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DSI-BRG056 Antonigasse 4, Muri-Amthof, Turm mit Verbindungsgalerie und Zehntenscheune, Keine Angabe (Dossier (Denkmalschutzinventar))
Ansichtsbild: |
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Typologie |
Nutzung (Stufe 1): | Öffentliche Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Zehntenscheune |
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Schutz / Status |
Kantonale Unterschutzstellung (DSI): | 8/4/2003 |
Kategorie Inventar Kulturgüterschutz: | A (nationale Bedeutung) |
Kantonaler Schutzumfang: | Integral |
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Dokumentation |
Entstehungszeitraum: | No information given |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Früheste urkundliche Erwähnung 1367 "Umb die halden nid dem huse ze Bremgarten". 1399 erwirbt das Kloster Muri von Kunzmann von Seengen "die hofstatt ze Bremgarten in der statt an dem swinmergt gelegen mit der hofstatt davor, mit der hofstatt danebend und der haldn dahinder", womit das heutige Gesamtareal vermutlich fast komplett war. Wohl bald danach Errichtung des Amtshauses, bezeugt seit dem frühen 15. Jahrhundert (nach Schodoler eine würfelförmiger Mauerbau unter abgewalmtem Satteldach). Kurz nach 1419, so Pfyffer (o. Quellen!), "kaufte [das Kloster] in derselben Gasse noch einen Speicher und richtete sich im Amthofe aufs wohnlichste ein". 1575 Errichtung der Zehntenscheune (am Platz des Speichers? Abbruch und Neubau? Erstbau?). 1780/81 Vergrösserung und Renovation der Zehntenscheune durch Maurermeister Kaspar Zubler von Bünzen. 1838 Verkauf an Fürsprech und Stadtammann Maurer, seit 1870 Fam. Meyer. Nach Pfyffer sei die Scheune "grösstenteils" niedergebrannt und "in einer von der früheren etwas veränderten Form wieder aufgebaut" und unter Meyer-Weidenmann gegen 1880 in eine Strohbleicherei umgewandelt worden, wobei aus dem Text nicht hervorgeht, ob der Brand unter dem Vorbesitzer oder zur Zeit der Strohbleicherei stattgefunden hat. 1899–1901 Gesamtrenovation durch Architekt Richard Michel, Frankfurt/Oder. Die oblonge Scheune wurde um knapp die Hälfte verkürzt, überformt und innen neu ausgebaut und auf dem gewonnenen Areal über der Reusshalde ein Aussichtsturm erstellt, der über einen brückenartigen Laufsteg, ein kleines Zwischentürmchen und einen zweigeschossigen neugotischen Hallentrakt mit Wintergarten zum Hauptbau in Verbindung steht. 1986 I- und A-Rest. des Verbindungstraktes (mit Teilersatz der Masswerke), 2000 Aussenrestaurierung der Zehntenscheune. |
Beschreibung: | Zehntenscheune. Bei Schodoler nicht genau zu bestimmen, bei Stumpf ein querrechteckiger Giebelbau gleicher Orientierung wie der Amthof, der Ostgiebel als Brandmauer zur anschliessenden Häuserzeile an der Antonigasse, ebenso bei Merian mit Pultdachanbau an der westlichen Giebelseite, auch Perignon (wie beim Amthof mit Giebellaube auf Schrägstützen) und Graff (Ansicht von Osten) zeigen den Bau so. Bei Mayer stimmen lediglich Geschossigkeit und Baukubus; Grösse und Ausrichtung verzeichnet, darüber vermerkt: "Spicher übel copiert da er vil höcher ist". Interessant an der Traufseite zur Antonigasse ein Abtstab zwischen Wappenpaar Muri und ? (könnte als springender Hund des Abtes Hieronymus Frey, Bauherr von 1575, gelesen werden. Rahns Sepia – proportional etwas gestelzt – zeigt den Giebelbau von ungefähr gleicher Höhe und Ausrichtung wie der Amthof, zum Fluss mit diesem fluchtend und bis knapp Sohlbankhöhe des 1. OG mit einer Mauer verbunden. Zwischen 1. und 2. OG ein Muriwappen und ein leergelassenes Wappenpaar von Mitra überhöht. Eine Konsolenreihe am Giebelfuss verleiht der Darstellung von Perignon Glaubwürdigkeit. Eine Photographie der Reussseite aus dem Ende des 19. Jh. zeigt den Bau dreigeschossig, das 2. OG mit Stichbogenfenstern (von 1780/81?), das Dach gestuft und laubenartig geöffnet (vermutlich auch gegen Westen und Norden), darüber als Dreiseitwalm gegen den Amthof ausgebildet (grosser flacher Walm, First auf die Hälfte reduziert). Es bleibt unklar, ob es sich dabei um den in der Form "etwas veränderten" Wiederaufbau nach dem Brand handelt. Äusseres.Michel übernimmt die nördliche Hälfte des dreigeschossigen Mauerbaus, belässt zu Antonigasse und Hof weitgehend die Stichbogenfenster und fügt eine neue Stichbogenöffnung mit Türe und seitlichen Fenstern im 1. OG hinzu. In der neuen zurückgesetzten Südwand dürften neben neuen Fensterformen (namentlich je ein Zwillings- und Drillingsfenster mit Stichbögen und ein gekuppeltes Halbrundfenster) einige Spolien wieder verwendet sein, Das über der verkleinerten Grundfläche neu errichtete Dach atmet die Mittelalterromantik der Jahrhundertwende: Der Brandmauergiebel wird analog dem Amthof zum Stufengiebel resp. dessen Fortsetzung bis zum Turm zur Zinnenmauer. Der schon auf der historischen Photographie durch einen Walm ersetzte Westgiebel mag angeregt haben, die Hauptausrichtung des Gebäudes zu drehen und über den westlichen drei Vierteln der Nord- und Südseite ebenfalls Stufengiebel zu errichten. Das Haus wird damit neu interpretiert als rechtwinklig zum Amthof stehender, und mit diesem die Wirkung des Hofbereichs verstärkender Rahmen. Ursprünglich naturbelassener, heute weiss gestrichener Besenwurfverputz von 1900; am Südgiebel Sonnenuhr mit lachender Sonnenmaske in Strahlenkranz umgeben von den Tierkreiszeichen, darunter die Ziffernfolge spruchbandartig als Putzfeld. Inneres. EG: Östlich Stallung (heute Garage) mit Treppe zum 1. OG und Durchgang zu Geräteraum, westlich der Zugang zu Haus und Treppenhaus, Waschküche und Plätteraum und Stichgang zu einer Wagenremise. Im 1. OG über Stall und Geräteraum ein "RAUM FÜR SAMMLUNGEN ALS FEUERSICH. MAGAZIN VERWENDBAR" (deshalb die Fenstertüre zur Antonigasse als Aufzugöffnung), westlich ein Längskorridor mit Abort "KAMMER", "KÜCHE" und "STUBE DER GÄRTNERWNG.". Im 2. OG abgeschlossenes Treppenhaus, kleines quadratisches "V.Z." (=Vorzimmer, Gang), das drei "WOHNZ." und "KÜCHE" mit "SP.K." (Speisekammer) erschliesst. Auf halber Höhe zum zweigeschossigen Dachboden die in der Höhe versetzten Fenster für Treppenhaus und Abort. Turm. Zeitgleich mit Teilabbruch und Neugestaltung der Zehntenscheune oder wenig später wurde mit dem Bau des Turms begonnen. Dieser übernimmt auf Ost- und Südseite in voller Höhe das Mauerwerk der Südostecke der Zehntenscheune. Auf einer Fläche von etwa 4 x 4 m erhebt sich der schlanke fünfgeschossige Turm mit unregelmässigem Eckverband und einzelnen romantisierend aus der Putzfläche vorstehenden Mauerwerksteinen. Zugänge im EG west- und nordseitig (vom Hof) zu kreuzrippengewölbtem Raum, im 1. OG west- (vom Zwischentrakt) und nordseitig (von der Zehntenscheune über L-förmige verglaste Laube) zum Treppenaufgang (im Beschrieb "eine sehr bequem begehbare Holztreppe"); spärliche Befensterung auf die oberen Geschosse konzentriert, zum Amthof im 3. und zur Reuss im 4. OG (im Beschrieb als "holzvertäfeltes Söllerzimmer" bezeichnet) je ein schmaler Laubenaustritt auf steilen Streben und unter ebensolchen Dächlein. Über allem ein äusserst steiles Walmdach mit kurzem O-W-laufendem First mit Kugelknäufen und Wetterfahnen, Ost- und Westseite lassen mansardartig herabgezogen