INV-HOR919 Bahnhofstrasse 86, 1700 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-HOR919
Signatur Archivplan:HOR919
Titel:Bahnhofstrasse 86
Bezirk:Laufenburg
Gemeinde:Hornussen
Adresse:Bahnhofstrasse 86
Versicherungs-Nr.:86A, 86B
Parzellen-Nr.:246 (Hausteil B); 882 (Hausteil A)
Koordinate E:2647022
Koordinate N:1261092
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2647022&y=1261092

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1700
Grundlage Datierung:Einschätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Firstparallel geteiltes Doppelbauernhaus aus der Zeit um 1700, dessen äusseres Erscheinungsbild, bauliche Grundsubstanz und innere Raumstruktur weitgehend unverändert erhalten sind. Unmittelbar bei Kirche und Pfarrhaus gelegen, nimmt der grossvolumige Baukörper eine wichtige Stellung im Ortsbild von Hornussen ein. Eigenwillige Nutzungskonstellation mit ebenerdigen Gewölbekellern in einem Verbindungstrakt zur Kirchhofmauer hin. An der Giebelmauer des Wohntrakts ablesbare Baufugen belegen zusammen mit archäologischen Grabungsbefunden und zahlreichen Ofenkachel-Fragmenten eine vielschichtige, weit zurück reichende Baugeschichte.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Im Sommer 1988 durchgeführte Grabungen der "Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde" zusammen mit der Kantonsarchäologie haben jungsteinzeitliche und römische Einzelfunde zutage gefördert. Innerhalb des bestehenden Hausgrundrisses konnten Spuren eines kleineren, vermutlich hölzernen Vorgängerbaus aus dem 14./15. Jh. in Form von Schwellbalkennegativen nachgewiesen werden. Ein erster Steinbau dürfte ins 16. Jh. datieren, eine südöstliche Erweiterung hat vermutlich im 17. Jh. stattgefunden. Zahlreiche Ofenkachelfunde aus dem 16. und 17. Jh. – teils von hochstehender, reich verzierter Machart – lassen eine begüterte Bewohnerschaft herrschaftlicher oder städtisch-bürgerlicher Herkunft vermuten [1]. Um 1700 erhielt das Gebäude seine heute bestehende Form als bäuerlicher Vielzweckbau. Schichtfugen im nordwestlichen Giebelfeld legen die Vermutung nahe, dass dabei ältere Bauteile in die Umfassungsmauern einbezogen wurden
Beschreibung:Das grossvolumige Gebäude erhebt sich nordöstlich des Kirchhofareals als zweigeschossiger Mauerbau unter steilem, geknicktem Satteldach. Durch seine prominente Stellung und die giebelseitige Ausrichtung zur Bahnhofstrasse unterscheidet es sich sichtlich von der eher kleinmassstäblichen, traufständigen Zeilenbebauung der Umgebung. Der rundum gemauerte Wohnteil ist mit zwei traufseitigen Eingängen sowie mit hochrechteckigen Einzelfenstern in teils regelmässiger, teils unregelmässiger Anordnung besetzt. Schön einsehbar ist der aus Kalkbruchsteinen gefügte Mauerverband an der Trennwand von Wohn- und Ökonomieteil. Regelmässig eingesetzte hölzerne Konsolen dürften hier als Auflager für eine Oberten gedient haben (heute nicht mehr bestehend). Ohne erkennbare Baufugen setzt sich der Mauerverband im Scheunenbereich fort und schliesst kirchhofseitig mit einer über die gesamte Haustiefe verlaufenden Stirnmauer ab. Weniger homogen erscheint das Giebelfeld am Wohnteil, sind hier doch Reste eines älteren, schmaleren Steinbaus mit niedrigerer Firsthöhe erkennbar. Über dem Baukörper erstreckt sich ein rauchgeschwärztes Dachgerüst mit liegendem Stuhl und gezapften Kopfhölzern. Die Konstruktion dürfte aus der Bauzeit des Hauses um 1700 stammen. Bearbeitungsspuren an verschiedenen Hölzern deuten darauf hin, dass man auf verschiedene Hölzer in Zweitverwendung zurückgegriffen hat.
Das Gebäude ist als Mittertennhaus konzipiert. Die Aufteilung der beiden Wohnhälften erfolgt paritätisch unter dem First. Jeder Wohnteil umfasst eine Küche und eine stirnseitige Stube im Parterre sowie zwei Schlafkammern im Obergeschoss. Die Hauptzugänge befinden sich an den beiden Traufseiten, und zusätzlich führt jeweils ein zweiter Zugang vom Tenn in die Küche. Der weniger erneuerte südliche Wohnteil zeigt noch Reste einer alten Herdstelle mit ehemals offener Rauchhurd, ebenso ein steinerner Schüttstein mit Ausguss an der Aussenwand. In die Trennmauer zur Scheune eingelassen ist eine kleine Fensteröffnung mit hölzernen Gitterstäben. Die Stube weist noch die bauzeitliche Balkendecke mit eingenuteten Brettern auf. Der güne Kachelofen mit Sitzkunst dürfte aus dem früheren 19. Jh. stammen (Ofen neu aufgesetzt). Im nördlichen, heute bewohnten Hausteil steht ein brauner Kachelofen von 1935. Als Besonderheit weist der gesamte Wohnteil keine Unterkellerung auf.
Südöstlich zur Friedhofmauer hin schliesst an den Hauptbaukörper ein ebenfalls gemauerter Annexbau unter etwas niedrigerem First an. Dieser enthält zwei tonnengewölbte Keller, wobei der strassenseitige exakt ebenerdig angelegt und der rückwärtige leicht eingetieft ist. Hier soll früher ein Durchgang zur Friedhofmauer bestanden haben [2].

Inventarergänzung 2019 (P.R.)
Anlässlich von Renovationsarbeiten wurde 2015 eine dendrochronologische Altersbestimmung von zwei Einzelhölzern im Ökonomieteil vorgenommen (Schwelle, Ständer). Daraus haben sich Hinweise ergeben, dass die Kernkonstruktion des Ökonomieteils von 1640/41 stammen könnte (Dendrochronologischer Bericht Raymond Kontic, Basel vom April 2015).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Vgl. Wälchli 1991.
[2] Freundliche Mitteilung des Hauseigentümers (2010).
Literatur:- David Wälchli, Archäologie im Dorfe, in: Hornussen, Hrsg. Gemeinde Hornussen, Hornussen 1991, S. 31-32, 107 (Abb.), 109 (Abb.).
- David Wälchli, Eine Ofenkachel mit Christkinddarstellung aus Hornussen, in: Vom Jura zum Schwarzwald, 71. Jg., 1997, S. 7-12.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=2248
 

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