INV-ABT912 Hochdorferstrasse 2, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-ABT912
Signatur Archivplan:ABT912
Titel:Hochdorferstrasse 2
Bezirk:Muri
Gemeinde:Abtwil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Mitteldorf
Adresse:Hochdorferstrasse 2
Versicherungs-Nr.:65
Parzellen-Nr.:678
Koordinate E:2669417
Koordinate N:1225255
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2669417&y=1225255

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Um 1750 errichtetes stattliches Freiämter Bauernhaus, das mit Krüppelwalm, stirnseitigen Klebdächern und traufseitiger Obergeschosslaube zeittypische Merkmale des ländlichen Bauens in der Region aufweist. Der zweigeschossige Ständerbau hat wesentliche Teile seiner bauzeitlichen Konstruktion bewahrt, nämlich die mächtige Schwelle mit den einteiligen Schwellenschlössern, die zweigeschossig durchlaufenden Eckständer, den über die gesamte Breite der südöstlichen Stirnseite reichenden Rähmbalken mit Keilläden sowie die verblatteten Kopfhölzer an der rückwärtigen Stirnseite. Der traufseitige Hauseingang zeigt eine biedermeierliche Gestaltung mit flankierenden Gangfenstern und vierfeldriger Füllungstür mit ornamentalen Schnitzereien von 1896. Mit seinem intakten äusseren Erscheinungsbild und seiner zentralen Stellung im Dorf in unmittelbarer Sichtbeziehung zu der römisch-katholischen Pfarrkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt ABT001) und dem Pfarrhaus (Kantonales Denkmalschutzobjekt ABT002) kommt dem stattlichen Ständerbau eine ausgesprochen grosse Bedeutung für das Ortsbild zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss mündlicher Überlieferung wurde das Haus in der Mitte des 18. Jh. erbaut. Nach Angaben eines ehemaligen Hausbesitzers trug das nicht mehr erhaltene Stubenbüffet eine entsprechende Jahreszahl, die als Baujahr des Hauses interpretiert werden kann [1]. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1850 wird das Gebäude als ein "zweistöckiges Wohnhaus mit Tremkeller von Holz unter Ziegeldach" beschrieben. Dazu gehörte eine freistehende strohgedeckte Stallscheune und ein Anbau mit einer Trotte für die Herstellung von Wein und einer "Rölle" (Obstquetsche) für die Gewinnung von Apfel- und Birnenmost [2]. Im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts erhielt das Wohnhaus im Südwesten anstelle der ursprünglichen Trauflaube einen quergiebligen Schopfanbau, der in den 1990er Jahren mit Rücksicht auf die äussere Erscheinung zu Wohnzwecken umgebaut wurde. In diesem Zusammenhang erfolgte auch eine die historische Bausubstanz respektierende Renovierung des ursprünglichen Wohnhauses, bei der die beiden Blindfenster im Obergeschoss der strassenseitigen Stirnseite zu wirklichen Fensteröffnungen umgearbeitet wurden. 2018 entstand unter Beibehaltung der historischen Dachbalken eine Wohnung im Dachraum [3].
Beschreibung:Der stattliche Freiämter Ständerbau steht gegenüber der römisch-katholischen Pfarrkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt ABT001) auf der Westseite der Hauptkreuzung im Dorfzentrum. Über einem verputzen Bruchsteinmauersockel erhebt sich der Bau als eine zweigeschossige Ständerkonstruktion unter einem mit Biberschwanzziegeln gedeckten, leicht geknickten Krüppelwalmdach. Die Stirnseiten sind mit je zwei Klebdächern auf zierbeschnitzten Bügen besetzt. Die zweigeschossig hochgeführten Eckständer sind in einen kräftigen eichenen Schwellenkranz eingelassen, welcher einteilige, jeweils von zwei Holzkeilen gesicherte Schwellenschlösser aufweist. Die Wandfüllung besteht aus fassadenbündigen Flecklingen. Die südöstliche Strassenseite besitzt fünf Fensterachsen und ist im Erdgeschoss durch einen Wandständer in eine dahinterliegende Stube mit drei sowie eine Nebenstube mit zwei Fenstern unterteilt. Zwischen dem Erd- und dem Obergeschoss verläuft über die ganze Fassadenbreite ein Rähmbalken, in den zwei Keilläden zur Stabilisierung des Bohlenbodens im Obergeschoss eingelassen sind. Keilläden sind konisch zugeschnittene Bretter, die beim Einsetzen der Bohlen eines Fussbodens als letztes von aussen durch eine ausgesägte Öffnung eingetrieben werden und so die von der Mitte her bereits verlegten Bohlen satt aneinanderpressen [4]. Im Obergeschoss lassen zwei Wandständerfragmente darauf schliessen, dass hinter dieser Fassade ursprünglich drei Kammern eingerichtet waren. Aus Gründen der Symmetrie versah man aber auch diesen Fassadenabschnitt mit fünf Fenstern, wobei das zweite und das vierte vor der Renovierung in den 1990er Jahren blind und deren Jalousieläden stets geschlossen waren (siehe Bilddokumentation). Die rückwärtige, nordwestliche Stirnseite weist einen zweigeschossig durchlaufenden Wandständer auf und bewahrt im Obergeschoss die verblatteten Kopfhölzer, welche zur Versteifung der Bohlenwände angebracht wurden. An der nordöstlichen Traufseite verläuft eine bretterverschalte Obergeschosslaube, die von Bügen mit Kerbschnitt gestützt wird. Darunter liegt mittig der von zwei schmalen Gangfenstern mit Ziergittern flankierte Hauseingang, dem ein Podest mit zweiläufiger Treppe und eisernem Geländer vorgelagert ist. Unter der Treppe befindet sich der Aussenzugang zu den Balkenkellern. Der Hauseingang bewahrt eine vierfeldrige Füllungstür mit ornamentalen Schnitzereien sowie der Jahreszahl 1896 und den Initialen "G. St.". Letztere beziehen sich wohl auf die "Geschwister Stocker", die seit 1850 als Eigentümer im Brandkataster eingetragen sind. Durch den Hauseingang gelangt man auf einen quer zum First durchlaufenden Mittelgang. Das Innere ist teilweise modernisiert. Die historische Dachkonstruktion besteht aus Sparren, die in die Wandpfetten eingezäpft sind, Aufschieblinge besitzen und von einem doppelten stehenden Stuhl gestützt werden. Die Holzverbindungen sind geblattet (Hausinneres nicht gesehen, Angaben gemäss Bauernhausforschung 1989).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Bauernhausforschung VIII-1/10.
[2] Zur Mosttrotte im Allgemeinen siehe Räber 1996, S. 399.
[3] Gemeinde Abtwil, Baugesuchsarchiv: Baugesuch 2018/13.
[4] Räber 1996, S. 183.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 160f.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0462-0464, Brandkataster Gemeinde Abtwil, 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Bauernhausforschung VIII-1/10.
- Gemeinde Abtwil, Baugesuchsarchiv: Baugesuch 2018/13.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=28470
 

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