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INV-ARI909 Röm.-kath. Pfarrkirche St. Wendelin, 1942-1943 (Dossier (Bauinventar))
Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-ARI909 |
Signatur Archivplan: | ARI909 |
Titel: | Röm.-kath. Pfarrkirche St. Wendelin |
Bezirk: | Muri |
Gemeinde: | Aristau |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Aristau |
Adresse: | Bremgartenstrasse |
Versicherungs-Nr.: | 268 |
Parzellen-Nr.: | 144 |
Koordinate E: | 2669785 |
Koordinate N: | 1237756 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1942 - 1943 |
Grundlage Datierung: | Schriftliche Quelle |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Sakrale Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Kirche (röm.-kath.) |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Konservative Moderne |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Josef Oswald, Architekt, Bünzen |
Würdigung: | 1942/43 nach Plänen von Architekt Josef Oswald, Bünzen, errichtete römisch-katholische Pfarrkirche, die in zeittypischen, gemässigten Heimatstilformen gehalten ist. Der Sakralbau tritt in der äusseren Erscheinung als konventionelle Saalkirche mit markantem Chorflankenturm in Erscheinung. Im Inneren lassen sich modernere Züge erkennen, etwa die Konzeption als kastenartiger Einraum und die Akzentuierung des Chors durch gesteigerte Helligkeit, die einseitig durch ein fassadenhohes, gerastertes Fenster einfallen kann. Mit ihrer ortsbaulich wirkungsvollen Situierung am ansteigenden Hang über dem alten Dorfkern von Aristau kommt der weithin sichtbaren Kirche St. Wendelin ein erheblicher Situationswert zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die Dörfer Althäusern, Aristau und Birri, die seit 1816 zu einer politischen Gemeinde zusammengefasst sind, gehörten ehemals zur Pfarrei Muri [1]. Eine schon 1845 im Umfeld des Klosterstreits durch grossrätliches Dekret geplante «Reusstalpfarrei» nahm 1925 mit der Gründung eines «Kultusvereins Aristau» konkretere Formen an und resultierte schliesslich 1941 in der Gründung einer Kirchgemeinde Aristau. Man entschied sich für einen Bauplatz gegenüber dem damaligen Schulhaus (heute Gemeindehaus) an der Hauptstrasse in Aristau, wo der Kultusverein bereits 1927 ein erstes Grundstück angekauft hatte. 1942/43 wurde die Kirche nach Plänen des Architekten Josef Oswald, damals in Bünzen, errichtet und am 11. Juli 1943 durch Bischof Franziskus von Streng geweiht [2]. |
Beschreibung: | Der Kirchenbau erhebt sich an ortsbaulich wirkungsvoller Stelle in erhöhter Lage über dem alten Dorfkern von Aristau. Er ist quer an den sanft ansteigenden Hang gestellt und unmittelbar gegenüber dem heute als Gemeindehaus dienenden alten Schulhaus von 1844 mit seiner Frontseite auf die Hauptstrasse ausgerichtet, wodurch das Kirchenschiff eine Orientierung nach Westen erhält. Der Sakralbau präsentiert sich als typologisch traditionelle Saalkirche in zeittypischen, gemässigten Heimatstilformen. Den Chor flankiert südseitig der hohe, wahrzeichenhaft aufragende Glockenturm mit steilem, geschwungenem Käsbissendach. Nach Süden schliesst als quer gerichteter Gebäudeflügel das Pfarrhaus direkt an den Turm an. Das kompakte, mit einem flach geneigten Giebeldach abgeschlossene Kirchenschiff wird von je fünf Achsen hoher Stichbogenfenster belichtet. Den Chor erhellt ein fassadenhohes Nordfenster. Kunststeinrahmen teilen die Fenster kreuzförmig in steil proportionierte Kompartimente. Ähnlich gestaltet sind die hohen Schallöffnungen am Turm, der nach drei Seiten in jeweils unterschiedlicher Lage grosse Zifferblättern trägt. Über die Eingangsfront der Kirche zieht sich eine offene hölzerne Vorhalle. Ihre betont rustikal gehaltenen Holzpfosten sind in Anlehnung an Formen der Volkskunst zeichenhaft mit den Evangelisten und deren Symbolen beschnitzt. Am rechten Pfosten erinnert eine Inschrift an die Grundsteinlegung und Weihe durch Bischof Franziskus von Streng [3]. Der Zugang erfolgt über ein schlichtes, dreiteiliges Portal mit gliedernden Kunststeinpfeilern. Sämtliche Gebäudeteile zeigen einen groben, wellenförmig strukturierten Verputz. Die Satteldächer sind mit dunklen Falzziegeln eingedeckt. Das