Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1858 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | Dörrhaus (Vers.-Nr. 117, Bauinventarobjekt ABT918) |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerliches Wohnhaus |
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Dokumentation |
Würdigung: | 1858/59 errichteter Freiämter Ständerbau mit regionaltypischem Quergiebelanbau und spätklassizistisch-biedermeierlicher Fassadengestaltung, die sich aus den giebelseitigen Klebdächern, der axialsymmetrischen Befensterung, dem Lünettenfenster der Lukarne sowie den Brettpilastern an den Gebäudeecken zusammensetzt. Der traufseitige Hauseingang bewahrt das qualitätvolle zierbeschnitztes Türblatt aus der Bauzeit und eine doppelläufige Treppe mit schmiedeeisernem, ornamental verziertem Geländer. Das äusserlich weitgehend intakte Wohnhaus tritt am südlichen Dorfeingang prominent in Erscheinung und ist von erheblicher Bedeutung für das Ortsbild. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | An der Stelle des heutigen bäuerlichen Wohnhauses stand vorgängig das sogenannte "Ritterhaus", bei dem es sich um ein Tätschhaus mit einem mit Steinen beschwerten Legschindeldach handelte. In unmittelbarer Nähe befand sich der alte Kirchhof mit der um 1740 abgebrochenen kleinen St. Germanus-Kirche, was sich in der Bezeichnung "Altchilen" der ehemals nach Hohenrain kirchgenössigen Hofgruppe widerspiegelt [1]. Von diesem baulichen Ensemble existiert eine in Aquarell ausgeführte Rekonstruktion des Abtwiler Kunstmalers Joseph Balmer (1828-1918), der sich auch im Bereich der lokalen Geschichtsschreibung und Denkmalpflege engagierte (siehe Bilddokumentation) [2]. Gemäss Brandkataster wurde der heutige Bau 1858 als Bestandteil eines in Getrenntbauweise konzipierten Gehöfts für Heinrich Huwiler errichtet und ging ein paar Jahre später in den Besitz von Burkhard Rüttimann über. Beschrieben wird es als ein "Wohnhaus mit Tremkeller von Holz unter Ziegeldach". Der 1859 eingetragene rückwärtige Quergiebelanbau umfasste ein Holz- und Waschhaus sowie eine Brennerei; um 1900 wurde ein Schweinestallanbau ergänzt. Die zugehörige freistehende Stallscheune (Vers.-Nr. 112) befindet sich nördlich des Haupthauses. Zum Gehöft gehört auch das gegenüberliegende Dörrhaus (Bauinventarobjekt ABT918). In den 1990er Jahren erhielt der Hauseingang einen Pultdachvorbau und das mittlere Erdgeschossfenster der Südfassade wurde zugunsten eines direkten Zugangs von der Stube in den Garten zu einer Tür vergrössert. |
Beschreibung: | Das bäuerliche Wohnhaus liegt im Ortsteil Altkirchen traufständig an der Ballwilerstrasse. Der zweigeschossige Baukörper erhebt sich über einem verputzten Mauersockel, der drei Tremkeller umfasst. Abgeschlossen wird er von einem geraden Satteldach, das von einer Sparrenkonstruktion mit liegendem Stuhl getragen wird. Die Sparren sind ausserhalb der Fassaden in die Ankerbalken eingezäpft, was für Bauten aus der Mitte des 19. Jh. charakteristisch ist. Die mit fassadenbündigen Kanthölzern (Flecklingen) ausgefachte Ständerkonstruktion ist mit Eternitschindeln verkleidet, wobei Brettpilaster die Gebäudekanten fassen. Auf Traufhöhe angebrachte Klebdächer schützen die Fenster der Giebelfassaden. Die Mittelachse der Strassenfront betont eine zum ursprünglichen Bestand gehörende Satteldachlukarne, deren Giebelfeld ein Lünettenfenster aufweist und mit einem Klebdächlein ausgeschieden ist. Zur traufseitigen, zentrierten Eingangstür führt eine zweiläufige Aussentreppe (im frühen 20. Jh. erneuert) mit schmiedeeisernem, ornamental verziertem Geländer. Der schmucke Hauseingang bewahrt ein zierbeschnitztes bauzeitliches Türblatt und wird von zwei schmalen Gangfenstern flankiert. Darüber erstreckt sich ein durchlaufendes mehrfach profiliertes Sturzholz. Die Befensterung ist streng symmetrisch organisiert: Während die Nord- und die Westfassade drei Achsen aufweisen, besitzt die Südfassade deren fünf, wobei sich im Erdgeschoss hinter den ersten drei Fenstern von links die Stube und hinter den beiden rechten ein weiteres Zimmer befinden. Die drei Fensterachsen der nördlichen Stirnseite gehören zu Essstube, Küche und Vorratsraum. Der mittig quer zum First durchlaufende Gang trennt das Hinterhaus vom südseitigen Vorderhaus. Die Kachelöfen sind aus grünen, mit Schablonenmalereien verzierten Kacheln aufgesetzt. (Hausinneres nicht gesehen; Angabe gemäss Bauernhausforschung 1989). An die rückwärtige Ostfassade schliesst ein quergiebliger Schopfanbau an. Er ist in Mischbauweise aus Stein und Holz erstellt und weist gleich wie der Hauptbau ein gerades Satteldach auf. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Georg Germann, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Bd. 5: Der Bezirk Muri. Basel 1967, S. 3f. [2] Original: Joseph Balmer, Aquarell, 1900, Privatbesitz; Reproduktion: Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv; publiziert in Joseph Balmer, Meienberg im Freiamt und aus dessen Umgebung. in: Heimatschutz, Bd. 10 (1915), H. 5: Meienberg im Freiamt, S. 70, Abb. 7. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0462-0464, Brandkataster Gemeinde Abtwil, 1850-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Bauernhausforschung VIII-1/18. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=28500 |
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