INV-ARN903 Sennhüttenstrasse 1, 1693 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-ARN903
Signatur Archivplan:ARN903
Titel:Sennhüttenstrasse 1
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Arni (AG)
Adresse:Sennhüttenstrasse 1
Versicherungs-Nr.:30
Parzellen-Nr.:27
Koordinate E:2674308
Koordinate N:1241340

Chronologie

Entstehungszeitraum:1693
Grundlage Datierung:Mündliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Kleinbauten und -anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Giebelbetontes Doppelbauernhaus mit steilem Satteldach, welches gemäss einer mündlichen Überlieferung aus dem späten 17. Jahrhundert stammen soll und jedenfalls zum ältesten Baubestand der Gemeinde gehört. Ursprünglich handelte es sich um einen strohgedeckten Bohlenständerbau, von dem Teile des Ständergerüsts samt Firstständerkonstruktion sowie Reste von Bohlenwänden im Innern noch vorhanden sind. Sein äusseres Erscheinungsbild als Fachwerkbau mit vorwiegend axial gesetzten Einzelfenstern erhielt das Haus im Verlauf des 19. Jahrhunderts. Ostseitig schliesst an den Kernbau ein schmaler gemauerter Wohnteil an, der 1910 anstelle eines kleinen Scheunentrakts errichtet wurde (Zürcherstrasse 6; nicht Teil des Schutzumfangs). Der markante, gut sichtbar im Strassenraum stehende Baukörper ist ein überaus prägender Bestandteil der zeilenförmig angelegten historischen Bebauung von Arni.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nach einer plausiblen mündlichen Überlieferung soll das Haus von 1693 stammen [1]. In einem alten Brandkatastereintrag von 1829 wird es als „Doppelwohnhaus von Holz, mit Strohdach“ aufgeführt [2]. Reste von Bohlenwänden im Hausinnern und eine weitgehend noch vorhandene, rauchgeschwärzte Firstständerkonstruktion mit kräftigen stehenden Stuhljochen belegen, dass es sich ursprünglich um einen strohgedeckten Bohlenständerbau gehandelt hat. Im Unterschied zur klassischen Form des abgewalmten Hochstudhauses dürfte das Gebäude aber von Beginn weg ein Giebeldach in den heutigen Proportionen besessen haben. Es handelt sich somit um einen entwicklungsgeschichtlich interessanten Bautyp, welche namentlich im benachbarten zürcherischen Knonaueramt eine gewisse Verbreitung gefunden hat [3].
Der Zeitpunkt der Umdeckung vom ursprünglichen Strohdach auf Ziegelbelag ist nicht eindeutig geklärt, er dürfte aber in der zweiten Hälfte des 19. Jh. zu vermuten sein. Wohl zur gleichen Zeit ersetzte man die hölzernen Aussenwände durch Fachwerk mit grösstenteils axial gesetzten Einzelfenstern. Ostseitig an den alten Wohnteil schloss früher ein kleiner hölzerner Scheunentrakt an; dieser wurde um 1910 abgebrochen und durch einen gemauerten Wohnteil ersetzt, welcher der Gemeinde lange Zeit als Armenhaus diente (Hausteil Zürcherstrasse 6; nicht Teil des Schutzumfangs).
Vermutlich schon in den ursprünglichen Verhältnissen war das Gebäude als Doppelwohnhaus mit stirnseitigem Eingang und längs dem First getrennten, spiegelbildlich angelegten Wohnungen konzipiert. Während Generationen wurde es von zwei oder gar drei Parteien der Familie Huber genutzt, ehe die gesamte Liegenschaft 1969 an die Familie Voegelin überging. Ab 1976 erfuhr das Haus eine umfassende Renovation, wobei die ursprüngliche Raumordnung weitgehend aufgehoben und ein Grossteil der Ausstattung in teils historisierender Art erneuert wurde. Bei der Neueindeckung des Daches verwendete man alte Biberschwanzziegel vom Kloster Gnadenthal [4].
