INV-ABT913 Ballwilerstrasse 2, Hochdorferstrasse 1, 17. Jh.-19. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-ABT913
Signatur Archivplan:ABT913
Titel:Ballwilerstrasse 2, Hochdorferstrasse 1
Bezirk:Muri
Gemeinde:Abtwil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Mitteldorf
Adresse:Ballwilerstrasse 2, Hochdorferstrasse 1
Versicherungs-Nr.:39a (südlicher Hausteil), 39b (nördlicher Hausteil)
Parzellen-Nr.:514 (nördlicher Hausteil), 515 (südlicher Hausteil)
Koordinate E:2669438
Koordinate N:1225229
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2669438&y=1225229

Chronologie

Entstehungszeitraum:17th cent. - 19th cent.
Grundlage Datierung:Dendrochronologische Analyse

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Ehemals schindelgedecktes Tätschhaus mit dendrodatiertem Kernbau von 1619 und Erweiterungen aus dem 19. Jahrhundert. Das Wohnhaus stellt in der Verzweigung von Hochdorfer- und Ballwilerstrasse schräg gegenüber der römisch-katholischen Pfarrkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt ABT001) ein wichtiges Element des Strassenraums im Dorfkern von Abtwil dar. Durch den 2020 begonnenen Umbau wurde der materielle Zeugenwert stark gemindert, da man die dendrodatierte Wand des Kernbaus sowie den historischen Dachstuhl entfernte, das Innere eine neue Raumstruktur erhielt und die Dachflächen beidseitig mit Lukarnen durchbrochen wurden. Weiterhin aber kommt dem zu einem Mehrfamilienhaus umgenutzten Gebäude eine prägende Stellung im Ortsbild zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der Kernbau des zu den Tätschhäusern gehörenden Doppelwohnhaus wurde gemäss dendrochronologischer Untersuchung (Jahrringanalyse) 1619 errichtet. Bei den Tätschhäusern handelt es sich um die ältesten fassbaren Konstruktionen im Freiamt. Die ersten noch erhaltenen Vertreter dieses Bautypus im dem Gebiet des Kantons Aargau gehen auf das 15. Jh. zurück und sind heute nur noch vereinzelt, meist in stark veränderter Form, anzutreffen. Mehrheitlich sind sie als freistehende Wohngebäude mit zwei Vollgeschossen und einem offenen, nicht weiter unterteilten Dachraum konzipiert und besitzen eine in Getrenntbauweise errichtete Ökonomie. Im Freiamt sind die Tätschhäuser mit ihren länglichen Baukörpern meist quer zum First in zwei Wohneinheiten getrennt. Ihre Fassaden bestanden ursprünglich aus Bohlenwänden mit Reihenfenstern, die man im 18./19. Jh. jedoch fast ausnahmslos umgestaltete, indem man im Bereich des Erdgeschosses die vormalige Bohlenfüllung durch Flecklinge und die Reihenfenster durch Einzelfenster ersetzte. Am charakteristischsten für die Tätschhäuser war das Dach, das sich mit seiner schwachen, auf Legschindeln ausgelegten Neigung von anderen älteren Haustypen unterschied. Der mit Steinen beschwerte Dachbelag und der stark ins Gewicht fallende Schneedruck machten eine ausgesprochen massive Innenkonstruktion erforderlich. Ein Grundrissmerkmal der Freiämter Tätschhäuser ist die traufseitige Ausrichtung der Hauptwohnräume (Stube, Nebenstube) sowie der giebelseitige Hauseingang, durch den man direkt in die rückwärtige Küche oder einen Vorratsraum gelangt. Die Kammern im Obergeschoss sind durch einen firstparallelen Mittelgang erschlossen [1.] Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 wird der südliche Hausteil als "zweistöckiges Wohnhaus mit Tremkellern von Holz unter Ziegeldach" beschrieben, der nördliche als "Wohnhaus mit Schweinestall und Tremkeller von Holz unter Schindeldach". Während die Umdeckung auf Ziegel und die damit verbunden Aufsteilung des Dachs beim südlichen Hausteil bereits vor 1850 erfolgte, wurde sie beim nördlichen Hausteil dem Brandkatastereintrag zufolge 1867/69 vorgenommen.
2020 wurde mit einem tiefgreifenden Umbau zu einem Mehrfamilienhaus begonnen, bei dem die dendrodatierte Wand des Kernbaus sowie der historische Dachstuhl entfernt wurden. Die innere Raumstruktur wurde völlig neu organisiert und im Zuge des Dachausbaus zu Wohnzwecken besetzte man die Dachflächen beidseits mit Lukarnen [2].
Beschreibung:Das ehemals schindelgedeckte Tätschhaus liegt im Dorfkern von Abtwil schräg gegenüber der römisch-katholischen Pfarrkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt ABT001) an der Verzweigung von Hochdorfer- und Ballwilerstrasse. Der langgestreckte Hauskörper ist über einem gemauerten Sockel als zweigeschossiger Ständerbau errichtet. Ursprünglich war er in zwei gleich grosse quer zum First geteilte Wohnteile organisiert. Das Ständergefüge ist in einen Schwellenkranz eingezäpft und mit fassadenbündigen Kanthölzern (Flecklinge) gefüllt. Geschützt werden die Fassaden von einer regionaltypischen (erneuerten) Schindelverkleidung. Der Baukörper trägt ein gerades Satteldach und die Stirnseiten sind mit Klebdächern besetzt. Die Südfassade bewahrt den giebelseitigen Hauseingang; an der nördlichen Giebelseite wurde der ehemalige zentrale Hauseingang durch ein Fenster ersetzt. Während die Ostfassade acht regelmässige Fensterachsen aufweist, sind die Giebelseiten dreiachsig.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1 Grafschaft Baden und Freiamt, Basel 1996, S. 269-272.
[2] Gemeinde Abtwil, Baugesuchsarchiv: Baugesuch 2020/07.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0462-0464, Brandkataster Gemeinde Abtwil, 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Bauernhausforschung 1989, VIII-1/3.
- Gemeinde Abtwil, Baugesuchsarchiv: Baugesuch 2020/07.
- Kantonsarchäologie Aargau, Dendrochronologischer Untersuchungsbericht Nr. 2087 von Felix Walder, Zürich, Amt für Städtebau, Unterwasserarchäologie und Dendroarchäologie (UWAD).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=28476
 

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