Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-ARI911 |
Signatur Archivplan: | ARI911 |
Titel: | Rütiweg 9 |
Bezirk: | Muri |
Gemeinde: | Aristau |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Birri |
Adresse: | Rütiweg 9 |
Versicherungs-Nr.: | 40 |
Parzellen-Nr.: | 291 |
Koordinate E: | 2670359 |
Koordinate N: | 1236887 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1821 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (ehem. an Kachelofen und Stubenbuffet) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | ARI912 |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerliches Wohnhaus |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Biedermeier |
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Dokumentation |
Inschriften: | "1821" (ehem. Kachelofen); "1823 HLM" (ehem. Stubenbuffet) |
Würdigung: | Freiämterhaus biedermeierlicher Prägung, das gemäss Inschriften an der heute nicht mehr bestehenden Ausstattung 1821 erbaut wurde. Zweimal wurde das Gebäude 1995 sowie 2016/17 unter Verlust erheblicher Teile der historischen Bausubstanz durchgreifend umgebaut. So entspricht es heute nurmehr in der streng regelmässigen Gliederung der Fassade sowie der Grundkonstruktion dem früheren Zustand, während die Oberflächen aussen wie innen durchgehend erneuert sind. Durch seine exponierte Lage am Rand des Weilers Birri kommt dem bäuerlichen Wohnhaus auch in seinem stark veränderten Zustand ein erheblicher Situationswert für das Landschaftsbild der unverbauten Reussebene zu. Westlich des Hauses steht ein zugehöriger Speicher von 1747 (Bauinventarobjekt ARI912). |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss einer Jahrzahl 1821 am ehemaligen Kachelofen wurde das Gebäude 1821 erstellt, was mit einer wenig späteren Jahrzahl 1823 am ebenfalls nicht mehr bestehenden Stubenbuffet korrespondierte und auch mit Blick auf die biedermeierlichen Bauformen plausibel scheint. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1850 wird die Liegenschaft als «Wohnhaus mit gewölbten Kellern von Holz unter Ziegeldach», im Eigentum von Burkhard Meier, beschrieben [1]. Zum Besitz gehörte nebst einer Scheune ein Anteil an dem offenbar noch vom Vorgängerbau übernommenen Speicher von 1747 (Bauinventarobjekt ARI912). 1995 erfuhr das Wohnhaus eine Aussenrenovation. 2016/17 wurde es unter Verlust erheblicher Teile der historischen Bausubstanz durchgreifend umgebaut, wobei man das Innere in Geschosswohnungen mit neuem Grundriss unterteilte und das Gebäude mit einem Treppenhausanbau versah. |
Beschreibung: | Das bäuerliche Wohnhaus steht an einer Stichstrasse südlich der Zürichstrasse, wo es vor dem Hintergrund des Weilers Birri auf der Reussebene weithin markant in Erscheinung tritt. Es handelt sich um ein Freiämterhaus biedermeierlicher Prägung, das sich nach zwei tiefgerifenden Umbauten 1995 sowie 2016/17 heute am Äusseren wie auch im Inneren stark verändert zeigt. Der zweigeschossige, mit Flecklingen (Kanthölzern) gefüllte Ständerbau erhebt sich auf einem hohen verputzten Mauersockel und trägt ein steiles, nur unmerklich geknicktes Satteldach. Die beiden Giebel sind mit je drei Klebdachreihen besetzt, die sich auf einfach gestaltete Bügen stützen; ein weiteres Klebdach zieht sich über dem Erdgeschoss um den gesamten Baukörper. Am Äusseren entspricht noch die regelmässige stirnseitige Fassadengliederung dem früheren Zustand, wobei die südseitige Stubenfront im Erdgeschoss mit sechs, ihr Obergeschoss wie auch die nördliche Stirnseite hingegen nur mit drei Fensterachsen besetzt sind. Die Oberflächen sind allerdings durchgehend erneuert. Im Dachgeschoss der südlichen Stirnseite wurde eine Balkonlaube geöffnet. Der ursprüngliche Hauseingang, der nach üblicher Disposition in der Mitte der westlichen Traufseite lag, wurde zu einer Balkontür umfunktioniert. An die Eingangsachse der östlichen Traufseite ist ein neueres Aussentreppenhaus angefügt. Bis zum Umbau von 1995 besass das Haus in den beiden Hauptgeschossen einen hölzernen Schindelschirm, während sich in den Giebelfeldern die Flecklingwände ohne Verkleidung zeigten. Der Hauseingang bewahrte ein schönes zierbeschnitztes Türblatt. Das Hausinnere wurde beim Umbau 2016/17 praktisch ausgekernt und auf neuem Grundriss vollständig neu ausgebaut. Es ist heute in Geschosswohnungen geteilt. Erhalten sind lediglich der Gebäudesockel mit zwei Gewölbekellern, die beidseits eines ebenfalls gewölbten Mittelgangs angeordnet sind, in den Obergeschossen Teile der alten Balkenlagen sowie das Dachgerüst, eine Sparrenkonstruktion auf liegendem Stuhl. Der Grundriss war ursprünglich nach verbreitetem Schema mit einem durchlaufenden Quergang organisiert, der auch die Treppe ins Obergeschoss enthielt. Stube und Nebenstube lagen im Vorderhaus, die Küche, eine separate Essstube und eine Kammer im Hinterhaus. Die beim Umbau beseitigte wertvolle Ausstattung bestand unter anderem aus einem hübschen Einbaubuffet aus Nussbaumholz mit integriertem «Zythüüsli» [2]. Ein intarsiertes Feld am Oberbau zeigte die Jahrzahl 1823 sowie die auf den Erbauer zu beziehenden Initialen des «HL M[eier?]» samt einem Blumenstrauss. Ein in der Werkstatt der Hafner Notter in Boswil gefertigter Kachelofen aus dem Jahr 1821 [3] mit den typischen buntfarbigen Zierkachel wurde um 1995 abgebrochen und verkauft. Der hohe Kellersockel umfasst zwei Gewölbekeller, die beidseits eines gleichfalls gewölbten Mittelgangs angeordnet sind. Der noch in den 1990er Jahren erhaltene, schmucke Nutz und Ziergarten [4] auf der Südseite des Hauses, der von Buchsbaumhecken eingefasste Beete zeigte, wurde ebenfalls zerstört. Westlich des Hauses steht ein schöner ehemaliger Kornspeicher von 1747 (Bauinventarobjekt ARI912). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] StAAG, Brandkataster Aristau. [2] Vgl. Räber 1996, S. 245, 249. [3] Vgl. Räber 1996, S. 235. [4] Bei Räber 1996, S. 263 abgebildet als Beispiel eines Bauerngartens. |
Literatur: | - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 235, 245, 249 (beides das ebenfalls zerstörte Buffet), 263 (zerstörte Gartenanlage) |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Aristau VIII-2/9 (1989). - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0466-0468, Brandkataster Gemeinde Aristau, 1850-1938 (alte Vers.-Nrn.: vor 1850: 24, 1850: 22, 1875: 33). - Gemeinde Aristau, Baugesuchsarchiv: Umbauten 1995, 2016/17. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=28650 |
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