INV-AUS905 Austrasse 2 / In der Au 5, 17. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-AUS905
Signatur Archivplan:AUS905
Titel:Austrasse 2 / In der Au 5
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Auenstein
Ortsteil / Weiler / Flurname:Au
Adresse:Austrasse 2 / In der Au 5
Versicherungs-Nr.:3A/B
Parzellen-Nr.:678, 679, 680
Koordinate E:2654232
Koordinate N:1252279

Chronologie

Entstehungszeitraum:17th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"1819" (Türsturz nordseitiger Quergiebelanbau)
Würdigung:Ausgesprochen stattliches, ehemals strohgedecktes Hochstudhaus, das vielleicht noch auf das 17., jedenfalls aber auf das 18. Jahrhundert zurückgeht. Die konstruktionsgeschichtlich wertvolle, vollständig russgeschwärzte Dachkonstruktion über drei mächtigen Hochstüden (Firstständern) hat sich weitgehend intakt erhalten. Der um 1800 aufgemauerte, noch barock geprägte Wohnteil, der vor einigen Jahren sorgfältig renoviert wurde, bewahrt im Erdgeschoss eine schöne bauzeitliche Täferausstattung und einen Kachelofen aus dem 19. Jahrhundert. Nordseitig stösst ein stärker erneuerter Quergiebelanbau von 1819 an das Haus. Mit dem charakteristisch steilen Vollwalmdach, das seine vollständig geschlossenen Dachflächen bewahrt hat, besitzt das Gebäude am südlichen Siedlungsrand des Weilers Au erheblichen Situationswert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der Auhof, der schon im 16. Jh. erwähnt wird, war als Steckhof mit ausgemarchtem Hofbezirk von den beiden Dorfgemeinschaften Auenstein und Veltheim losgelöst und der Herrschaft Wildenstein direkt unterstellt. Wohl seit der zweiten Hälfte des 16. Jh. wurden die beiden Gehöfte vom Geschlecht der Kirchhofer bewohnt. Um 1720 wohnten darin nicht weniger als 33 Menschen [1]. Der bestehende bäuerliche Vielzweckbau geht als einst strohgedecktes Hochstudhaus jedenfalls auf das 18., vielleicht noch auf das 17. Jh. zurück. Ein Aquarell von Johann Jakob Biedermann aus dem Jahr 1794 zeigt vor dem Hintergrund des Schlosses Wildegg eine westseitige Ansicht des aus zwei Strohdachhäusern bestehenden Auhofs, wobei es sich beim rechts abgebildeten, südlichen um das hier beschriebene Gebäude, beim winkelförmig dazu ausgerichteten nördlichen um das im frühen 20. Jh. stärker veränderte Haus In der Au 7a/b, 9 (Vers.-Nrn. 4A, 785, 4C) handelt (vgl. Bilddokumentation). Gemäss den Bauformen wurden die Fassaden des Wohnteils um 1800 aufgemauert und mit einer barocken Befensterung versehen. 1819 entstand gemäss einer Jahrzahl am dortigen Hauseingang ein nordseitiger Quergiebelanbau. Gemäss dem ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1899 besass das Haus damals teilweise noch ein Strohdach, wobei es sich beim ziegelgedeckten Hausteil wohl um den Anbau von 1819 handelte [2]. Hausteil A mit dem südostseitigen, ursprünglichen Wohnteil (Austrasse 2) gehörte Jacob Werny, Hausteil B – vielleicht der nordseitige Teil des Kernbaus – Jac. Conrad Kirchhofers Erben, Hausteil C – der im Unterschied zu den beiden anderen nur einen Anteil am Wohnhaus, aber nicht an der Scheune umfasste und bei dem es sich vielleicht um den Anbau von 1819 handelte – J.U. (?) Kirchhofer. Die vollständige Umdeckung auf Ziegel erfolgte nach Ausweis deutlicher Wertsteigerungen der Hausteile A und B vielleicht in zwei Etappen 1917 und 1926. Um 1935 wurde das Obergeschoss des ursprünglichen Wohnteils erhöht, was eine Anhebung des Daches bedingte [3].
