INV-GIO907 Steinspeicher bei Landstrasse 16, 1600 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-GIO907
Signatur Archivplan:GIO907
Titel:Steinspeicher bei Landstrasse 16
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht (2011)
Bezirk:Laufenburg
Gemeinde:Gipf-Oberfrick
Adresse:Landstrasse 16
Versicherungs-Nr.:33
Parzellen-Nr.:1690
Koordinate E:2642714
Koordinate N:1261225
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2642714&y=1261225

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1600
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Speicher

Dokumentation

Würdigung:In seiner Erscheinung und Substanz weitgehend original erhaltener spätgotischer Kornspeicher der Zeit um 1600, der als einer der letzten Vertreter der früher wohl verbreiteten Gattung überkommunale Bedeutung als ländliches Baudenkmal erlangt. Das in den Holzsturz des Kellereingangs geschnitzte Kielbogenmotiv des gemauerten Speichers weist in die Zeit um 1600 oder ins frühe 17. Jh. Damit zählt der Speicher von Gipf-Oberfrick zusammen mit zwei Speichern in Hornussen (Bahnhofstrasse 82; 1540d) und Ueken (Oberdorfstrasse 10; 1550/60d) zu den ältesten ländlichen Bauzeugen der Region [1].
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Anlage der Speichereingänge auf der vom Wohnhaus abgewandten, nördlichen Seite gibt zur Vermutung Anlass, dass der Kleinbau ehemals zu einer nördlich gelegenen, inzwischen abgegangenen Liegenschaft gehörte. Auf dem Fricktaler Bannplan von 1772/83 ist die frühere Situation mit einem parallel zur Müligass gestellten länglichen Baukörper denn auch nachvollziehbar. Das heute bestehende zugehörige Bauernhaus Landstrasse 16 wurde erst wesentlich später, in der Zeit um 1850, als Neubau auf freiem Grundstück realisiert.
Mit den rundum massiven Umfassungsmauern, den Tür- und Fensteröffnungen, der Kellerdeckenbalkenlage mit Schiebeboden sowie Resten der Dachkonstruktion hat das Speichergebäude wesentliche Bestandteile der originalen Bausubstanz bewahrt. Von den Öffnungen stammen mit Sicherheit der rechte Kellereingang mit dem Kielbogenmotiv sowie der linke, obere Speichereingang aus der Bauzeit. Demgegenüber dürfte es sich beim linken Kellereingang und bei der rechten oberen Speichertür um nachträgliche Zutaten handeln, welche wohl in Zusammenhang mit einer Nutzungsaufteilung des Gebäudes entstanden sind. Eine Backstein-Binnenwand im Keller kann als deutliches Indiz für eine nachträgliche Raumteilung geltend gemacht werden. Im oberen Speicherraum hingegen bestehen trotz der Doppelerschliessung keine offensichtlichen Hinweise auf eine ehemalige Unterteilung.
An jüngeren baulichen Veränderungen sind die Anhebung und Begradigung der Dachflächen, verbunden mit einer teilweisen Erneuerung der Dachkonstruktion, zu vermerken. Ebenso sind die Deckenbalkenlage des oberen Speichergeschosses entfernt und durch Eisenträger ersetzt worden.
Der Speicher erscheint im Brandkataster von 1850 als "Speicher von Stein, ein Stock hoch, mit zwei Tremkeller und Ziegeldach". Es werden zwei Besitzer angegeben, nämlich Johann Baptist Hollinger und Josef Zündel.
Beschreibung:Das kleine Speichergebäude ist ein massiver Mauerbau über nahezu quadratischer Grundfläche. Auf einem halbgeschossig ins leicht abfallende Gelände eingetieften Kellersockel erheben sich das Speichergeschoss und ein kniestockartig ausgebildetes Dachgeschoss. Die nördliche Trauffassade weist je zwei Zugänge in den Keller- und den Speicherbereich auf. Jeweils ein Eingang scheint nachträglich ausgebrochen worden zu sein, nämlich der linke, östliche zum Keller und der recht, westliche zum Speicherraum (behelfsmässig eingefügte Türgewände aus Nadelholz). Die Türgerichte der beiden anderen, als original einzustufenden Eingänge hingegen sind aus Eichenholz gefertigt. Am kräftig ausgebildeten Sturzholz des westlichen Kellereingangs ist ein schwungvoller Kielbogen ("Eselsrücken") eingekerbt. Der östliche Speichereingang ist eine einfache Rampe erreichbar, die Erschliessung der westlichen Speichertür ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Im Gegensatz zur nördlichen Eingangsfront weisen die übrigen drei Fassaden nur sehr spärliche, schartenartige Wandöffnungen auf.
Der Kellerraum ist durch eine quer zum First verlaufende, wohl nachträglich eingezogene Backsteinmauer zweigeteilt. Im westlichen Teil ist eine kräftige, urtümlich anmutende Deckenkonstruktion mit kräftigen Eichenbalken und Schiebeboden erhalten (ein Eichenbalken gebrochen). Das darüber liegende Speichergeschoss umfasst trotz der zwei Zugänge einen ungeteilten Raum. Die ehemalige Balkendecke ist durch Stahlträger ersetzt worden. Vom Speicherraum führt eine Innentreppe in den offenen Dachraum. Von der ursprünglichen Konstruktion sind hier noch die in die Giebelmauern eingelassenen Dreieckstreben, ein Kniestockgerüst und im Mauerwerk steckende Reste der alten Sparrenlagen vorhanden. Die bestehenden Dachhölzer wie auch der Dachbelag aus Falzziegeln dürften aus dem 20. Jh. stammen, als die ehemals geknickte Dachfläche angehoben und begradigt worden ist. Als bemerkenswertes Detail aus der Bauzeit des Gebäudes hat sich an der Aussenwand zwischen den beiden Speichereingängen eine spitzgieblige Lichtnische erhalten. Das baugeschichtlich interessante Kleingebäude soll bauarchäologisch untersucht und einer dendrochronologischen Altersbestimmung unterzogen werden (zuständig Christoph Reding, Kantonsarchäologie).
Anmerkungen:[1] Vgl. Räber 1996, S. 373; Räber 2002, S. 399.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Räber, Pius. Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Band 1, Basel 1996.
- Räber, Pius. Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Band 2, Basel 2002.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0306-0308: Brandkataster Gemeinde Gipf-Oberfrick, 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=16503
 

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