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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1582 |
Grundlage Datierung: | nicht erhaltene Sturzinschrift |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Ländlicher Oberschichtbau |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2011 |
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Dokumentation |
Würdigung: | Spätgotisches Wohnhaus mit umsichtig restaurierter, spurenreicher Giebelfront und angebauter zeitgleicher Scheune. Der an seiner Traufseite im 19. Jahrhundert neu fassadierte Wohnteil wurde 1913 zulasten des Stalls um eine Fensterachse erweitert. Der doppelte liegende Dachstuhl aus dem Jahr 1603, welcher über 12 Meter stützenfrei den Wohnteil überspannte, musste bei der Sanierung des Hauses ersetzt werden. Der Kopfbau nimmt an der Brücke zur unteren Mühle (Bauinventar GIO903) und als erstes Haus der geschwungenen Bauzeile entlang des Bachlaufs eine herausragende Stellung im Ortsbild des Unterdorfs ein. Zusammen mit dem Haus Trottgasse 1 (Denkmalschutzobjekt GIO05), dem abgegangenen Haus Unterdorf 15, der Mühle und dem dahinterliegenden Reimann-Haus (Bauinventar GIO9..) gehört es zum Kernbestand des historischen Mühlenbezirks von Gipf aus dem 16./17. Jahrhundert. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Eine nicht erhaltene Inschrift am Haus enthielt gemäss Angabe des Versicherungsamts die Jahrzahl "1582" und gab damit ein mögliches Baudatum an [1]. Zunächst wies der Wohnteil eine asymmetrische Giebelform mit zweigeschossiger Südostfassade und eingeschossiger Rückfront auf. Die Scheune mit mittigem Tenn und seitlichen Ställen schloss unter deutlich niedrigerem First an das Wohnhaus an. "Matthä Mettauer" liess im Jahr 1603 den rückwärtigen Teil des Wohnhauses auf zwei Geschosse aufstocken und die Dachkonstruktion in heutiger Höhe neu errichten. Die Scheunenfront wurde ebenfalls aufgestockt und ihr First an jenen des Wohnteils angeglichen. Aus dieser Bauphase kam unlängst ein als Türschwelle wiederverwendeter Steinsturz mit Inschrift "1603" zum Vorschein. Im 19. Jahrhundert erhielt die Fassade des Wohnteils regelmässig angeordnete Rechteckfenster mit Gewänden aus Kornbergstein. 1913 wurde der Wohnteil um eine Fensterachse mit hohen Fenstern gegen Südwesten vergrössert, dies auf Kosten des angrenzenden Stalls. In der Giebelfassade wurden drei Fensteröffnungen im Obergeschoss ausgebrochen und im Innern ein neuer Kachelofen eingebaut. Nach diesem letzten grossen Umbau kam die Liegenschaft in die Hände der Familie Schaffner, die es mehrere Generationen lang bewohnte. Die unlängst fertiggestellte Sanierung und bauhistorische Untersuchung des auf drei Parzellen aufgeteilten Hauses erfolgte bis 2008 durch den heutigen Eigentümer und Bauernhausforscher Werner Fasolin. An der Giebelfassade wurden die alten Fenster- und Rauchabzugsöffnungen freigelegt, farblich betont, aufgrund vorgefundener Bemalungsfragmente rekonstruiert und damit die Baugeschichte ablesbar gemacht. Im Innern mussten Teile der Balkenlagen und die gesamte Dachkonstruktion ausgetauscht werden. |
Beschreibung: | Im Zentrum des Mühlequartiers gelegener dominanter Kopfbau mit hochaufragendem, am Fuss geknicktem Dach und vielgestaltig befensterter Giebelfront. Die zweigeschossige Trauffront zeigt beidseits des mittigen, klassizistisch verdachten Eingangs je drei Achsen regelmässiger Rechteckfenster aus zwei Bauphasen. Unter niedrigerem First schliesst die bauzeitliche Scheune mit gefastem Tenntorbogen und Stall an. An der Stallfront hat sich das breit gefaste Rundbogenportal (teilweise rekonstruiert) erhalten. Es wurde anlässlich der Sanierung durch ein zierliches spätgotisches Fenster in Zweitverwendung ergänzt [2]. Auch das Mauerwerk der Giebelfront des Wohnteils bewahrt mit seinen gekehlten Fenstergewänden an drei Geschossen spätgotische Substanz und zeigt mit zwei dreieckigen Rauchabzugsöffnungen die frühere und heutige Lage des Firsts an. Die Fenster des Vorder- und Hinterhauses lagen auf verschiedener Höhe. Die Neufassadierung des 19./20. Jh. brachte dann die drei neuen Rechteckfenster des 1. Obergeschosses auf gleiche Höhe. Das Innere wurde unter Einbezug der noch funktionstüchtigen Bauteile modern ausgebaut. Für die Deckenbalkenlagen kamen teilweise Hölzer aus abgebrochenen Bauten zur Wiederverwendung. Die alte stützenlose Dachkonstruktion bestand aus einem doppelten liegenden Stuhl, welcher bei der Sanierung aus Kostengründen ersetzt wurde. Als Seltenheit im Kanton Aargau kam im Erdgeschoss der Rest eines Brotbackofens zum Vorschein, welcher wie ein Rucksack an der rückwärtigen Aussenwand hing. Zudem wurden in Anhydrit-Kunststein gegossene Fenstergewände und Bodenbeläge von 1582 entdeckt, welche technikgeschichtlich von grosser Bedeutung sind. |
Anmerkungen: | [1] Baugeschichte gemäss Fasolin 2008. [2] beim Abbruch des "Jakoblihauses" in Kaiseraugst (16. Jh. (d), heute Neubau Gemeindeverwaltung) gerettet. Freundliche Mitteilung Werner Fasolin. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Literatur: | - Werner Fasolin, Das Schaffner-Haus: Schmuckstück in der Gipf. In Usem Dorf, Dorfzeitung der Gemeinde Gipf-Oberfrick, September 2008, Nr. 3, 22.Jahrgang. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=16764 |
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