Um 1970/80 erfuhr der nordseitige Anbau eine Erneuerung samt Ausbau des Dachgeschosses. In jüngerer Zeit wurde der Wohnteil des Kernbaus sorgfältig renoviert. Im gleichen Zeitraum fanden Ausbesserungsarbeiten am Dach statt.
Beschreibung:Das stattliche, ehemals strohgedeckte Hochstudhaus erhebt sich am südlichen Rand des Weilers Au, wo es mit seinem charakteristischen, steilen Vollwalmdach im offenen Feld von der Austrasse her ausgesprochen markant in Erscheinung tritt. Die russgeschwärzte, weitgehend intakt erhaltene Dachkonstruktion ruht auf drei Hochstüden (Firstständern), die in klassischer Ausführung mit Unterfirst, Sperrrafen und Windstreben verstrebt sind und auch noch Teile der alten Rafenlage tragen. Seit der Erhöhung des Obergeschosses um 1935 ist der südseitige Walm leicht zurückgeschnitten und mit Aufschieblingen versehen. Im Bereich der beiden stirnseitigen Walme sowie des südseitigen Remisenanbaus wurde die Rafenlage in jüngerer Zeit ganz, resp. teilweise erneuert. Zwei Hochstüde sind beidseits den Tenns abgefangen, während der dritte im Wohnteil in eher ungewöhnlicher Weise bis auf das Bodenniveau reicht. Die vollständig geschlossenen Dachflächen sind an der prominent wahrnehmbaren Südseite mit Flach- und an der Nordseite mit Falzziegeln eingedeckt.
Der südostseitige, gemauerte Wohnteil (Vers.-Nr. 3A) datiert aufgrund der stichbogigen Türöffnungen wohl aus der Zeit um 1800 und dürfte damals die in Bohlenständerbauweise aufgeführten, rein hölzernen Fassaden des Ursprungsbaus ersetzt haben. Die nach Süden ausgerichtete Stubenfront zeigt eine fünfachsige Gliederung, wobei die etwas weiter gestellte Mittelachse im Erdgeschoss mit einem Stichbogenportal, die seitlichen Achsen mit breit proportionierten Rechteckfenstern besetzt sind. Die Fenstergewände sind erdgeschossig aus Muschelkalk gehauen; obergeschossig handelt es sich um eichene Einfassungen mit Ladenfalz. Der Hauseingang besitzt noch das originale Türblatt in Form einer Brettertür mit Einschubleisten und aufgedoppeltem Rahmenfries. Erhalten sind im Erdgeschoss die ebenfalls noch auf das frühe 19. Jh. zurückgehenden Fenster samt Vorfenstern. Alle Fensteröffnungen tragen hölzerne Jalousieläden. An der weniger regelmässig gestalteten östlichen Schmalseite besteht ein direkter Eingang in die Küche.
Ein vielleicht schon ursprünglich vorhandener nordostseitiger Wohnteil ist um einen zweigeschossigen, gleichfalls gemauerten Anbau von 1819 (Vers.-Nr. 3B) erweitert, der mit einem von Anfang an ziegelgedeckten Satteldach unter quer gerichtetem First an das Hauptdach stösst. Die Fassaden sind hier auf beiden Geschossen in leicht unregelmässiger Verteilung mit Einzelfenstern in Muschelkalkgewänden besetzt. Die östliche Längsseite zeigt einen deutlichen Höhenversatz zwischen dem Kernbau und dem Anbau sowie zwei ehemalige Hauseingänge, was auf eine frühere Zweiteilung hinweist. Der heute ganz vermauerte Stichbogeneingang im Bereich des Anbaus zeigt am Schlussstein die Initialen BK und die Jahrzahl 1819. Heute liegen die Eingänge zu den beiden Geschossen an der nördlichen Stirnseite, wo eine jüngere Laube direkten Zugang zum Obergeschoss gibt. Das Dach des insgesamt stark modernisierten Anbaus ist mit Falzziegeln eingedeckt.