weite Kircheninnere ist grundsätzlich als Einraum konzipiert, indem der um einige Stufen erhöhte Chor die Breite des Kirchenschiffs fortsetzt und von diesem lediglich durch ein Paar eingestellter Pfeiler optisch abgesetzt ist. Zur Auszeichnung des Altarraums trägt der zusätzliche Lichteinfall durch das fassadenhohe Fenster in der nördlichen Chorflanke bei. Die Schiffwände zeigen im Inneren ein sorgfältig gefügtes, sichtbar belassenes Mauerwerk, wobei man sich sicherlich auch aufgrund der Materialknappheit im Krieg für einen lokalen Tuffstein entschied [4]. Eine leicht gewölbte, hölzerne Kassettendecke überspannt den Raum. Als Bodenbelag sind sorgfältig gefugte, roh belassene Schieferplatten verwendet. Die betont rustikal gestalteten Kirchenbänke stammen noch aus der Bauzeit. Unter der Empore ist eingangsseitig eine Kapelle integriert. Ausstattung: Das Chorfenster entstand 1944 nach einem Entwurf von H. Ch. Mäder jun. in der Firma Mäder + Co. Glasmalerei-Kunstverglasung, Zürich, welche auch die von Albin Schweri (1885-1946), Bern, entworfenen Glasmalereien der Schiffsfenster und des Kapellenraums zur Linken des Haupteingangs herstellte [5]. Schöpfer des grossformatigen Wandgemäldes in der flachen Chornische war Augustin Meinrad Bächtiger (1888-1971), «in den 1930er-Jahren einer der meistbeschäftigten religiösen Monumentalmaler der deutschen Schweiz» [6]. Es zeigt eine Szene aus dem Leben des Hl. Wendelin als Hirte und verdankt sich einer Stiftung zum Heiligen Jahr 1950 [7]. Die Kreuzwegstationen sind geschnitzte Eichenholztafeln. In der Sakristei wird die bewegliche Ausstattung der Kapelle von Aristau (Kantonales Denkmalschutzobjekt ARI001) und der abgegangenen St. Wendelins-Kapelle von Althäusern aufbewahrt, u.a. ein Kruzifix (um 1580/90) sowie zwei silbervergoldete Kelche (um 1620 bzw. 1796) [8]. Das südseitig anschliessende zweigeschossige Pfarrhaus ist in der Art eines konventionellen Einfamilienhauses der 1940er Jahre gestaltet und liegt ebenfalls unter einem flach geneigten Satteldach. Die Fassaden sind mit zeittypischen dreigeteilten Querrechteckfenstern besetzt, die Schlagläden tragen. Vor der zum Dorf gerichteten Ostfassade des Pfarrhauses steht ein wohl zeitgleiches, wuchtig dimensioniertes Kreuz mit eher kleinem Korpus. Vor der Kirche erstreckt sich ein Vorplatz mit grossen, wohl etwa zur Bauzeit gepflanzten Rosskastanien. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Die Gründungsgeschichte der Kirchgemeinde Aristau ist ausführlich dargestellt in: Zur Erinnerung 1943. [2] Von Josef Oswald, der zeitweise auch in Bremgarten und Muri ansässig war, sind der in mdoernen Formen gehaltene Umbau des Casino-Saalbaus in Bremgarten von 1934/35 (Bauinventarobjekt BRG903), die Antoniuskapelle in Islisberg (1936/37, Kurzinventarobjekt ISL901), ebenfalls in einem gemässigten Heimatstil, und aus späterer Zeit das wiederum modern gehaltene Stationsgebäude des Bahnhofs Bremgarten von 1959 bekannt. [3] Inschrift: «Franziskus von Streng, Bischof von Basel-Lugano errichtete die Pfarrei am 26.4.1942, segnete und legte den Grundstein am 4.6.1942, weihte die Kirche am 11.7.1943.» [4] Der in der Struktur dem Muschelkalkstein aus Mägenwil oder Othmarsingen ähnliche, aus Kalktuff gewonnene Baustein stammte von der ortsansässigen Tuff-Bausteinfabrik der Gebrüder Küng (Zur Erinnerung 1943, S. 11). [5] Kurze Hinweise zu Schweri in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz: http://www.sikart.ch, Art. ‘Philipp Alfred Albin Schweri’ (Zugriff 27.3.2020). [6] SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz: http://www.sikart.ch, Art. ‘Augustin Meinrad Bächtiger’ (2015). [7] Inschrift: «Anno Santo MCML / Zum Dank u. Andenken an Frau Marie Küng, geb. Bühler, gestiftet v. Gatte und Kindern / Familie A. Küng-Bühler, Bezirksrichter, Birri». [8] Beschreibung in Georg Germann, Der Bezirk Muri (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. V), Basel 1967, S. 19f. |
Literatur: | - Zur Erinnerung an die Weihe der St.-Wendelins-Kirche zu Aristau, Sonntag, den 11. Juli 1943, Aristau 1943. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=28638 |
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