ein flach schliessendes Giebelgeschoss ("Auslugzimmer") mit Zierfachwerk frei. Dem Mansardbereich entwachsen übereck gestellte erkerartige Türmchen mit Spitzhelm, Kugel und Fähnchen. Walmdach und Lauben mit farbig glasierten Ziegeln in Zickzackmuster gedeckt. Der Turm ist heute Wahrzeichen des Städtchens wie sein formales Vorbild, der Zytturm in Zug. Verbindungsgalerie. Als letztes bezog Michel die Amthof und Zehntenscheune verbindende nachmittelalterliche Wehrmauer mit Schlüssellochscharten (vgl. Rahn und Photographie vor 1900) in den Bau des neuen Zwischentraktes ein. Sie bestimmt die Länge des zweigeschossigen, etwa 4,5 m breiten Mauerbaus aus Bruchstein mit Flachdachterrasse (im Plan "SÖLLER" genannt) und Zinnenbrüstung und ist mit einem naturbelassenen Anwurf verputzt. Der Wintergarten (im Plan als "HALLE") im EG zum Hof kreuzgangartig mit drei gekuppelten Spitzbogen, der östliche als Zugang, die beiden westlichen mit phantasievollem vierbahnigem Masswerk vorwiegend spätgotischer Prägung. In den Bogenzwickeln leere Tartschenschilde. Das OG ( im Plan "PFLANZENHALLE") öffnet sich beidseitig mit drei engstehenden dreiteiligen Stufenfenstern über durchlaufender Sohlbank; im Innern Kreuzgratgewölbe zwischen Gurt- und Schildbogen, die auf Dreiviertelsäulen mit sockelartigen Achteckbasen ruhen. Flachschnittmotive, eine Schildbinde und prismatische Vorlagen setzen die Basen fort und geben das Säulenrund erst auf Sohlbankhöhe frei. Facettierte Auflagen bereiten wiederum auf das sattelholzartige Kapitell vor, das seitlich gewändeartig mit Fase, Kehle und Wulst ausgebildet, zum Raum aber profillos gerade geschnitten ist. Diesem Bauteil schliesst in gerader Flucht ein längsrechteckiges, dreigeschossiges, hofseitig gerundetes und wehrhaft wirkendes Türmchen mit kombiniertem Kegel-/Pyramidendach mit farbig glasierten Ziegeln an, dessen Wendelstein von allen Geschossen des Zwischentrakts erschlossen ist. Im 1. OG schwingt, von einem Stichbogen getragen, wehrgangartig ein Laufsteg zum Turm hinüber, hofseitig geschlossen, zum Fluss mit einer Zinnenbrüstung versehen und bedacht. (Im Plan und auf frühen Photos nach der Fertigstellung ohne Dach und mit offenem Balkengeländer zum Hof vorgesehen.) Optisch übernimmt das Türmchen zusammen mit dem Brückensteg die Funktion eines Vorwerks, wird auf Grund der analogen Mauerwerksgestaltung mit dem Turm zusammen gelesen und nimmt an der Reussfassade genau den Platz des abgegangenen Scheunenteils ein. Der südwestliche Scheunenbereich wurde vor dem Neubau vollständig abgetragen (vgl. Plan, Baubeschrieb und Photo zur Bauzeit). |
Quellen: | – Bilderchronik des Schultheissen Werner Schodoler, um 1514. – Eidg. Chronik des Johannes Stumpf, 1548. – Matthäus Merian, Topographia Helvetiae, 1654. – Pater Leodegar Mayer, Muri-Amthof von NO, Federzeichnung, um 1750. – Perignon, "peintre du Roi", 1776/77. – Jacob Joseph Clausner, Bremgarter Gesellenbrief, Kupferstich, um 1770/80. – F. Graff, Bleistiftzeichnung und Sepia, 1832/33. – Johann Rudolf Rahn, Muri-Amthof von Südwesten, Sepia, 1859. |
Literatur: | - E. Pfyffer. Der Muri-Amtshof in Bremgarten, in: Unsere Heimat, 2. Jg. 1928, S. 78-80. - Das Bürgerhaus im Kanton Aargau, Zürich 1924, S. XLI, Tf. 75. - Peter Felder, Die Kunstdenkmäler des des Kantons Aargau, Bd. 4, Basel 1967, S. 140-150. – Deutsche Bauzeitung XXXVII. Jg., Nr. 47, 13. Juni 1903, S. 297. – Rolf Meyer. Bremgarten, die türmereiche Stadt: zum Bau des Amthofturmes, in: Bremgarter Neujahrsblätter 2001, S. 37-43. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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