INV-ARN905 Kelleramtstrasse 14, 20, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-ARN905
Signatur Archivplan:ARN905
Titel:Kelleramtstrasse 14, 20
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordwesten (2019)
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Arni (AG)
Adresse:Kelleramtstrasse 14, 20
Versicherungs-Nr.:8A, B
Parzellen-Nr.:13, 14
Koordinate E:2674099
Koordinate N:1241261

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:SchätzungInschrift (Kachelofen)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2020

Dokumentation

Würdigung:Bäuerlicher Vielzweckbau mit zwei quer zum First angeordneten Wohnungen, welcher eine interessante Entstehungsgeschichte mit vermutlich zwei Bauphasen aus dem 18. Jahrhundert und von 1803 aufweist. Das in Mischbauweise aus Stein, Fachwerk und Holz errichtete langgestreckte Gebäude nimmt eine prägende ortsbauliche Stellung in der Nähe des Schulhauses ein. Der innere, ostseitige Hausteil (Kelleramtstrasse 20) bewahrt weitgehend noch die hergebrachte Raumordnung sowie wertvolle Teile der historischen Ausstattung. Im stärker modernisierten äusseren Hausteil (Kelleramtstrasse 14) ist ein grün-schwarz patronierter Kachelofen von 1803 erhalten. Aus konstruktionsgeschichtlicher Sicht von besonderem Interesse ist die ungewöhnliche Kombination einer Firstständerkonstruktion mit einem liegenden Dachstuhl, wie sie in der Trennwand der beiden Wohnteile zu finden ist.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Haus verfügt über eine vielfältige, nicht abschliessend geklärte Baugeschichte. In einem frühen Brand¬katastereintrag von 1829 ist von einem „Doppelwohnhaus von Holz und Riegel“ die Rede, das zum Teil noch ein Strohdach besass [1]. Im inneren, scheunenseitigen Hausteil (Kelleramtstrasse 20) finden sich denn auch Reste einer hochstudartigen Dachkonstruktion, bestehend aus zwei Firstständern, die in die Trennwände zum Tenn und zum westlichen, äusseren Hausteil integriert sind. Es kann somit von einem strohgedeckten Kernbau wohl aus dem 18. Jh. ausgegangen werden, zu dessen Form und Ausdehnung wir jedoch nur wenige Anhaltspunkte besitzen. Nebst der erwähnten Dachkonstruktion dürften zumindest die hölzerne Trennwand zum Tenn, möglicherweise auch die Gewölbekeller noch aus der Ursprungszeit des Hauses stammen.
Seine bestehende Form als Doppelbauernhaus mit quer zum First angeordneten Wohnungen erhielt das Gebäude wohl zu Beginn des 19. Jh. Davon zeugt die Jahreszahl 1803 am Ofenfuss des äusseren, westlichen Wohnteils (Kelleramtstrasse 14). Für eine nachträglich erfolgte Aufteilung des Hauses spricht auch die Grundrissdisposition der beiden Wohnteile mit ineinander verzahnten Räumen. Von konstruktionsgeschichtlichem Interesse ist die eher ungewöhnliche Kombination eines Firstständers mit einem liegenden Stuhl, wie sie in der Fachwerk-Trennwand zwischen den beiden Wohnteilen zu beobachten ist.
Familiengeschichtlichen Aufzeichnungen ist zu entnehmen, dass Karl Huber (1804-1872), einer von drei Söhnen des letzten Kellerämter Untervogts Sebastian Huber, 1846 die Hälfte der Liegenschaft an der Kelleramtstrasse erworben hat [2]. In einem Brandkatasterauszug von 1899 werden Josef Huber und Niklaus Kaufmann als Eigentümer je eines Wohnteils sowie der Hälfte der Scheune aufgeführt [3].
Der innere, östliche Hausteil (Kelleramtstrasse 20) zeigt sich heute noch weitgehend in den Verhältnissen des 19. Jh., wogegen der äussere, westliche Wohnteil (Kelleramtstrasse 14) im Laufe der Zeit stärkere Veränderungen erfahren hat. So wurde um 1960 die stirnseitige Zugangssituation durch die Neuanlage der Aussentreppe und einen Badezimmeranbau mit Terrasse sichtlich verändert. In den 1990er Jahren folgte ein grösserer Umbau mit Aussenisolation samt Ersatz der Fenstergewände, Modernisierung im Innern und Ausbau des unteren Dachgeschosses [4].
Beschreibung:Das Doppelbauernhaus steht mit traufständiger Ausrichtung leicht abgewinkelt an der Kelleramtstrasse. Der langgestreckte Baukörper verfügt über ein durchlaufendes steiles Satteldach, unter dem auf der Südwestseite zwei quer zum First geteilte Wohnungen und auf der Nordostseite ein schlichter hölzerner Scheunentrakt mit Tenn und Stall angeordnet sind. Letzterer hat eine nachträgliche Erweiterung in Form eines abgewinkelten Anbaus erfahren (Anbau nicht Teil des Schutzumfangs).