Der ursprüngliche Wohnteil (Vers.-Nr. 3A) zeigt im Grundriss die übliche Viererteilung mit Stube und Nebenstube in dem nach Süden gerichteten Vorderhaus sowie Küche und Kammer im Hinterhaus. Der südseitige Eingang öffnet sich auf einen Windfang, von dem früher eine steile Treppe direkt ins Obergeschoss führte. Beim Umbau des Obergeschosses um 1935 ersetzte man diese durch einen Treppenaufgang in der ganz im Hausinneren gelegenen Kammer. Die weitgehend intakt erhaltene Ausstattung wurde in jüngerer Zeit sorgfältig renoviert. Die Stube bewahrt einen türkisfarbenen Kachelofen des früheren 19. Jh. samt zweistufiger Kunst, der auf gerillten Sandsteinfüssen steht und von Kranzkacheln mit aufgemaltem klassizistischem Faszien- und Palmettendekor abgeschlossen wird. Die Wände zeigen gefeldertes, heute holzsichtiges Weichholztäfer; die profilierte Balkendecke ist mit einem Schiebeboden und Deckleisten versehen. Die seit längerem mit der Stube verbundene Nebenstube besitzt noch Reste eines älteren Brettertäfers und einen Wandschrank. Zwischen Stube und Nebenstube ist die Decke mit einem jüngeren hölzernen Unterzug samt Pfosten abgefangen. In der Küche steht ein älterer Eisenherd. Die Obergeschossräume zeigen Krallentäfer vom Umbau um 1935. Unter der östlichen Hälfte des Wohnteils erstreckt sich ein Gewölbekeller mit Aussenzugang von der Südseite her, wo sich ein Türblatt aus der Zeit um 1800 erhalten hat.
Der nördliche Wohnteil samt Anbau von 1819 (Vers.-Nr. 3B) ist im Inneren vollständig modernisiert. Ein Gewölbekeller mit Aussenzugang und bauzeitlicher Brettertür liegt im Bereich des Anbaus.
Dem Ökonomieteil ist südseitig unter abgeschlepptem Dach wohl seit dem 19. Jh. eine offene Remise mit gemauerter Aussenwand vorgelagert. Dahinter sind wesentliche Teile der ursprünglichen Bohlenständerkonstruktion des Stalls erhalten. Vorhanden sind auch noch die originalen, von Holznägeln zusammengehaltenen und in einer hölzernen Pfanne gelagerten Tenntore, die sich auf den Remisenenbau öffnen. Im westlichsten Bereich der nördlichen Längsseite, der zum vorderen Hausteil (Vers.-Nr. 3A) gehört, öffnet sich eine stichbogige Brettertür samt originaler, hölzerner Verriegelung. Ansonsten ist die nördliche Längsseite stärker verändert.
Südseitig erstreckt sich vor dem Haus der ehemalige Bauerngarten mit hübschem Muschelkalkbrunnen (Bauinventarobjekt AUS908C). Daneben befindet sich ein bodeneben abgedeckter Sodbrunnen von ca. 7 Meter Tiefe. Zum intakten Erscheinungsbild trägt auch der alte Baumbestand bei.
Anmerkungen:[1] Schärli 1992, S: 173f.
[2] Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0117, Brandkataster Gemeinde Auenstein, 1899-1938.
[3] Freundl. Mitteilung der Eigentümerin (2018).
Literatur:- Thomas Schärli, Veltheim. Ein Dorf am Rande des Aargauer Juras, von den Anfängen bis zur Gegenwart, Veltheim 1992, S. 173f.
- Unbekannter Aargau. Ansichten des 18. und 19. Jahrhunderts aus der Sammlung Laube, Ausst.Kat. Aarau/Baden, Aarau 1994, S. 51 (histor. Ansicht).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0117, Brandkataster Gemeinde Auenstein, 1899-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=28842
 

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