 Meter Kantenlänge der spätgotische Mauerbau aus dem Jahr 1539. Zwei Anbauten umgeben ihn an der Süd- und Westseite. Der westliche Anbau verfügt über einen Gewölbekeller, der am Scheitel des Rundbogenportals mit "1746" datiert und mit "IK" beschriftet ist. Der südliche Annex beherbergt Nebenräume und bestand unter einem steilen Pultdach bereits im 19. Jh. (siehe Bilddokumentation). Die als Schaufront ausgestaltete nördliche Giebelfassade des spätgotischen Mauergevierts zeigt zwei übereinander angeordnete vierteilige Staffelfenster, im Obergeschoss begleitet von einem gekehlten Zwillingsfenster aus derselben Epoche. Ein skulptiertes Berner Wappen zwischen beidseitig eingemeisselten Jahrzahlen "1539" ist farbig gefasst und ziert den Sturz des oberen Staffelfensters. Die südliche Giebelfassade ist teilweise hinter dem Anbau verborgen. Im Giebelfeld hat sich eine Luzide und im Erdgeschoss ein gefaster Rundbogendurchgang - wohl der ursprüngliche Hauseingang - erhalten. Die Trauffassaden sind heute regelmässig mit Rechteckfenstern ausgestattet. Die strassenseitige Traufe setzt über den Fensterstürzen des Obergeschosses an, wobei die gerade Dachfläche das teilweise abgetragene dritte Geschoss verdeckt. Im Innern ist das Täfer der Gaststube aus der ersten Hälfte des 20. Jh. erhalten. Das Säli im Anbau von 1746 hat die originale Balkendecke mit Streichbalken auf steinernen Konsolen bewahrt. Einfache Gästezimmer befinden sich im Obergeschoss. Im Bereich der Estrichtreppe, die von einer wiederverwendeten gestemmten Tür abgeschlossen wird, ist die Lage des alten, traufseitigen Hocheingangs noch ablesbar. Die Dachkonstruktion besteht aus einem liegenden Dachstuhl mit Windverband. Der ursprünglich viel steilere und schmalere Giebelverlauf des Gebäudes ist an der Innenseite der südlichen Giebelmauer noch ablesbar. Je ein mächtiger Keller mit Rundbogenzugang liegt in Firstrichtung unter dem Kernbau und dem westlichen Anbau. Früher war das Kellergeschoss an der Nordseite - bedingt durch die tieferliegende alte Strassenführung - praktisch ebenerdig zugänglich. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Im Folgenden nach Hottwil, 2007, S. 42, 98, 99, 100, 184, 300 f. [2] Das Untervogthaus wurde gemäss Dendrochronologie ebenfalls um 1538/39d erstellt. Bauherr war Heini Keller, welcher das Kelleramt in Mandach innehatte und in Hottwil die eine Hälfte des Säckinger Stiftsguts führte ( vgl. Räber 2002, S. 332 f., Hottwil, 2007, S. 100). [3] Gemäss Infotafel am Haus. [4] Das alte Gasthaus "Bären" stand bis 1880 nördlich des Dorfplatzes. Abgebrannt 1940 (vgl. Bauinventar HOT904). |
Literatur: | - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002, S. 332f. - Max Baumann: Hottwil, Geschichte eines Dorfes im Aargauer Jura / [Autorenteam: Max Baumann et al.], Gemeinde Hottwil 2007. |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar,Hottwil IV-11/5. |
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Related units of description |
Related units of description: | DOK-HOT839.001 Gasthaus zum Bären (=HOT901) (Dossier (Dokumentationsobjekte))
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=15591 |
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