INV-MUW906 Lindenplatz 2, 1808 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-MUW906
Signatur Archivplan:MUW906
Titel:Lindenplatz 2
Bezirk:Laufenburg
Gemeinde:Münchwilen (AG)
Adresse:Lindenplatz 2
Versicherungs-Nr.:7
Parzellen-Nr.:550
Koordinate E:2639370
Koordinate N:1265283
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2639370&y=1265283

Chronologie

Entstehungszeitraum:1808
Grundlage Datierung:Inschrift (Tenntor)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"18 X IHS G 08" (Tenntor)
Würdigung:Stattlicher, bereits im 18. Jh. nachgewiesener Bauernhof mit erhaltenem Tenntor von 1808 und Ökonomieräumen aus dem 1. Viertel des 20. Jahrhunderts. Zwischen den 1860er Jahren und 1968 wurde zusätzlich zum Landwirtschaftsbetrieb im Wohnteil eine Gastwirtschaft geführt. Im nur grundrisslich, nicht aber in seinen tragenden Teilen modernisierten Innern finden sich einerseits drei Ofenkacheln des Malers Egli von 1833, anderseits weitere Ofenkacheln eines abgegangenen Ofens mit qualitätvollen Vedutendarstellungen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Mittertennhaus bildet mit dem talseits in Firstrichtung anschliessenden jüngeren Nachbargebäude Dorfstrasse 44 (Bauinventar MUW907) eine ortsbaulich bedeutende Häuserzeile, die den Lindenplatz gegen Westen abschliesst.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Haus ist bereits im Flurplan von 1772 als südlicher Teil einer Doppelhofanlage erkennbar [1]. Damaliger Besitzer der Liegenschaft war der 1741 geborene Franz Xaver Gertiser, welcher 1808 vermutlich eine umfassende bauliche Erneuerung vornehmen liess, wie die Sturzinschrift "18 X IHS G 08" (Xaver Gertiser") am Tenntor belegt. Nach seinem Tod 1809 übernahm sein Sohn Domini (1780) den Hof und bemühte sich 1815 vergeblich um ein Pintenwirtschaftspatent. Erst sein Nachkomme Dominik (1822) baute die Buschwirtschaft in den 1860er Jahren zu einer Speisewirtschaft mit Kegelbahn aus, welche bis in die 1920er Jahre über einen kleinen Saal im Obergeschoss verfügte [2]. Dieser konnte bei Bedarf durch die Entfernung von demontierbaren Zwischenwänden hergerichtet werden. Um 1913 ist eine Modernisierung des Hauses mit einer Wertsteigerung um die Hälfte belegt. Die Anhebung und Begradigung der Dachflächen und der Bau der rückwärtigen Hocheinfahrt gehen wohl auf diese Umbauphase zurück. 1922 wird die Kegelbahn abgebrochen und es entstehen die Anbauten mit Laube an der Südseite. Die Wirtschaft bestand bis 1968, der Landwirtschaftsbetrieb befindet sich noch immer im Besitz der Familie Gertiser.
Beschreibung:Das Mittertennhaus besteht aus einem vierachsigen, hangaufwärts gegen Süden orientierten Wohnteil und einem Ökonomieteil mit Tenn und Stall. Beide Hausteile sind unter einem durchlaufenden geraden Satteldach mit traufseitig grossem, verschaltem Dachvorsprung vereinigt. Die Trauffassade des Wohnteils ist im wesentlichen unverändert erhalten und zeigt im Erdgeschoss drei breite, im Obergeschoss etwas schmalere Fensteröffnungen mit Eichenrahmen. Der Hauseingang ist tennseitig gelegen und mit der Freitreppe im Stil der 1950er Jahre gehalten. Eine fast vollflächige, mit Lüftungsschlitzen durchbrochene Brettverschalung reicht am Ökonomieteil bis auf die mit Ziegelsteinen gemauerten Stallwände und spart nur das hohe Tenntor von 1808 aus. Dieses besteht aus einem hölzernen Rechteckgewände mit gerundeten Knaggen, welche den Sturzbalken in eine gedrückte Bogenform bringen. Die Torflügel mit horizontaler Bretterschalung und zentralem Mannstürli schmückt ein Sonnenradmotiv.
Über die ganze südliche Giebelfront des Wohnteils läuft ein ortstypischer offener Laubenanbau unter Pultdach, welcher auf Holzpfosten ruht und von einem Staketengeländer abgeschlossen wird. An dieser Hausseite befand sich früher der offene Bachlauf des Oberen Grabens und später eine zur Gastwirtschaft gehörende Kegelbahn.
Der Wohnteil ist mit einem durchlaufenden Gang erschlossen, an welchem auch der Treppenaufgang ins Obergeschoss liegt. Strassenseitig finden sich die Stube und Nebenstube, welche heute mit der ehemaligen Küchenkammer zu einem grossen L-förmigen Wohnzimmer vereint sind. Ein jüngerer Kachelofen beheizt den Raum, in die Wand darüber sind drei Ofenkacheln des Vorgängerofens mit sepiafarbenen Vasendarstellungen des Malers Egli (datiert 1833) eingelassen. Weitere Kacheln mit qualitätvollen blauen Veduten aus der 2. Hälfte des 18. Jh. finden sich ebenfalls im Wohnzimmer, wo sich früher die Gaststube befand. An der originalen Dekenbalkenlage ist an Brandlöchern erkennbar, wo früher Petroleumlampen über den Tischen hingen. Das modernisierte Obergeschoss erhielt bei einem Umbau einen Mittelgang mit beiderseitigen Zimmern. Ein grosser Gewölbekeller liegt quer zum First unter dem Wohnteil und ist vom Gang aus zugänglich.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Münchwilen 2006, S. 46, "Geometrischer Plan über den Steiner Bann", 1772.
[2] Münchwilen 2006, S. 117 ff.
Literatur:- Linus Hüsser, Patrick Bircher, Marlies Meier, Mirijam Wullschleger, Elmar Meier: Münchwilen im Fricktal. Einwohnergemeinde Münchwilen, 2006.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=15623
 

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