Der Wohnbereich tritt als zweigeschossiger Putzbau aus Stein und Fachwerk in Erscheinung. Einzelfenster in teils axialer und teils versetzter Anordnung – fallweise mit hölzernen oder mit jüngeren Kunststeingewänden – lassen die bewegte Baugeschichte erahnen. Die Binnenwände bestehen grösstenteils aus Fachwerk, mit Füllungen aus Stein und Mörtel. Ältere, hölzerne Bestandteile vermutlich noch aus dem 18. Jh. finden sich namentlich an der Trennwand zwischen Wohnteil und Tenn; hier hat sich eine Ständerwand mit Bohlen- und Balkenfüllungen in weitgehend unveränderter Form erhalten. Darin eingebettet ist ein von der Schwelle bis zum Giebel hochgeführter Firstständer, welcher in der Art einer Hochstudkonstruktion mit Sperrrafen und Windstreben verstrebt sowie mit einer Firstpfette ausgestattet ist. Ein zweiter Firstständer erhebt sich über der Trennwand der beiden Wohnteile, wo er auf Höhe des ersten Dachgeschosses auf dem Kehlbalken eines liegenden Stuhljochs abgefangen ist. Die ungewöhnliche Kombination von durchlaufendem und abgefangenem Firstständer, verbunden mit einem liegenden Stuhl, macht die einheitlich wirkende Dachkonstruktion über dem inneren Wohnteil zu einem interessanten bautypologischen Sonderfall. Von anderer Machart mit stehendem Stuhl und ohne Firstständer präsentiert sich die wohl später angefügte Dachkonstruktion über dem äusseren, südwestlichen Wohnteil.
Ineinander verzahnte Grundrissverhältnisse der beiden Wohnungen deuten auf eine komplexe Nutzungsgeschichte mit womöglich sekundär erfolgter Aufteilung hin. So verliefen die zwei firstparallel angelegten Gewölbekeller ursprünglich wohl durchgehend über die gesamte Hauslänge, und sie wurden erst zu einem späteren Zeitpunkt unterteilt. Im Erdgeschoss entspricht der dreiraumtiefe Grundriss mit zentralem, unter dem First verlaufendem Küchenbereich und beidseitig anschliessenden Wohnräumen einem bei älteren Bauernhäusern verbreiteten Nutzungsmuster.
Spätestens bei der Aufteilung der beiden Wohnungen im früheren 19. Jh. wurde der bestehende traufseitige Zugang zum inneren Hausteil (Kelleramtstrasse 20) geschaffen. Von hier gelangt man in einen kleinen Stichgang, der rechterhand in eine Kammer sowie geradeaus in die Küche und die südseitig anschliessende Stube führt. Die Erschliessung des Obergeschosses mit den Schlafkammern erfolgt über eine Holztreppe in der Küche, während man über eine Falltreppe im Gang in den Keller gelangt. Von den kleinbäuerlich geprägten Wohnverhältnissen des 19. Jh. haben sich noch aussagekräftige Ausstattungselemente erhalten, so ein Wandschrank mit integriertem Uhrenkasten in der Stube sowie die alte Küchenausstattung mit eisernem Sparherd, Kachelofeneinfeuerung und alten grünen Kacheln in der Feuermauer. Ebenfalls noch aus dem 19. Jh. stammen die sechsteiligen Holzsprossenfenster an der südlichen Stubenfront.
Im Unterschied dazu hat der äussere, südwestliche Hausteil (Kelleramtstrasse 14) anlässlich der jüngsten Renovation in den 1990er Jahren erhebliche Teile der historischen Ausstattung eingebüsst (gefeldertes Deckentäfer, Einbauschrank mit Uhrenhäuschen in der Stube). Erhalten geblieben ist ein hübscher, aus grün-schwarz patronierten Kacheln sowie einem hellen, blau bemalten Fries bestehender Stubenofen, an dessen Sandsteinsockel die Jahreszahl 1803 nebst Blumenmotiv zu erkennen ist.
Anmerkungen:[1] Angaben gemäss Bauernhausforschung 1988.
[2] Rütimann 1991, S. 331. – Die beiden anderen Söhne Jakob (1781-1862) und Josef (1796-1850) hatten die Liegenschaft Hedingerstrasse 10, 12 (Bauinventarobjekt ARN904) übernommen.
[3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0077-0078: Brandkataster Arni 1899-1938.
[4] Freundliche Mitteilung der Eigentümer 2019.
Literatur:- Walter Rütimann, Dorfchronik Arni, Arni 1991.
- Christian Renfer, Die Bauernhäuser des Kantons Zürich, Band 1: Zürichsee und Knonaueramt, Basel 1982.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Arni, III-1/3.
- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0077-0078: Brandkataster Arni 1899-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136423
 

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