Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1800 |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerliches Wohnhaus |
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Dokumentation |
Würdigung: | In der Tradition eines Tätschhauses stehendes Doppelwohnhaus aus dem 18./19. Jh. mit unterschiedlich ausgebildeten Dachformen der beiden Hausteile, was auf eine komplexe Baugeschichte zurückzuführen ist. Am östlichen Hausteil liegt die Fleckling-Ständerkonstruktion frei, während sie am westlichen Hausteil von einem Holzschindelschirm bedeckt ist. Die Fassadengestaltung zeugt mit den symmetrisch angeordneten Fenstern, den Klebdächern an den Stirnseiten und den halbkreisförmigen Lüftungsöffnungen in den Giebelfeldern von einer biedermeierlichen Überprägung. Mit seinem gut erhaltenen äusseren Erscheinungsbild und seiner Lage im Dorfkern kommt dem länglichen Baukörper eine grosse Bedeutung im Ortsbild zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das Doppelwohnhaus Sinserstrasse 5/7 gehörte zu einem in Getrenntbauweise konzipierten Gehöft, dessen Ökonomiegebäude - eine freistehende Stallscheune mit giebelseitiger Hocheinfahrt und ein Waschhaus - sich auf der gegenüberliegenden Strassenseite befunden haben. Von seiner architektonischen Erscheinung her steht das Wohngebäude in der Tradition der Tätschhäuser. Dieser altehrwürdige Innerschweizer Haustypus, der auch im südlichen Freiamt verbreitet war und heute nur noch in wenigen Exemplaren überliefert ist, zeichnet sich durch ein flach geneigtes, ehemals mit steinbeschwerten Legschindeln bedecktes Rafendach aus [1]. Das hier behandelte Gebäude figuriert als langgestreckter Baukörper schon auf der um 1840 entstandenen Michaeliskarte (siehe Bilddokumentation). Es ist jedoch nicht zweifelsfrei als Tätschhaus zu identifizieren, da es im ersten überlieferten Brandkatastereintrag von 1850 als ein "zweistöckiges Wohnhaus mit Tremkellern von Holz unter Ziegeldach" beschrieben wird. Vermutlich erfuhr das Gebäude bereits vor 1850 einen Umbau der Dachkonstruktion, der wohl mit dem Wechsel des Bedachungsmaterials von Schindeln auf Ziegel erfolgte. Ein mögliches Umbaudatum wäre 1841, bezeugt durch eine Kachelofeninschrift im westlichen Hausteil. Für einen Ursprung als Tätschhaus spricht die unterschiedliche Firsthöhe der beiden Hausteile, die wohl dadurch zustande gekommen ist, dass die beiden Dächer nicht gleichzeitig umgedeckt wurden. Wahrscheinlich erhielt zuerst der östliche Hausteil (Vers.-Nr. 56) ein steileres Dach, da dessen heutige Konstruktion mit stehendem Stuhl und in die Wandpfette eingezäpften Sparren älter anmutet als diejenige im westlichen Hausteil mit liegendem und stehendem Stuhl sowie ausserhalb der Wand in die Ankerbalken eingezäpften Sparren. Im 19. Jh. fand eine biedermeierliche Überprägung der Fassaden statt, bei der die symmetrisch angeordneten Einzelfenster und die Lüftungsöffnungen in Form von Lünetten in den Giebeldreiecken entstanden. In den 1980/90er Jahren sowie 2010 erfolgten Aussenrenovationen. |
Beschreibung: | Das östlich der Pfarrkirche gelegene Doppelwohnhaus steht traufständig auf der nördlichen Seite der Sinserstrasse. Der zweigeschossige Ständerbau über einem verputzten Mauersockel ist quer zum First in zwei Wohneinheiten geteilt, von denen die westliche ein gerades Krüppelwaldach und die östliche ein leicht geknicktes Satteldach mit etwas geringerer Firsthöhe trägt. Das Krüppelwalmdach wird von einem liegenden und stehenden Stuhl sowie ausserhalb der Wand in die Ankerbalken eingezäpften Sparren gestützt; hingegen besteht unter dem Satteldach eine etwas ältere Konstruktion aus einem stehenden Stuhl und in die Wandpfette eingezäpften Sparren. An den Stirnseiten weisen beide Hausteile zwei übereinanderliegende Klebdächer und halbkreisförmige Lüftungsöffnungen in den Giebeldreiecken auf. Während die mit fassadenbündigen Flecklingen gefüllte Ständerkonstruktion samt dem eichenen Schwellenkranz mit durchgezäpften Schwellenschlössern des östlichen Hausteils offen liegt, ist sie beim westlichen Hausteil mit Fassadenschindeln verkleidet. Bei deren Erneuerung wurde auf die ursprünglich einfassenden Brettpilaster verzichtet. Erschlossen werden beide Wohneinheiten durch stirnseitige Hauseingänge, die in einen firstparallelen Mittelgang führen. Die spiegelbildlich angelegten Grundrisse zeigen auf der Südseite jeweils Stube und Nebenstube, während die Küche und Kammern den nördlichen Bereich einnehmen. Der westliche Gebäudeteil bewahrt im Innern neben der bauzeitlichen Raumstruktur auch Teile der historischen Ausstattung. So hat sich in der Stube das Feldertäfer an Decke und Wänden, der Kreuzriemenboden, die Tür zur Nebenstube sowie ein Kastenofen mit weiss übermalten Kacheln erhalten, bei dem es sich wahrscheinlich um den im Rahmen der Bauernhausforschung dokumentierten Ofen des Boswiler Hafners Joseph Notter von 1841 mit glatten grünen Kacheln handelt. An der Kachelofenwand in der Nebenstube sind die grünen Kacheln noch im originalen Zustand belassen. Im Obergeschoss haben sich in mehreren Räumen die Riemenböden und das wohl um 1900 angebrachte Krallentäfer erhalten. Hausinneres der östlichen Haushälfte (Vers.-Nr. 56) nicht gesehen (Angabe gemäss Bauernhausforschung 1989). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1 Grafschaft Baden und Freiamt, Basel 1996, S. 269-272. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0462-0464, Brandkataster Gemeinde Abtwil, 1850-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Bauernhausforschung VIII-1/5. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=28428 |
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