INV-ARN904 Hedingerstrasse 10, 12, 1802 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-ARN904
Signatur Archivplan:ARN904
Titel:Hedingerstrasse 10, 12
Gemeinde:Arni (AG)
Adresse:Hedingerstrasse 10, 12
Versicherungs-Nr.:50A, B
Parzellen-Nr.:45, 44
Koordinate E:2674248
Koordinate N:1241206

Chronologie

Entstehungszeitraum:1802
Grundlage Datierung:Inschrift (Kellereingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Inschriften:1802 (Kellereingang); 1805 (Ofenkachel)
Würdigung:Für Sebastian Huber, den letzten Untervogt im Kelleramt und späteren Gemeindeammann von Arni, erstelltes Doppelbauernhaus von 1802, welches zwei längs dem First geteilte Wohnungen aufweist. Das äusserlich gut erhaltene Gebäude tritt als regionaltypischer Freiämter Ständerbau mit geknicktem Steildach, Krüppelwalm, stirnseitigen Klebdächern und traufseitigen Obergeschosslauben in Erscheinung. Im Hausinnern wurden sukzessive Erneuerungen vorgenommen, wobei die angestammte Raumstruktur weitgehend erhalten blieb. Anlässlich eines grösseren Umbaus von 2017 hat man das Dachgeschoss ausgebaut und den rückwärtigen Wagnereianbau durch einen grösseren Annexbau ersetzt (nicht Teil des Schutzumfangs). Das markante, gut sichtbar im Strassenraum stehende Gebäude weist einen hohen Identifikationswert für das Dorfbild von Arni auf.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Eine Jahreszahl 1802 am östlichen, strassenseitigen Kellereingang verweist auf die Entstehung des Hauses, welches denn auch typische Gestaltmerkmale aus jener Zeit aufweist. Einen zusätzlichen Hinweis auf die Bauherrschaft liefert eine alte, heute eingemauerte Ofenkachel mit der Inschrift "Herr Raths Herr Sebastian Huber 1805". Sebastian Huber (1748-1831) war einer der letzten Untervögte im Kelleramt, und später hatte er als erster das Amt des Gemeindeammanns von Arni inne [1]. Später ging die Liegenschaft an seine Söhne Jakob (1781-1862) und Josef (1796-1850) über; möglicherweise erfolgte erst zu diesem Zeitpunkt die Aufteilung in die heute bestehenden zwei Wohnhälften.
Der erste verfügbare Brandkatastereintrag von 1829 lautet auf ein "Doppel-Wohnhaus mit zwei gewölbten Kellern, aus Holz mit Ziegeldach und danebenstehendem Schweinestall" [2]. Zu den beiden Hausteilen gehörten zwei Scheunen auf der gegenüberliegenden Strassenseite, welche später einer Wohnüberbauung weichen mussten (vgl. historische Aufnahme Fotodokumentation). In einem Brandkatastereintrag von 1899 werden Joseph Huber, Alt-Vizeammann, und Caspar Huber, Wagner, als Eigentümer der beiden Hausteile genannt. Ungefähr in dieser Zeit dürfte auch der rückwärtige Anbau entstanden sein, welcher die Wagnereiwerkstatt von Caspar Huber beherbergte.
Im früheren 20. Jh. erfuhr der östliche, strassenseitige Hausteil eine sichtbare bauliche Veränderung, indem die beiden vormals hölzernen Stirnseiten bis auf Höhe der Dachtraufe gemauert und mit steinernen Fenstergewänden versehen wurden. 2017 erfolgte eine umfassende Renovation des westlichen Hausteils, verbunden mit einem Teilausbau des Dachgeschosses sowie einer Erneuerung und Vergrösserung des ehemaligen Wagnereianbaus zu zusätzlichem Wohnraum.
Beschreibung:Das Doppelbauernhaus ist mit Firstrichtung Süd-Nord traufständig an die von der Dorfmitte südwärts ins zürcherische Hedingen und weiter nach Affoltern führende Hedingerstrasse gestellt. Der zweigeschossige Ständerbau Freiämter Prägung ruht unter einem steilen, geknickten Satteldach mit Krüppelwalmen, das von einer Sparrenkonstruktion mit stehendem Stuhl getragen wird. Als regionaltypisches Merkmal sind die beiden Giebelfelder mit jeweils zwei auf zierbeschnitzen Bügen abgestützten Klebdächern besetzt, während die Traufseiten über offene Obergeschosslauben verfügen. Die Wandfüllung aus fassadenbündig eingesetzten Kanthölzern (Flecklingen) sowie aus dünneren Bohlenbrettern im Giebelfeld tritt am westlichen, rückwärtigen Wohnteil offen zutage. Die östliche, strassenseitige Trauffassade zeigt eine traditionelle Verkleidung aus Rundschnittschindeln, während die Stirnfronten im Bereich der beiden Hauptgeschosse mit einer hellen Putzschicht überzogen sind. Mit Ausnahme der nur spärlich belichteten westlichen Rückfront zeigen die Fassaden eine axiale, wenn auch nicht streng symmetrische Gliederung mit hochrechteckigen Einzelfenstern.
Die in Firstrichtung geteilten Wohnungen zeigen eine spiegelbildliche Nutzungsanordnung (ursprüngliche Verhältnisse gemäss Grundrissskizze Bauernhausforschung; heute zum Teil verändert). In der Mitte der Trauffront befindet sich jeweils der Hauseingang, welcher über eine zweiarmige Aussentreppe erreichbar ist. Unter den Podesten der Hauseingänge liegen die Zugänge zu den beiden firstparallel angelegten, tonnengewölbten Kellerräumen, welche den gesamten Hausgrundriss einnehmen. Am strassenseitigen Kellerzugang ist das Baudatum 1802 in den Türsturz eingekerbt. Von der Haustür gelangt man über einen kleinen Vorraum in den zentral gelegenen Küchenbereich, wo sich ursprünglich auch die internen Aufgänge ins Obergeschoss befanden. Südseitig schliesst jeweils die Stube, nordseitig eine Kammer mit nachträglich abgetrenntem Sanitärraum ab. Das Obergeschoss umfasst pro Wohnung drei Zimmer; im Estrich waren früher einfache Knechtenkammern eingerichtet. Die rückwärtige Haushälfte bewahrte bis zur jüngsten Renovation noch älteres Wand- und Deckentäfer in der Stube. Erhalten geblieben ist ein grüner Kachelofen aus der Zeit um 1900. Vermutlich vom ursprünglichen Kachelofen stammt eine kunstvoll bemalte Zierkachel mit der Inschrift "Herr Raths Herr Sebastian Huber 1805", welche heute in die gemauerte Feuerwand eingelassen ist.
Anmerkungen:[1] Rütimann 1991, S. 331 (zum alten Bürgergeschlecht der Huber).
[2] Angaben gemäss Bauernhausforschung 1988.
Literatur:- Walter Rütimann, Dorfchronik Arni, Arni 1991.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Arni, III-1/2.
- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0077-0078: Brandkataster Arni 1899-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=28752
 

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