Beschreibung:Das ehemalige Bauernhaus steht mit Firstlinie West-Ost traufständig an der Zürcherstrasse, wobei die stirnseitige Schaufront dorfeinwärts nach Westen gerichtet ist. Der breitgelagerte zweigeschossige Baukörper erhebt sich unter leicht geknicktem Satteldach, dessen Giebelfeld mit zwei regionaltypischen Klebdächern auf zierbeschnitzten Bügen besetzt ist. Vom ursprünglichen hölzernen Baukörper aus dem 17. Jh. haben sich an den Fassaden der kräftige eichene Schwellenkranz sowie das zweigeschossig hochgeführte Ständergerüst erhalten. Die eingefügten Fachwerkteile mitsamt den axial angeordneten Einzelfenstern dürften hingegen einer Umbauphase in der zweiten Hälfte des 19. Jh. entstammen, als der ehemals strohgedeckte Bohlenständerbau in ein Fachwerkhaus mit Ziegeldach umgewandelt wurde (vgl. Bau- und Nutzungsgeschichte). Bei den Reihenfenstern in der Mitte und im Giebelfeld der westlichen Stirnfront aber handelt es sich um jüngere Zutaten, die mit den Umbauten der 1970er Jahre in Verbindung zu bringen sind.
Vom Ständerbau aus dem 17. Jh. haben sich im Hausinnern und insbesondere im Obergeschoss noch aussagekräftige Teile der Wandkonstruktion erhalten. Das Ständergerüst ist hier mit kräftigen verblatteten Kopfhölzern ausgesteift und als Wandfüllungen dienen liegend eingenutete Bohlen. Weitgehend noch dem ursprünglichen Zustand des Strohdachhauses entspricht die Dachkonstruktion, deren auffällige Rauchschwärze mit der früheren Existenz einer offenen Rauchküche zu erklären ist. Es handelt sich um eine Firstständerkonstruktion, welche mit kräftigen stehenden Stuhljochen verstärkt und in gängiger Manier mit Sperrrafen sowie Windstreben zur Quer- und Längsaussteifung versehen ist. Die alte, rauchgeschwärzte Firstpfette verläuft ohne Ansatzstelle bis zum heutigen Giebelabschluss, was auf eine originale Konstellation eines Strohdachhauses mit Satteldach – statt der verbreiteten Form des Walmdachs – verweist [5].
Bis zum Umbau in den 1970er Jahren wurden die beiden firstparallel angelegten Wohnungen über zwei nebeneinanderliegende Hauseingänge in der Mitte der westlichen Stirnfront erschlossen (vgl. Grundrissskizze Bauernhausforschung). Von hier gelangte man unmittelbar in die zentral gelegenen Küchen, an die zu beiden Seiten die Wohnräume (Stube und Nebenstube) der jeweiligen Haushälften anschlossen. Im heute stark veränderten, historisierend ausgebauten Innern hat sich von der älteren Ausstattung ein grüner Kachelofen mit Sitzkunst aus der Zeit um 1900 erhalten.
Anmerkungen:[1] Mitteilung des Eigentümers 1988 (Bauernhausforschung Aargau).
[2] Angaben gemäss Bauernhausforschung 1988.
[3] Renfer 1982, S. 346-349.
[4] Freundliche Mitteilung der Eigentümer 2019.
[5] Vergleichsbeispiele aus den Knonauer Gemeinden Hedingen, Kappel und Obfelden in Renfer 1982, S. 346-348. Ein ähnliches, dendrochronologisch datiertes Beispiel von 1654d aus dem angrenzenden Birmensdorf in Hermann 1997, S. 107.
Literatur:- Walter Rütimann, Dorfchronik Arni, Arni 1991.
- Christian Renfer, Die Bauernhäuser des Kantons Zürich, Band 1: Zürichsee und Knonaueramt, Basel 1982.
- Isabell Hermann, Die Bauernhäuser des Kantons Zürich, Band 3: Zürcher Weinland, Unterland und Limmattal, Baeel 1997.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Arni, III-1/1.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=28746
 

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