INV-ARI903 Holzerhof, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
1/2

Identifikation

Signatur:INV-ARI903
Signatur Archivplan:ARI903
Titel:Holzerhof
Bezirk:Muri
Gemeinde:Aristau
Ortsteil / Weiler / Flurname:Holzerhof
Adresse:Holzerhof
Versicherungs-Nr.:89
Parzellen-Nr.:495
Koordinate E:2670586
Koordinate N:1239039

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Ländlicher Oberschichtbau
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Würdigung:Im frühen 15. Jahrhundert erstmals erwähnter Lehenhof des Klosters Muri, dessen Hauptgebäude in seiner heutigen Gestalt als barocker Mauerbau auf das mittlere oder spätere 18. Jahrhundert zurückgeht. Das Wohnhaus, das sich als stattlicher dreigeschossiger Satteldachbau mit durch Klebdach ausgeschiedenem Giebelfeld präsentiert, wurde 2007/08 durchgreifend umgebaut und innen wie aussen in erheblichen Teilen erneuert. Trotz dieses bedauerlichen Verlusts an historischer Bausubstanz kommt dem «Holzerhof» aufgrund seiner grossen Bedeutung als klösterlicher Gutshof weiterhin historischer Zeugniswert zu. Auch übt er als Solitärbau in der ansonsten vollkommen unbebauten Reussebene eine landschaftsprägende Wirkung aus.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der «Holzerhof» war von alters her ein Lehenhof des Klosters Muri, das jedenfalls in späterer Zeit mit dem Landgut «Kapf» (Kantonales Denkmalschutzobjekt ARI005) und der «Büelmüli» (Bauinventarobjekt ARI902) über weitere Besitzungen in der näheren Umgebung verfügte. Als «Hof im Holz» erscheint der Besitz erstmals im Jahr 1424 in einem Lehenbrief. Ausführlich überliefert ist ein Brand von 1498, dem zusammen mit den Hofgebäuden auch der Lehenbrief des Lehenmanns Uli Fischer zum Opfer fiel. In den 1680er Jahren entbrannte ein Streit zwischen dem Holzhofbauern, Fürsprech Uli Stierli, und dem Kloster Muri um den Zehnten der Güter im Holz [1].
Das bestehende Gebäude dürfte nach seinen barocken Bauformen im mittleren oder späteren 18. Jh. entstanden sein. Vielleicht handelt es sich um ein Werk der im Umfeld des Klosters tätigen Baumeisterfamilie Rey, wie die Gesamtform und einige Details vermuten lassen. 1782 bestand der Neubau wohl bereits seit einigen Jahren, als ihn der Zürcher Pfarrer und aufklärerische Autor Johann Rudolf Schinz auf der Durchreise sah und darüber bemerkte: «das prächtige Gebäude, nach italienischer Art gebauen, hätten wir viel eher für die Wohnung eines edlen Landjunkers als für einen Bauernsitz angesehen» [2]. Der Fahrweg über die Büelmüli und den Holzerhof führte in jener Zeit zur Fussgängerfähre beim Heftihof (Gde. Rottenschwil).
Eine rasche Folge von nicht weniger als zehn Eigentümerwechseln, die im Brandkataster für die Zeit zwischen 1850 und 1922 vermerkt sind, lässt auf wirtschaftliche Schwierigkeiten schliessen [3]. 1911 musste die Brandversicherung dringliche Verbesserungen an der Feuerungsanlage anmahnen [4].1922 ging der Hof an Alois Baggenstos über [5].
Nach einem Sturmschaden im Jahr 1999 wurde die freistehende Scheune abgebrochen. 2007/08 erfolgte ein durchgreifender Umbau, der mit einem erheblichen Verlust an historischer Bausubstanz verbunden war. Das Innere wurde weitgehend neu ausgebaut und die äusseren Oberflächen vollständig erneuert [6].
Beschreibung:Der «Holzerhof», der neben dem Wohnhaus und einer Remise (Vers.-Nr. 254, nicht Bestandteil des Schutzumfangs) ehemals auch eine südöstlich abgerückte Stallscheune besass, erhebt sich, nur wenig vom Flussufer abgerückt und unweit eines kleinen Waldstücks, in landschaftsprägender Stellung auf dem freien Feld der Reussebene. Das stattliche Wohnhaus präsentiert sich als stattlicher barocker Mauerbau. Der hochragende dreigeschossige Baukörper erhebt sich über quadratnahem Grundriss und wird von einem knappen, leicht geknickten Satteldach mit von einem Klebdach ausgeschiedenem Giebelfeld abgeschlossen. Seit einer durchgreifenden Renovation 2007/08 entspricht das Äussere nur noch in der Fassadengliederung dem früheren Zustand, während die Fassadenoberflächen samt Fenstergewänden durchgehend erneuert sind und damit auch die Erscheinung des Gebäudes verändern.
Die nach Süden gerichtete Giebelfront zählt vier regulär verteilte Fensterachsen. Im Giebelfeld sind zwei Rechteckfenster von drei Ochsenaugen eingefasst, davon zwei in charakteristischer Schrägstellung beidseits der Fenster. Die beiden Trauffronten sind dreiachsig gestaltet, wobei die östliche in der Mitte den Hauseingang fasst. Die Westfassade zeigte bereits früher mit der versetzten mittleren Fensterachse die Lage des Treppenhauses an; beim Umbau wurde die Fassade hier aufgebrochen und ein zusätzlicher Treppenhausanbau in moderner Gestaltung erstellt. Vor dem Umbau besassen die quadratnahen Fenster gefalzte Sandsteingewände; heute sind sie in Kunststein erneuert. Der Renovation zum Opfer gefallen sind auch die Reste einer aufgemalten Lisenengliederung und das bauzeitliche Eichentürblatt.
Das Hausinnere war ursprünglich beidseits eines durchlaufenden Quergangs organisiert, der auf der Westseite die Geschosstreppe umfasse. Beim Umbau wurde es unter Erhaltung einiger Einzelelemente vollständig neu ausgebaut, wobei man erhaltene Balkenlagen neu ausrichtete und auf neue Zwischenwände abstellte. Heute ist das Gebäude in mehrere Geschosswohnungen unterteilt. Die ehemalige Grundrissstruktur ist nicht mehr lesbar. Erhalten geblieben sind nebst den Deckenkonstruktionen ein kreuzgewölbter und zwei Trämkeller sowie das Dachgerüst, eine Sparrenkonstruktion auf liegendem Stuhl.
Anmerkungen:[1] Suter 1943, S. 64.
[2] Zit. nach Suter 1943, S. 67.
[3] StAAG, Brandkataster Aristau.
[4] Gemäss baugeschichtlichen Angaben Hänggli.
[5] StAAG, Brandkataster Aristau.
[6] Umbaupläne im Baugesuchsarchiv (offensichtlich abgeändert ausgeführt).
Literatur:- E. Suter, Etwas vom Hof im Holz oder Holzhof bei Aristau, in: Unsere Heimat 17 (1943), S. 64-67. ff
Quellen:- Baugeschichtliche Angaben von Adrian Hänggli, 2013, Typoskript bei der Kantonalen Denkmalpflege.
- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0466-0468, Brandkataster Gemeinde Aristau, 1850-1938 (alte Vers.-Nrn.: vor 1850: 89, 1850: 76, 1875: 83).
- Gemeinde Aristau, Baugesuchsarchiv: Umbaupläne 2007.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Aristau VIII-2/4 (1989).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=28602
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds